Das «Fritz Lambada» ist passé. Es war eines der spektakulärsten Restaurants im Kanton Zürich. Dank der atemberaubenden Sicht auf Winterthur vom 23. Stock im Roten Turm. Aber auch dank Michael Dober, dem Küchenchef, der mit raffinierten Kreationen überraschte und ganz unverkrampft Regionalität und Saisonales auf den Teller brachte. Der grosse Dämpfer? Ständig wiederkehrende Probleme, die einen reibungslosen Betrieb im Restaurant verhinderten: Liftrenovationen und zu hohe Temperaturen für Gäste während des Sommers. Deshalb zügelte Dober mit seiner Crew kurzerhand vom Roten Turm ins Winterthurer Zeughaus-Areal, das «Fritz Lambada» mutierte zum «Rosa Pulver». Der Jungkoch setzt trotz improvisierter Küche und fast doppelter Anzahl Sitzplätzen auch 23 Stockwerke weiter unten seinen Höhenflug unbekümmert fort.
Michael Dober zügelte mit seiner Crew im Sommer vom Roten Turm ins Winterthurer Zeughaus-Areal und konnte nun vermehrt das lokale Publikum für sich gewinnen.
Ein Prachtexemplar eines Tartelettes: butteriger Blätterteigboden, auf dem karamellisierte, aufgerollte Kürbisstreifen thronten.
Dober sprudelt vor Ideen: Kartoffelchips mit Sauerkraut, gerösteter Kartoffelcreme und eingelegten Senfkörnern. Eine verkohlte Karotte, mit Kreuzkümmelfond rehydriert und bestäubt mit Joghurtpulver. Trüffel-Flan mit eingelegtem Kürbis und cremiger Sauce aus gerösteter Hefe. Und ein Prachtexemplar eines Tartelettes, auf dessen butterigem Blätterteigboden karamellisierte, aufgerollte Kürbisstreifen thronten, die Dober mit einem Kürbisfond glasierte. Obwohl er einen Ticken einfacher kocht als im «Fritz Lambada», wirken seine Gerichte noch kreativer – als wäre mit dem Umzug eine weitere Last von seinen Schultern gefallen. Dem voll besetzten Lokal nach zu urteilen, spürt das auch das junge, lokale Publikum, das er im «Rosa Pulver» neu für sich gewinnen konnte. Wie in der alten Wirkungsstätte kommen die Teller in die Tischmitte zum Teilen. Gäste haben die Wahl zwischen einer Tavolata mit zehn Gerichten oder à la carte.
Obwohl Küchenchef Dober einen Ticken einfacher kocht als im «Fritz Lambada», sind seine Gerichte noch aufregender als im «Fritz Lambada».
Vorerst dauert das Pop-up «Rosa Pulver» bis Ende Januar – die Chancen auf eine Verlängerung stehen aber laut Machern gut.
Weitere Highlights des aktuellen Herbstmenüs? Die betörende Kombination aus Rotkohlcreme, Fisch-Velouté, Liebstöckel und salzigem Crumble, das Dober mit Wacholder, Nelke und Sternanis aromatisierte. Oder Wirz-Wan-Tans mit Wirz-Chips, Marroni und schwarzem Knoblauch an einer leichten Hoisin-Sauce. Das Zeug zum Highlight hätten auch die Fischstäbchen à la «Rosa Pulver»: geräuchter Wels im frittierten Panko-Mantel – sie präsentierten sich an diesem Abend aber gar ölig. Auch die dazu servierte Zitronen-Mayo mit eingelegten Gurken bräuchte mehr Säure, um den Fischstäbchen etwas entgegensetzen zu können. Leise Kritik am derzeit interessantesten Pop-up des Kantons Zürich, die an diesem Abend schnell wieder vergessen war. Das «Rosa Pulver» bleibt vorerst bis Ende Januar im Zeughaus – die Chancen auf eine Verlängerung stehen aber laut den Machern ziemlich gut.
Zweimal ums Eck zum «Rosa Pulver»: Das Zeughaus-Areal befindet sich nur wenige Busminuten vom Winterthurer Bahnhof entfernt.
Wels-Fischstäbchen im Panko-Mantel und Wirz-Wan-Tan mit Marroni – Küchenchef Dober sprudelt vor Ideen.
—
Kontakt
Rosa Pulver
Zeughausstrasse 52
8400 Winterthur
Tel. +41 52 212 00 22
https://www.rosapulver.ch/
Auf Google Maps anzeigen
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag, ab 17.30 Uhr
Küche bis 21.30 Uhr
Infos
Das Pop-up dauert vorerst bis Ende Januar 2020.
Preise
Tavolata mit Fleisch 69 CHF pro Person, à la carte 5-28 CHF
Empfehlungen
Kürbis-Tartelette, Rotkohl x Fisch-Velouté, Wirz-Wan-Tan, Trüffel-Flan
