Das Café Boy zwischen Lochergut und Bullingerplatz hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Hier traf sich einst die proletarische Jugend zum politischen Austausch – später dann die Nachbarschaft zur Mittagspause. Es gab Jahre mit GaultMillau-Punkten, andere mit leeren Tischen und Konkursverfahren. Jetzt steht das denkmalgeschützte Lokal an der Sihlfeldstrasse wieder im Rampenlicht – nicht wegen einer Revolution, sondern mit etwas viel Alltäglicherem. Und vielleicht gerade deshalb trifft es den Nerv der Zeit. Ein neues Team hat die Küche übernommen und sich bewusst für Gerichte entschieden, die nicht erklären müssen, was sie sind. Auf der anderen Seite steht die Architektur des Lokals, die ebenfalls für sich spricht: viel Licht dank den hohen Fenstern, klare Linien, kaum Dekoration. Die grosse Terrasse und die Pergola sind weitere Pluspunkte und sorgen für eine lebendige, städtische Atmosphäre. Innen gibts genügend Tische für spontane Besuche.

Cafe Boy Zurich

Im «Cafe Boy» beim Zürcher Lochergut gibts genügend Tische für spontane Besuche.

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Das Mistkratzerli im neuen «Café Boy» kommt vom Grill, ist aussen knusprig, innen saftig.

Was auf den Tisch kommt, wirkt vertraut, fast nostalgisch und zeigt solides Handwerk. Im Mittelpunkt steht das Mistkratzerli vom Grill: aussen knusprig, innen saftig, begleitet von Pommes frites und einer luftigen Knoblauchmayonnaise. Das Entrecôte ist auf den Punkt gebraten, dazu eine cremige Pfeffersauce und ein Löffel Jus. Zu den weiteren Gerichten gehört ein fein geschnittenes Rindstatar, sauber abgeschmeckt und serviert mit getoastetem Brioche und Butter. Der Crevettencocktail, ab den 1960er-Jahren von keiner Bistrokarte mehr wegzudenken, erscheint mit einem leichten Mayodressing, Sellerie-Brunoise und einem Schnitz Zitrone für Frische und Balance. Auch leichtere Teller fehlen nicht: ein Salat mit gebackenem Chèvre und Honig oder gerösteter Kabis an einer Beurre blanc. Das Doradenfilet mit Zitronensauce, Kapern und Oliven bringt für einen Moment die Riviera in Sichtweite.

Cafe Boy Zurich

Die Vorspeisen im neuen «Café Boy»: Crevettencocktail, gebackener Chèvre mit Salat sowie Rindstatar.

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Das Lokal mit dem ikonischen Schriftzug über dem Eingang zwischen Lochergut und Bullingerplatz hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Kein Gast sollte das «Boy» verlassen, ohne ein Dessert bestellt zu haben. Auch sie atmen französischen Bistrogeist: Paris-Brest, luftiger Brandteig, aufgeschnitten und gefüllt mit Nusskrokant-Buttercrème. Oder ein Mousse au chocolat mit einem Klecks Crème double – schlicht, sättigend und vielleicht das, was einem Dessertklassiker in Zürich am nächsten kommt. Hinter dem neuen Café Boy steht ein erfahrenes Kollektiv aus der Zürcher Gastroszene, das Lokale wie das «Gasthaus zum Guten Glück» oder den «Schnupf» geprägt hat. Es kennt das Quartier, die Gäste – und den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit sowie dem Anspruch, sich in der dynamischen Zürcher Szene zu behaupten. So wird aus einem geschichtsträchtigen Ort kein Denkmal, sondern hoffentlich wieder ein lebendiger Treffpunkt. Mit gutem Essen, viel Platz und einem Hauch Nostalgie, der angenehm nachklingt.

Cafe Boy Zurich

Die schnörkellose Architektur des Restaurants besticht durch klare Linien und viel Licht dank den hohen Fenstern.

Cafe Boy Zurich

Zwei weitere Bistroklassiker auf der Karte: Doradenfilets mit Zitronensauce sowie Steak au poivre mit Pommes frites.

 

Kontakt
Café Boy
Kochstrasse 2
8004 Zürich
Tel. +41 44 203 42 32
cafeboy.ch
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Öffnungszeiten
Dienstag und Mittwoch, 17 bis 23 Uhr
Donnerstag bis Samstag, 17 bis 24 Uhr

 

Preise 
Vorspeisen 14-24 CHF, Hauptgerichte 28-42 CHF, Desserts 6-16 CHF

 

Empfehlungen
Crevettencocktail, Mistkratzerli, Steak au poivre, Paris-Brest