Fotos: Lukas Lienhard
Mitten in der Altstadt. Ein erstaunlich kleines Lokal mit knapp 30 Sitzplätzen am Tresen und einigen wenigen Tischen, aber mit geschmackvoller Einrichtung; dazu eine Küche mit sehr bescheidenen Dimensionen, aber einem äussert geschmackvollen «Output» (dazu gleich mehr). Das ist das neue «Soï 28» mitten in der Altstadt um die Zürcher Bahnhofstrasse. Leser mit entsprechender Lebenserfahrung erinnern sich: In der früheren «Zur Schtund» wurden einst Flammkuchen und andere simple Genüsse serviert, dazwischen wurde es als Pop-up-Location genutzt.

Knapp 30 Plätze auf engem Raum: Theke im «Soï 28».

Der Geschmack Südostasiens: das beliebte Tiger-Bier.
Heilemanns Traum. Vor rund einem Jahr beauftragte Marco Zanolari, CEO von The Living Circle, seinen Kollegen Benjamin Dietsche, den eben neu eingestellten General Manager des zur Gruppe gehörenden Widder Hotels, mit einem neuen Konzept für die «Schtund». Der junge engagierte Hoteldirektor sprach als erstes darüber mit seinem Kollegen Stefan Heilemann, den mit 18 Punkten und zwei Sternen ausgezeichnete Küchenchef des Widder Restaurants, der sich bisher eher um die anspruchsvollen und hochpreisigen Menüs im Haus gekümmert hat. Aber Heilemann hatte bereits eine Idee im Kopf, die nur noch umgesetzt werden musste: «Es war immer ein Traum von mir, ein Restaurant zu gestalten, wo so gekocht wird, wie ich selbst privat gerne esse», sagt der Koch.

Das Küchen-Team: Colin Rischke, Stefan Heilemann, Miguel Margues (Head Chef) und Mady Manbri (v.l.).
Gyoza, Sashimi, Beef Salad. Im «Soï 28» konnte Stefan Heilemann seinen Traum realisieren, vom Besteck bis zu den Stühlen hat der Koch alles selbst ausgesucht. Und natürlich hat er, zusammen mit Head Chef Miguel Marques, die Karte geschrieben, auf der Inspirationen aus Thailand, Japan und dem südostasiatischen Raum in Gerichten zusammengefasst sind, «wie wir das gerne haben», so Heilemann. Sein Anspruch sei nicht, möglichst authentisch wie auf den Strassen Bangkoks zu kochen, sondern so, dass mit dem Essen Emotionen geweckt werden. Deshalb gibt es als Vorspeise zum Teilen etwa knusprig angebratene Gyoza mit aromatischer Rindfleischfüllung, einen umwerfenden Thai-Beef-Salat mit Fleisch von eigenen Tieren aus dem Jura – gereift bei den Spezialisten von Luma – mit Chili, Thai-Salsa, Koriander-Creme und geröstetem Reis. Oder Sashimi vom Balik-Lachs mit eingelegtem Ingwer und Radieschen sowie Wasabi.

Zum Start: Thai Beef Salad mit Luma-Rindfeisch, Chili, Koriandercreme und Thai-Salsa-

Knusprig, weich und aromatisch: Gyoza mit Rindfleisch- oder Vegifüllung sind eine der Vorspeisen.
Highlight: Ramen-Suppe. «Ich habe mich bei den Gerichten gefragt, wie Dinge, die wir im Restaurant kochen, heruntergebrochen werden können», sagt Stefan Heilemann über seine Herangehensweise. Ein Höhepunkt beim ersten Testlauf ist die Ramen-Suppe mit einer dunklen kräftigen Hühnerbrühe, gezupftem Fleisch vom Pouletschenkel, Soja-Ei, Poulet-Meatballs, zarten Eiernudeln sowie frischem Thai-Sellerie und -Basilikum. Das teuerste Gericht auf der Karte ist das Sando, ein japanisches Sandwich, das mit hochwertigen Wagyu-Entrecôte zubereitet wird und für 70 Franken aufgeführt ist. Ziemlich gut und mit 24 Franken deutlich günstiger ist allerdings das Sando mit knusprigem Poulet, Chinakohl, Jalapeños und Spiegelei. Auf jeden Fall wäre es keine Überraschung, wenn bald schon manche Bahnhofstrassen-Banker zur Mittagszeit mit «Soï 28»-Sandwiches auf dem Weg zurück ins Büro gesehen würden. Denn das neue «Soï 28» ist auch ein Take-away.

Highlight im ersten Menü: Ramen auf Thai-Art mit Hühnerbrühe, gezupftem Pouletschenkel, Chicken-Meatballs, Soja-Ei und Eiernudeln.
«Wir wollen, dass es brummt.» Und für «Widder» General Manager Benjamin Dietsche ist das neue «Outlet», wie das in der Hotelfachsprache heisst, auch der Auftakt zu einer schrittweisen Verjüngung des traditionsreichen Hotels am Rennweg. «Wir wollen, dass es hier brummt», sagt er über das Lokal und sieht das «Soï 28» als eine prägende Erweiterung im Angebot des Widder Hotels, das immer mehr zum City-Resort werde. Mit dem währschaften «AuGust», der hochklassigen Bar, einem Top-Restaurant, dem Fondue Wonder Garten und jetzt mit einer «Easy Asia»-Adresse hat das Hotel auf jeden Fall ein beeindruckend abwechslungsreiches kulinarisches Unterhaltungsprogramm zu bieten.

Gut gelaunter Gastgeber im «Soï 28»: Max Koldenhof.

Der Widder als asiatische Winke-Katze: die Arbeitsuniform im «Soï 28».
>> Soï 28 - geöffnet Montag, Donnerstag und Freitag 12–14/18-22 Uhr; Samstag 12–22 Uhr; Sonntag 18–22 Uhr

