27 Jahre lang «Padrino». Es war eine wunderbare Zeit. 27 Jahre lang führte Giorgio Montella mit Grandezza und mit jungen Köchen am Herd das «Padrino» im Grand Hotel National, ein elegantes italienisches Ristorante direkt am See. Was auf der Speisekarte stand, war nicht so wichtig. Die Stammgäste bestellten, was Signor Giorgio auf seinem Notizblöckli hatte: Beeftatar in einer Gemüsebouillon. Spaghetti alle vongole. Tortelli mit allen Ingredienzen einer Carbonara in der Füllung, eine Kopie wohl vom Signature Dish des Römer Dreisterne-Chefs Heinz Beck. Giorgio Montella hätte den Vertrag im «National» gerne verlängert. Aber die Besitzerfamilie Erculiani gehörte nicht zu seinem Fanclub. Im Gegensatz zu den Klassik-Stars und Stammgästen Anne-Sophie Mutter oder Daniel Barenboim. Bild oben: Salvatore De Giorgio, neu im «National» Luzern.

Klingler's Luzern 2020 Klinglers Luzern, Luzern, Starchef, Valerio Flori © Thomas Buchwalder

Im «National»: «Klingler’s» geht, Salvatore De Giorgio übernimmt.

Ristorante Barbatti, Bindella, Luzern, LU

Ein Stück Luzerner Restaurant-Geschichte: Das «Barbatti».

Die Geschichte wiederholt sich. Auch Montellas Nachfolger Hansjürg Klingler wäre gerne geblieben, stellt aber resigniert fest: «Wir konnten uns mit den Vermietern leider nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen.» Klingler, früher Top-Manager bei Lindt & Sprüngli:  «Meinem kleinen Hobby Gastronomie möchte ich treu bleiben. Wir suchen in Luzern nach einer neuen, geeigneten Location.» Ein unruhiges Jahr für den Investor: In Zürich musste nach Abgängen eine neue Mannschaft her. In Ascona wurde die Filiale schnell wieder geschlossen. In Luzern ist «Klingler’s» nie richtig angekommen, auch wenn Chef Valerio Flori einen prima Job macht (14 Punkte, geöffnet noch bis Ende Jahr).

Der «Barbatti-Gastgeber übernimmt! Der neue Mann und Patron im ehemaligen «Klingler’s»: Salvatore De Giorgio, 13 Jahre im Dienst der Familie Bindella. Er kennt die Stadt, er kennt die VIPs, er ist ein fantastischer Gastgeber. Für den Neustart im Februar hat er eine klare Vorstellung: «Ich stelle eine neue, junge Truppe zusammen. Wir wollen die italienische Küche nicht neu erfinden, einfach nur authentisch und gut kochen.» Und wie soll das Ristorante heissen? «Am liebsten wieder Padrino», sagt Gastgeber Salvatore. Das wäre eine wunderschöne Hommage an die goldenen Zeiten von Giorgio Montella.

Der Neue im «Barbatti»: Fedele Severino, ein Bindella-Profi, zuletzt im «Vallocaia» Zürich.

Der Neue im «Barbatti»: Fedele Severino, ein Bindella-Profi, zuletzt im «Vallocaia» Zürich.

Rudi Bindella: «Wir bleiben Freunde». Für Patron Rudi Bindella ist der Abgang des Geschäftsführers ein schwerer Schlag. Salvatore De Giorgio war «Mister Barbatti», die Seele des höchst erfolgreichen Restaurants. Der Dottore bleibt auch in solchen Situationen ein Gentleman: «Wir gratulieren Salvatore De Giorgio zu seinem unternehmerischen Entscheid, wünschen ihm Glück und Segen. Wir bleiben Freunde!» Per 1. November übernimmt Fedele Severino (bisher «Vallocaia» im Zürcher Niederdorf) das «Barbatti». Alessandro Bernotti bleibt Küchenchef (13 Punkte).

Das sind die besten «Italiener». In Luzern gehören vier «Italiener» zu den erfolgreichsten Restaurants der Stadt. Das «Barbatti» (mit Werken von Rolf Brem) ist Kult, die Plätze auch auf der Boulevard-Terrasse heiss begehrt. «La Cucina» ist ein Evergreen, mit Chefs aus Kalabrien und grosser Torten-Show für Geburtstagskinder. «Daniele» hat sich in wenigen Jahren einen Fixplatz in der Szene gesichert. Das «Mamma Leone» von José da Silva am Mühlenplatz ist die italienische Top-Adresse der Stadt. Der frühere 19-Punktechef Bernard Ravet aus Vufflens-le-Château VD: «Ich habe auf dem GaultMillau-Channel vom «Mamma Leone» gelesen und bin schon zweimal hingefahren. Küche und Service sind aussergewöhnlich gut.»

 

www.bindella.ch

 

Fotos: Matthias Keller, Thomas Buchwalder, David Künzler, Ellin Anderegg, Rawport Studio