Meine liebsten Berichte entstehen über Orte, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Lokale, an denen du schnurstracks vorbeigehst, wenn du nicht weisst, was sich hinter der Türschwelle verbirgt. Wie die Bar Exer an der Kreuzung Tell-/Zwinglistrasse. Unter neuer Leitung mutiert das seit 1886 existierende Lokal zum neusten Geheimtipp im Zürcher Kreis 4. Geschäftsführer Kenny Thomson bewies bereits mit dem Hot-Dog-Stand «El Compañero» letzten Sommer sein Gespür für guten Geschmack. In seiner neuen Stube serviert der junge Gastronom nun zu wummernden Hip-Hop-Beats Cocktails oder Frosé – gefrorener Rosé aus der Slush-Eis-Maschine mit der gleichen Konsistenz wie Granita. Und – hier unterscheidet sich das «Exer» von seiner Konkurrenz – fabelhaftes Essen, das sich niemand in einer Bar erträumen würde. Denn Donnerstag- und Freitagabend steht Thomsons Geheimwaffe in der Küche: Jasmine Harrison-Lohri.

Die gebürtige Neuseeländerin kocht wild, virtuos und einfach das, worauf sie gerade Lust hat. Gyoza gefüllt mit Rinderhackfleisch und süsslicher Chili-Sauce, die auf eingelegtem Ingwer und Frühlingszwiebeln ruhen. Pochierter Schweinebauch an einer Sauce aus roten Bohnen und Szechuanpfeffer schwimmt in einer erfrischenden Zitronen-Orangen-Bouillon mit Koriander, roten Zwiebeln, Peperoni und Zucchini. Schonend gerösteter Pulpo beträufelt mit Zitronensaft, der ebenso durch Geschmack wie Zartheit glänzt. Oder Tonkatsu mit hausgemachter Sauce, gerösteten Auberginen und wohl dosiertem Ingwer, der sich erst im Abgang meldet ohne den Teller zu dominieren. Harrison-Lohri beherrscht nicht nur das Handwerk, sondern sprengt die Grenzen verschiedener Nationalküchen auf spielerische, unverkrampfte Art. Alle Gerichte bestechen durch Aromen, die sich auch einem kräftigen Cocktail entgegensetzen können.

Jasmine Harrison-Lohri kocht jedes Wochenende, worauf sie gerade Lust hat.

Wild und virtuos: Pochierter Schweinebauch oder Tonkatsu mit gerösteten Auberginen.

Und unter der Woche? Markiert euren Kalender, denn jeden Dienstag- und Mittwochabend begibt sich Gastgeber Kenny Thomson selbst in die Küche. Und zaubert die besten «Fried Chicken» der Stadt auf den Tisch. Sein Trick für zartes, saftiges Fleisch und eine luftige Panade? Zuerst Sous-vide gegart in Sesamöl, Sojasauce und Bourbon Whisky kommen die Pouletschenkel danach nur noch ganz kurz ins heisse Ölbad. Keine Angst beim Zubeissen, denn jegliche Knochen wurden bereits herausgelöst. Dazu serviert Thomson einen Dip aus Sriracha, Sesamöl, Zitrone und Honig. Desserts gibts im «Exer» keine. Aber hey – die Gelati Tellhof liegt nur einen Katzensprung entfernt und schliesst erst um 22.00 Uhr. Oder bestellt einfach noch einen Cocktail.

Kenny Thomson kocht jeden zweiten Mittwoch das beste «Fried Chicken» der Stadt.

Seit 1886 befindet sich die Bar Exer bereits an der Ecke Tell-/Zwinglistrasse.

 

Kontakt
Exer
Tellstrasse 10
8004 Zürich
Tel. +41 44 242 52 12
http://www.exerbar.ch/
Auf Google Maps anzeigen

 

Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag, 18.00 bis 0.00 Uhr

 

Preise
15 CHF pro Gericht, 16.50 CHF für fünf Stück «Fried Chicken»

 

Empfehlungen
Alles!