Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Digitale Massarbeit

Aberdeen Angus. Wer mit dem Auto durch die Region Wasserfallen im Kanton Baselland fährt, muss grausam aufpassen. Die Umgebung ist so idyllisch, dass der Blick schnell am saftigen Grün und der hügeligen Topographie hängen bleibt, statt am kurvigen Strassenverlauf. Links und rechts erstrecken sich saftige Wiesen und kurz vor Reigoldswil ist das Gras gespickt mit schwarzen Flecken. Es sind die Black-Angus-Rinder vom Hof Hoggen. Hier lebt Familie Rieder mit ihren 83 Aberdeen Angus. 

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Thomas Rieder muss schon vor Sonnenaufgang in den Stall. 

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Die Rinder stammen aus Schottland, die Rasse heisst Aberdeen Angus. 

Mutterkuhhaltung. Thomas Rieder züchtet die Rasse wie schon sein Vater Hans vor ihm. Das Fleisch der Tiere wird unter dem Label Swiss Black Angus verkauft. Die Produktion unterliegt den Standards von IP Suisse. Eine naturnahe Produktion, Biodiversität und Tierwohl sind keine schönen Worte, sondern die strengen Auflagen. «Wir betreiben eine Mutterkuhhaltung. Das heisst, die Kälber bleiben bei der Mutter, bis sie etwa zehn Monate alt sind. Die Milch ist ausschliesslich für die Kälber bestimmt», erklärt Thommi Rieder. 

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Experten unter sich: Thommi Rieder mit Lucas Ochslin (r.).

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Die Rinder bleiben bei den Mutterkühen, die Milch ist ausschliesslich für sie bestimmt. 

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Marco Tessaro überzeugt sich persönlich von der Nachhaltigkeit des Swiss Black Angus.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Annette und Thommi streifen durch das hohe Gras. Im Schlepptau haben sie einen Grossteil der Rinder sowie Marco Tessaro und Lucas Oechslin von Luma Delikatessen. Die beiden verkaufen in ihrer Online-Metzgerei Fleisch von Swiss Black Angus. Von der Fleischqualität sind sie mehr als überzeugt. Aber es gehört auch zu ihrem Businessmodell, sich selbst ein Bild zu machen, wie die Tiere gehalten werden. 

Sommer auf der Alp. Die Sonne kratzt gerade so am Horizont, der Wald wirft einen langen Schatten auf die Weide. Und genau da wollen die Tiere hin. Denn für einen Maitag ist es schon am frühen Morgen ziemlich warm. «Es ist wichtig, dass die Angus immer Schatten haben», sagt Rieder. Im Sommer gehts auf die Alp. Entweder auf den nahe gelegenen Stierenberg oder sogar ins Engadin. «Den Angus ist es hier im Sommer viel zu heiss. Sie bevorzugen Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad.»

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Die Rinder leben in einem Stall mit Auslauf, im Sommer sind sie draussen oder auf der Alp. 

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Der Hof Hoggen ist ein Familienbetrieb mit drei Generationen.

IP-Suisse-Standards. Kulinarisch gesehen ist es im Moment  das reinste Paradies. Das Land der Rieders erstreckt sich über 55 Hektaren. Das Gras ist saftig, die Blumen blühen in allen erdenklichen Farben. «Die Angus fressen nur Gras. Kraftfutter kriegen sie keines. Höchstens ein bisschen Mais. Aber den pflanzen wir selber an», sagt Rieder. Soja ist Tabu, auch das steht in den Richtlinien von IP Suisse und Swiss Black Angus. Gras ist die natürlichste Form der Ernährung für die Angus-Rinder. Sie stammen ursprünglich aus den schottischen Highlands, wo es weit und breit nur Gras gibt. Annette Riederer hat allerdings noch eine Überraschung für die Tiere im Sack: etwas altes Brot. Das ist aber eher ein «Zückerchen» als Teil des offiziellen Speiseplans. 

Optimal: Fettklasse 4. Lucas Oechslin und Marco Tessaro sind beeindruckt vom Hof Hoggen. Ein Vorzeigehof, aber nicht der einzige. Bauern, die Rinder für Swiss Black Angus züchten, gibt es vom Genfer bis zum Bodensee. Und trotzdem ist das Fleisch eine seltene Delikatesse, die ihren Preis hat. «Es ist ein rares Produkt, das muss etwas kosten», sagt Oechslin. «Aber das Fleisch muss qualitativ top sein.» Swiss Black Angus zeichnet sich durch die intensive Marmorierung aus. Jedes Stück wird in Fettklassen 1 bis 5 eingeteilt. Optimal ist Fettklasse 4, Fleisch der Stufen 1 und 2 kriegt das Label nicht – aber das ist kaum der Fall. Geschlachtet werden sämtliche Swiss-Black-Angus-Rinder bei Lucarna in Hinwil ZH. 

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Das Label Swiss Black Angus wird nach Standards von IP Suisse produziert. 

Kälbchen beatmet. Die Rinder wirken anmutig, fast schon sportlich. Sie haben eine moderate Grösse, nur einer ragt aus der Menge. «Das ist Excalibur, unser Lieblings-Muni», sagt Riederer. Insgesamt drei gibt es auf dem Hof Hoggen – die Fortpflanzung erfolgt auf natürlichem Wege. Die Tiere sind robust, auch wenn es ums Gebären geht. «Die Kälber sollen naturnah zur Welt kommen. Das Ziel ist, dass ich bei der Geburt nicht eingreifen muss.» Ausnahmen gibt es immer: «Einmal musste ich ein Neugeborenes beatmen. Ich habe ihm in die Nase geblasen. Als es selbständig geatmet hat, war das schöner als ein Sechser im Lotto!»