Fotos: Salvatore Vinci
Golf goes Gourmet! Bananen, Proteinriegel und isotonische Getränke – in aller Regel geben sich Golferinnen und Golfer auf dem Platz mit eher profaner Verpflegung zufrieden. Nicht so, wenn die Association Suisse des Golfeurs Indépendants (ASGI) zu ihrem mehrmals jährlich stattfindenden Parcours Gourmands einlädt Dann nämlich kochen Starchefs gleich reihenweise und versorgen die Golfer zwischen Front- und Back-Nine im Clubhouse mit Fine-Dining-Gerichten, die sich sehen lassen können. Das Tüpfelchen auf dem i: Bei der Austragung im bernischen Blumisberg präsemtierten die Köche sogar Weine von Domänen ihres Vertrauens, vertreten durch Winzer und Sommeliers. Da kann man nur sagen: Golf goes Gourmet! Grosses Bild oben (v.l.): Fabien Foare, Romain Dercile, Mathieu Bruno, Reto Lampart, Kaiichi Arimoto & Antonio Colaianni.
Bergsellerie mit fermentierten Brombeeren und Schabziger by Reto Lampart.
Tatar von der blauen Crevette mit schwarzer Zitrone & Duftnessel by Romain Dercile.
Rindstatar mit Eigelbcreme & Kartoffelschaum by Antonio Colaianni.
Sellerie total & alte Bekannte. Die ersten drei Gänge, welche den Gästen am 15. September aufgetischt wurden? Den Anfang machte der frühere 17-Punktechef Reto Lampart, der inzwischen einen privaten Country Club im Val Lumnezia betreibt. Er setzte fast komplett auf Sellerie! Er servierte das Gemüse gegart, als frittiertes Heu, als Creme, gehobelt - und als tiefen Jus, dem er nicht einmal Salz beigefügt hatte. Ergänzt wurde die Kreation mit süss-sauren Brombeeren und Schabziger, den der Chef am Tisch gleich persönlich darüber rieb. Das zweite Gericht von Romain Dercile («Fleur de Sel», Cossonay, 17 Punkte) kam herrlich frisch und verspielt daherkam: leicht iodiges Tatar von der schwarzen Crevette, angegossen mit zweierlei Saucen, einmal mit Zitrone, einmal mit Duftnessel. Zu Golfturnieren gehört, dass man auch auf alte Bekannte trifft, dies gilt sogar auf dem Teller: Antonio Colaianni bereitete für die rund 100 Gäste sein formidables Tatar mit lauwarmem Kartoffelespuma, pochierter Eigelbcreme und Knusperelementen zu. Ja, Wiedersehen macht Freude.
Setzten voll und ganz auf Sellerie: Anni & Reto Lampart.
Big Green Put. Unter den Golfern, welche die 18 Löcher als «Texas Scramble» spielten, gehörten auch ein paar Starchefs, die am Vortag selbst (u.a. mit Franck Giovannini, Marie Robert oder Pierrot Ayer) am Herd gestanden waren. Darunter auch Jeune Restaurateur Domingo S. Domingo vom «Mille Sens» in Bern (15 Punkte). Was war Dodo besser gelungen, das Kochen oder das Golfspiel? «Ich bin froh, muss ich meinen Lebensunterhalt nicht mit Golf verdienen», sagte er schmunzelnd. Humorvoll auch, dass Jane-Lise und Pierrick Suter («Hôtel de la Gare», Lucens, 17 Punkte) Golf-Oberteile mit identischem Print ausführte. Ebenfalls auf dem Court anzutreffen: «Mr. Big Green Egg» John Daly, der am 18. Loch einen gelungenen 15-Meter-Put versenkte: «Ich bin eigentlich privat hier, aber ein wenig Networking mache ich auch.»
Stiessen auf einen gelungenen Event an: Pascal Germanier & Nicole Messerli von der ASGI, Chanoyu-Besitzer Jürg Stäubli.
Raffinesse & Bodenständigkeit. Die zweiten drei Gänge für diejenigen, die den Parcours an diesem sonnigen, mit 22 Grad – vom kräftigen Wind mal abgesehen – perfekten Golftag hinter sich gebracht hatten: Knogl-Schüler Kaiichi Arimoto («Les Montagnards», Broc, 17 Punkte) servierte einen asiatisch-italienischen Gang: erst zwei handgeformte Tortellini mit Hirsch-, respektive Tofu-Füllung, anach ein offener Raviolo mit auf den Punkt gebratener Langustine, angetrockneten Cherrytomaten und Basilikumschaum. 15-Punkter Fabien Foare («Millenium», Crissier) setzte auf eine Tranche Goldbrasse mit Haut, die er mit leicht herbem Tetragonia-Spinat und süssem Kürbis vermählte. Eine zitronige Buttersauce hielt diese durchdachte Komposition zusammen. Nicht zuletzt war da das butterzarte Rindsbäckchen von Mathieu Bruno («Beef’Ør», Lausanne, 13 Punkte), das mit Pilz-Tartelette, luftiger Kartoffelmousse und Kräuterschaum auf den Teller kam. Bodenständig und raffiniert zugleich.
Offenes Raviolo mit gebratener Langustine, Tomate & Basilikum by Kaiichi Arimoto.
Dorade mit Butternuss-Kürbis und Tetragonia-Spinat by Fabien Foare.
Rindsbäggli mit Pilz-Tartelette, Kartoffelmousse und Kräuterschaum by Mathieu Bruno.
Am 19. Loch gab es auch Käse. Zufrieden vom kulinarisch-sportlichen Event war ASGI-General Manager Pascal Germanier. Oder wie er es selbst ausdrückte: «Es wäre eine Herausforderung, bei einem solchen Anlass nicht komplett begeistert zu sein!» Golf macht wirklich, wirklich hungrig. Und da hatte man sogar nach besagter Rindsbacke noch Platz für die herrlichen Käse von den Affineurs Pierre-Alain und Loan Sterchi. Von den gut 15 Tonnen, die sie in ihrem Familienbetrieb in La Chaux-de-Fonds lagern, hatten sie eine fantastische Auswahl dabei. Angesichts des Anlasses konnte man von Glück sprechen, dass auf dem Buffet auch unglaublich aromatischer 24-monatiger Emmentaler nicht fehlte. Genau, das ist der mit den Löchern.
>> www.asgi.ch
Bauten ein grandioses Käsebuffet auf: Vater Pierre-Alain Sterchi & Sohn Loan.
Perfektes Golfwetter: 22 Grad, Sonnenschein und herausfordernder Wind.