Das Restaurant Maison Manesse an der Hopfenstrasse im Zürcher Kreis 3 zeugte schon immer von Wagemut. Die Ambitionen des Lokals um Küchenchef Fabian Spiquel waren von Beginn an hoch – berechtigterweise: die GaultMillau-Punkte sowie der erste Michelin-Stern liessen nicht lange auf sich warten. Sein wilder, experimentierfreudiger Kochstil kassierte dabei aber nicht nur Lob. Nach der letztjährigen Sommerpause dann ein Umdenken: Der Fokus soll wieder vermehrt auf einfacheren Gerichten liegen mit weniger Showeffekt. Zusätzlich gibts nun alle Gerichte à la carte, um den Gästen einen Zwang auf kostspielige, zeitintensive Menüs zu ersparen – gehobene Küche ohne Berührungsängste. Auch die Musik trägt zur lockeren Atmosphäre im Maison Manesse bei: Mal erklingt die schüchterne Stimme von James Blake («Retrograde»), dann Lou Reed mit seinem unverkennbaren Sprechgesang («Walk on the wild side»).

Einrichtung und Bar im Maison Manesse in Zürich

Die Bar im Eingangsbereich begrüsst Gäste mit grossen Farbklecksen im ansonsten weiss gestrichenen Restaurant.

Eine feinsinnige Kombination: leicht gebeizte Lachsfilets, eingelegte Fenchelblüten und in Salz gebackener Ananas im Maison Manesse in Zürich

Eine feinsinnige Kombination: leicht gebeizte Lachsfilets, eingelegte Fenchelblüten und in Salz gebackene Ananas.

Als kleine Showeinlage signalisierten Szechuanblüten auf dem Tisch den Startschuss zum bevorstehenden Abendmenü. Nach einigen Bissen breitete sich das selbe angenehm prickelnde Taubheitsgefühl im Mund aus wie bei Szechuanpfeffer, das die erwartungsvollen Geschmackrezeptoren beruhigte bevor die Hauptvorstellung begann. Währenddessen studierte ich die neu gestaltete Speisekarte und stellte mir mein eigenes Menü zusammen. Ein Stück Blutwurst mit Apfel-Nussbutter-Püree und Brunnenkresse machten den würzig-süssen Auftakt. Dann folgten leicht gebeizte Lachsfilets mit in Salz gebackener Ananas und Ananas-Cider-Gel, eingelegten Fenchelblüten, weissem Bohnenpüree sowie aufgerollte, sauersüsse Friseline. Leider unterlief der Küche hier eine kleine Unachtsamkeit: Meine Ananas-Stücke stammten vom äusseren, sehr salzigen Teil der gebackenen Frucht und überschatteten so den delikaten Fisch.

Fabian Spiquel in der Küche des Maison Manesse in Zürich

Küchenchef Fabian Spiquel in seiner Küche im Maison Manesse.

Ein Highlight der Abendkarte: Bergkartoffeln mit Nüsslisalatpüree und Liebstöckel-Mayonnaise.

Die nächsten zwei Gerichten verdienen grosses Lob. Eine ausgezeichnete Topinambur-Trüffel-Terrine mit Birnen-Topinambur-Creme, Kerbel, Macadamianüssen, Topinambur-Chips und frisch gehobeltem Trüffel bestach durch ihre vielschichtige Textur von weich bis knusprig. Was als nächstes folgte, hätte liebend gerne gleich doppelt auf dem Tisch landen können: «Weisse Lötschentaler» Bergkartoffeln aus dem Albulatal gegart in Heu-Salz-Wasser. Sie lagen in einer klaren Kartoffelsuppe mit Nüsslisalatpüree, Liebstöckel-Mayonnaise sowie eingelegten Topinambur- und Gurkenscheiben – viel Umami, angenehm erdige Noten und ein bisschen Säure. Auch die danach servierte Entenkeule war butterzart und tadellos. Für die klassische Paarung mit Süsse und Säure griff Spiquel zu einer Randen-Vanille-Sauce und Wildquittenmus – als Beilage gabs ein Griessknödel und einen leicht an Minze erinnernden Shiso-Salat. Zum Abschluss sorgte Spiquel noch für süsse Kindheitserinnerungen mit einem Minze-Schokolade-Marshmallow zum selber rösten über der herangetragenen, offenen Flamme.

Randen-Vanille-Sauce und Wildquittenmus passen hervorragend zur butterzarten Ente.

Das Maison Manesse bietet Gästen eine gehobene Küche in lockerer Atmosphäre.

 

Kontakt
Maison Manesse
Hopfenstrasse 2
8045 Zürich
Tel. +41 44 462 01 01
http://www.maisonmanesse.ch/
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Öffnungszeiten
Montag, 11.45 bis 14.00 Uhr
Dienstag bis Freitag, 11.45 bis 14.00 Uhr und ab 18 Uhr
Samstag, ab 18.00 Uhr

 

Sonstige Infos
14 GaultMillau-Punkte (zum Testbericht)

 

Preise
Snacks 8-12 CHF, Gerichte 19-27 CHF, Desserts 5-17 CHF

 

Empfehlungen
Heu-Kartoffel, Entenkeule, Terrine, DIY-Marshmallow