Kronenhalle

In turbulenten Zeiten ist es beruhigend, wenn lieb gewonnene Institutionen als Fels in der Brandung eine gewisse Sicherheit vermitteln. Für Liebhaber eines gutbürgerlichen Essens in aussergewöhnlichem Rahmen – und zu quartierüblichen Preisen – ist die «Kronenhalle» dieser Fels. Die Küche von Peter Schärer ist zuverlässig grundsolid, an der Front steigt die Qualität unter der neuen Leitung des weltgewandten Dominique Godat merklich: Der ehemalige Hoteldirektor und unser «Schweizer Star im Ausland 2020» ist aus Russland in die Schweiz zurückgekehrt und hat beim Auftritt des Serviceteams bereits spürbar Einfluss genommen.
Formvollendet und elegant wird Sauerrahm über den hochwertigen schottischen Wildlachs auf einem nussigen Blini gegeben. Das Vitello tonnato aus zartem Kalbsbraten an reichhaltiger, feiner Thunfischsauce ist ausgezeichnet, bloss die Saucenmalerei mit süssem Ketchup stört das Aroma. Die frischen Steinpilze sind klassisch mit Knoblauch und Kräutern gebraten. Wir bestellen den Evergreen «Robespierre» aus Schweizer Rindsfilet, auch weil die Kunst der Zubereitung am Tisch hier vollendet beherrscht wird: Das kurz angebratene Fleisch wird im Kalbsjus über einer Gasflamme auf den gewünschten Garpunkt gebracht. Das schmeckt hervorragend, aber die Rösti als Beilage hätte mehr Aufmerksamkeit des Kochs verdient – sie wirkt gar schnell zubereitet.
Wer noch ein Dessert will, sollte vorausplanen: Die klassischen Vermicelles mit Meringue und Vanilleglace reichen für mindestens zwei, und auch die am Tisch geschöpfte Schokomousse mit Crème fraîche ist ein ausgezeichneter, aber kein leichter Schluss.