Shrimps, Enten und Ingwer «vo Hie». Die Gäste im «Victoria-Jungfrau» Interlaken sind mehrheitlich nicht «vo Hie». Sie kommen aus den USA, aus Brasilien und dank Jungfraubahn-Power-Direktor Urs Kessler vor allem aus Asien. Ihr Ziel: V-Bahn Richtung «Top of Europe» (Jungfraujoch), am nächsten Tag mit dem Golden Pass-Panoramazug nach Montreux. Und dazwischen? Für Foodies ist ein Diner im Vorzeige-Restaurant «Radius» Pflicht. Der Name ist Programm: Chef Stefan Beer ist nicht nur Koch, sondern auch Foodscout. Er verarbeitet nur Produkte, die in einem Radius von 50 Kilometern gedeihen. Erstaunlich, was da zusammenkommt: Shrimps, Enten, Wachteln, Egli, Kaviar, aber auch Ingwer (aus Uetendorf) und Safran (aus Konolfingen). Die Gäste von fernen Kontinenten sind hin und weg: «Unbelievable!»

Radius by Stefan Beer - Victoria Jungfrau Food & Crew Juni 2023: Aktuelles Menü vo Hie und das vegane Menü vo Hie. Stefan Beer, Chef, Restaurant Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa, Interlaken, BE

Für die Ravioli ist die römische Sous-Chefin Sarah Tombolelli zuständig.

GM Stefan Beer, Alp Feuzes Bergli, Kräutergarten

Im Kräutergarten zuhause: Executive Chef Stefan Beer.

Rind und Kalb im Frühling

Alles aus der Region: Auch Rind und Kalb im Hauptgang. 

Ringgenberger «Sardinen-Egli» & «Schwein hoch 3». Scouten ist das eine, Kochen das andere. Die «Radius»-Crew arbeitet auf hohem 17-Punkteniveau – auch wenn der Chef wegen schweren Folgen eines Velo-Unfalls wochenlang fehlte. Die Römerin Sarah Tombolelli springt in die Bresche, kriegt das prima hin: Zarte Egli aus Ringgenberg, frech in Sardinen-Form geschnitten, mit Fenchel, Apfel und «Gurnigelwurscht». Oona-Kaviar auf Schichten von Rande, Meerrettich und Meiringer Crème Fraîche, mit einem Schuss lokalem Matte-Wodka. Haxe und Bauch vom Lamm aus Wengen, sanft gegart und geräuchert, mit Onsensei. Dreierlei vom hiesigen Schwein: Filet, Nacken, Guanciale (im Agnolotti drin). Auch die empfohlenen Weine sind «vo Hie» (Bielersee): 2020 Sauvignon Blanc Summerrode von Sabine Steiner, 2020 Syrah von «Keller am See». Man sollte die besten Schweizer Weine aus der Drei-Seen-Region nicht unterschätzen.

Pizza Sapori

Bei Touristen und Einheimischen sehr beliebt: Das «Sapori» im Jugendstil-Saal. Pizza in 28 Varianten. 

Scialatielli & 28 x Pizza. «Fine Dining»-Pflicht besteht nicht, zwei Alternativen bieten sich an. Das «Sapori» ist wohl Interlakens erfolgreichstes Restaurant. Da braucht es im wunderschönen Jugendstil-Saal und auf der Terrasse an der Flaniermeile schon mal einen Dreischichten-Betrieb, um alle Gäste glücklich zu machen. Auf der riesigen Karte alles, was auch in Italien glücklich macht: Bruschette, Vitello Tonnato, Cozze, Spaghetti alla Chitarra, Scialatielli mit Meerfrüchten, Scaloppine al limone, Pizza in 28 (!) Varianten. Das «Sapori» hat einen bärenstarken Coach: Marco Ortolani («La Réserve» Zürich) powert auch in Interlaken. 

Maître Gennaro trägt jetzt Sneakers. Das luxuriöse Restaurant «Terrace» ist jetzt eine Brasserie. Die Mitarbeiter ziehen mit: Maître Gennero, 35 Jahre in Anzug und Dinner-Jacket, unterwegs, trägt jetzt weisse Sneakers. Auf der Karte: «Moules Frites», Crispy Maguro (Thunfisch), Paccheri mit Hummer-Ragout, Entrecôte «Café de Paris». Heimlicher Renner draussen auf der Terrasse: Die knusprige «Militär-Chässchnitte».

Alles für die Kids: Gartenpool & «Bienehuus». Einer checkte aus, altershalber: General Manager Peter Kämpfer übergab den Job seinem früheren Vize Nico Braunwalder, der für Michel Reybier diesen Winter den «Schweizerhof» in Zermatt geführt hat. Kämpfers Bilanz im noblen Swiss Deluxe Hotel ist ausgezeichnet: Umsatz und Ertrag markant gesteigert, alle 216 Zimmer renoviert, Umpositionierung geglückt. Im «Victoria-Jungfrau» gehen nicht mehr wie früher gestandene Wirtschaftsführer ein uns aus. Neue Märkte wurden erschlossen und: «Wir haben die Familien im Visier. Das sind unsere Gäste von morgen!», sagt Kämpfer. Dafür hat er investiert: Ein neuer Gartenpool wurde eröffnet (20 x 10 Meter), mit Foodtruck am Beckenrand. Ein altes Chalet wurde zum Kids Club «Bienenhuus» umgebaut, auf zwei Etagen, für alle Altersklassen, mit zuverlässigen Nannies; die Eltern können sich entspannt Richtung Jungfrau-Spa absetzen. Für die Kids ist gesorgt: Sie kriegen bereits beim Frühstück ein eigenes Buffet.

 

 

 

www.victoria-jungfrau.ch

 

Fotos: Kurt Reichenbach, Tina Sturzenegger, HO