Text: Claudia Salzmann

Vollbesetzung im Casino. Seit dem allerersten Tag, als die Restaurants wieder aufmachen durften, ist die Terrasse des Casinos voll. Wenn’s regnet, gäbe es wenigstens an der Hauswand trockene Plätze. Dennoch zieht es der Leiter der Gastronomie, Florian Bettschen, manchmal vor, ganz zu schliessen. Denn Gemütlichkeit versteht er anders. Bei trockenem Wetter fährt er eine Bar und eine Grillküche aus dem Boden. Schon beim Betreten der Terrasse, die mit Kieselsteinen belegt und von Kastanienbäumen beschattet ist, riecht man Raucharomen. Auf dem Menü stehen derzeit nebst Salaten und Tatar auch Burger, beispielsweise mit Linsen oder Wagyu-Hornochs im selbstgemachten Brioche-Bun. Auch sonst legt sich die Bäcker- und Patisserie-Crew rund um Samuel Dober ins Zeug: mit frischen Croissants in allen erdenklichen Variationen und einem Glacésortiment mit Choco Loco, Cherry Berry, Caramel Fleur de Sel oder einem Rhabarbersorbetto. Den passenden Slogan dazu hat das Casino-Team auch gefunden: «Probiers mal mit Glacéheit!»

Casino Terrasse

Berns schönste Terrasse, sagen viele: der Aussenbereich des Casinos.

Glace Casino

Das neue Motto im Casino: «Probiers mal mit Glacéheit!»

Ess-Party auf der Münsterplattform. Fündig wurde auch das Restaurant Moment, nämlich auf der Suche eines neuen Kochs: Ruben Sägesser kommt direkt vom Hof der Naturköchin Rebecca Clopath in Lohn GR. Wegen dem Shutdwon konnte Sägesser sein Kochtalent noch nicht gross ausspielen. Aber selbst sein Homedelivery hat die kulinarische Neugierde mancher Berner geweckt. Das «Moment» hätte draussen unter der Laube die Möglichkeit, Gäste zu bewirten. Doch Ruben Sägesser und Gastgeber Sven Stauffer machen derzeit etwas komplett anderes: Sie arbeiten auf der Sonnenseite der Berner Altstadt, auf der Münsterplattform. Vor dem Eckhäuschen hat das «Moment»-Team seinen Grill aufgebaut und bereitet ein wundervolles Sandwich mit Brisket oder Rande oder Flammkuchen zu – Plant Based oder mit Fleisch. Auf der «Pläfe», wie die Plattform unterhalb des Münsters gern genannt wird, gibt es weitere Attraktionen: Vom «Einstein», das im Eckhäuschen eingerichtet ist, gibt’s Apéroplättchen und süsse Happen. «Einstein»-Chef Nikos Vourliotis gibt im Garten ein Comeback mit Street-Souvlaki. Und an schönen Samstagen kommt das französische «Chez Jani et Pablo», schneidet Artischocken auf und grilliert Sardinen. Ein richtiges Essensfest also.

Moment Sandwich

Sonnenseite der Altstadt: «Moment»-Sandwich auf der Münsterplattform.

Essort, Casa Novo, Zähringer. Die Punktelokale in Aare-Nähe und City-Lage melden sich ebenfalls zurück. Ab dem 11. Mai haucht das Wirtepaar Karin und Urs Lüthi ihrem «Essort» (14 Punkte) mit einem spanischen Paella-Event wieder Leben ein. Und bei schönem Wetter ist auch ihr ruhiger Garten wieder geöffnet, mittags zum Businesslunch und abends zum Mehrgangmenü. Dominik und Jesus Novo vom «Casa Novo» bedienen ihre Gäste vor dem Haus auf dem Läuferplatz. Dort gibt’s viel Sonne und schon in der ersten Woche seien sie fulminant gestartet, wie Dominik Novo sagt. Von Donnerstag bis Samstag wird serviert – derzeit ein saisonales Menü mit Spargeln, Erbsen und Frühkartoffeln –, parallel läuft das Take-Home-Menü weiter. Und im «Zähringer» (14 Punkte) in der Matte weht neu ein Walliser Wind: Jeune Restaurateur Gaston Zeiter hat von Zermatt nach Bern umgesiedelt und ist der (noch) ungekrönte Raviolikönig. «Ich habe mich kurzfristig entschieden, aufzumachen», sagt Zeiter. Platz im Garten gibt es genug, sein Team setzt auf eine kleine Speisekarte, wenn die Sonne mitspielt.

Casa Novo Bern

Spargeln, Erbsen, Frühkartoffeln: «Casa Novo» am Läuferplatz.

Cafe Zähringer

Jeune Restaurateur Gaston Zeiter hat sein Café Zähringer kurzfristig geöffnet.

Veranda, Zum Blauen Engel. Die beiden besten Adressen im Länggassquartier bieten wunderbare Gärten. Für die «Veranda» (12 Punkte) hat die Coronakrise auch etwas Positives: Die Nachbarn haben sich mit ihrem Restaurant solidarisiert, ein Gartenbereich mit 16 Tischen konnte endlich realisiert werden. Das Abendgeschäft wartet auf höhere Temperaturen, bis dahin empfängt die neue Gastgeberin Astrid Schmidt ihre Gäste von 11 bis 17 Uhr im Garten. Martin Krebs, der letztes Jahr erstmals im «Zum Blauen Engel» mit 13 Punkten ausgezeichnet wurde, vertrieb sich die Zeit mit Essenslieferungen. Nun hat er seinen verwunschenen Garten aufgesperrt und serviert Baozis, Pizokels und Suppen. Bei Regen wird das Essen zum  Mitnehmen eingepackt.

Veranda Bern

Endlich ein Garten: der Aussenbereich des Restaurants Veranda.

Blauer Engel Bern

Baozis, Pizokels und Suppen: der verwunschene Garten des «Blauen Engel».

Vue im Bellevue. Giardino im Kursaal. Während «Jack’s Brasserie» im «Schweizernof» nur Hotelgäste bewirtet, stehen die anderen beiden Berner Luxushotels externen Gästen offen – zumindest auf den jeweiligen Terrassen. Fabian Raffeiner hat im Kursaal eine neue Spielwiese: Bis Ende 2021 kochte er im provisorischen «Meridiano» auf dem Dach des Swissôtels. Und der gebürtige Südtiroler hat die Leitung des «Giardinos» im Erdgeschoss übernommen. Der schön möblierte Garten mit Koi-Teich ist ideal für für Cocktailstunden und hochstehendes italienische Essen. Im Swiss Deluxe Hotel Bellevue neben dem Bundeshaus hatte Gregor Zimmermann, Staatskoch und Küchenchef, durchgehend zu tun. Der Hotelbetrieb lief praktisch ohne Pause weiter, die Gäste wurden im Restaurant Vue verköstigt. Jetzt ist auch die elegante Terrasse wieder offen. Wer sich dort hinsetzt, versteht den Namen des Restaurants und des Hotels auf Anhieb: Die Aussicht auf die Alpen, den Gurten und das Bundeshaus ist einmalig. Wenn dann noch das Essen – die Crevetten-Calypso nicht verpassen! – aufgetischt wird, ist der Tag perfekt.

Giardino Kursaal

Neue Spielwiese für Fabian Raffeiner: Aussenbereich des «Giardino».

Vue Bern

Der Name sagt alles: Blick von der «Vue»-Terrasse im Hotel Bellevue.

Obstberg, Haberbüni, Süder. Im «Obstberg» im gleichnamigen Quartier ist ein neuer Koch am Herd: Domenic Spycher folgt auf Werner Rothen, und er tischt mediterranes Essen im Garten unter den Kastanienbäumen auf. Das Team, geführt von Gastgeber Christian Schwendimann, ist schon mittags da, macht dann Zimmerstunde und öffnet pünktlich zur Apérozeit wieder.   Das Take-Away der «Haberbüni» hat sich etabliert und bleibt deshalb bestehen. Der Garten ist zwar möbliert, aber noch nicht bedient. Wer aber ein Take-Away-Menü holt, darf sich damit vors Haus setzen. Für Schlagzeilen sorgte die Idee «Habere im Charre», das Essen wird auf dem Parkplatz im Auto serviert, auch dieses Angebot läuft weiter. Vor dem «Süder» von Renate Fankhauser und Martin Moser steht ein beschatteter Garten mit Kieselsteinen zur Verfügung. Es wäre eine Verschwendung, diesen nicht aufzumachen. Offen ist er mittags und abends, «bis Sie frieren».

>> Claudia Salzmann ist Journalistin bei der Berner Zeitung BZ und bloggt für den GaultMillau-Channel.