Text: Anita Lehmeier | Fotos: Lorena Widmer 

Links Mike Wehrle, Zwillinge Vilaj und Virat Kanjan, Tobias Peyerl, Damian Carini, Hannes Grössinger

Bereit für den Ansturm: v. l. Culinary Director Mike Wehrle, die «Spices»-Chefs Vilaj und Virat Kanjan, Tobias Peyerl, Chef Oak Grill & Pool Patio, Damian Carini, Haus-Patissier, Hannes Grössinger, Executive Sous Chef.

Volksfest im Luxusresort. Holztische und -bänke, Bratwurststände und Wanderschuhe sind Dinge, die man im Bürgenstock Resort sonst nicht sieht. Auch die sperrige Nidwaldner Mundart hört man eher selten in den noblen Hallen oder eleganten Fine-Dining-Restaurants, viel öfter Englisch, Arabisch, Spanisch, Hoch- oder Zürideutsch oder andere Weltsprachen. Am vergangenen Sonntag war auf dem Bürgenstock für einmal alles anders: Im Resort herrschte Volksfeststimmung. Und ein Besucherandrang von Einheimischen, wie ihn das Hotel in seinen 150 Jahren wohl nicht gesehen hat. Das Bürgenstock Resort hatte zur Jubelfeier die Bevölkerung vom Fuss der Nobelhügels nach oben eingeladen. Tickets für die Party gabs für alle kostenlos. In einem Dutzend Foodtrucks wurde Essen von Starchefs zu Schnäppchenpreisen gereicht. Bastian Baker, der Publikumsliebling aus Lausanne und seine Schwester Maryne, ein aufsteigender Stern am Musikhimmel, gaben Gratiskonzerte. Die Anreise von Luzern mit dem eleganten Katamaran und der Standseilbahn kostete an diesem Feiertag nur schlappe zehn Franken. Postautos fuhren im Halbstundentakt rauf und runter. So viele Anreize liessen sich die Einheimischen nicht entgehen: im Nu waren 4300 Gratis-Tickets gebucht, das Resort beendete die Online-Anmeldungen. Am Festtag vergangenen Sonntag tummelten sich dann auf dem Bürgenstock 5000 neugierige Besucher vo hiä – die Full-House-Gäste aus aller Welt nicht mitgezählt! Die Party-Meile reichte von der Piazza bei der Reception über die riesige Terrasse zum Palace Hotel bis zur Taverne, eng wurde es nirgends.

Pulled Pork Burger

Fingerfood: Pulled Pork Burger vom Holzen-Fleisch.

Obbärger Bratkäse & Ruchbrot

«Währschafts vo hiä»: Bratkäse vom Bircher Sepp.

Grünes Curry mit Riesencrevetten & Reis

Spicy: Grünes Curry mit Riesencrevetten und Reis.

250 KILO SHRIMPS, 1600 KÄSEWÜRSTE, 320 KILO SCHWIENIGS. Schlangen bildeten sich nur bei den acht Foodtrucks und Ständen, wo die Brigaden des Resorts, verstärkt durch Kollegen von den Schwesterhotels «Schweizerhof» Bern und «Royal Savoy» Lausanne, ihre Spezialitäten anboten. Culinary Director Mike Wehrle hat im grossen Rahmen Waren bestellt: 250 Kilo Shrimps, 150 Kilo Calamari, 120 Kilo Bratkäse, 1600 Alpkäsewürste, 420 Kilo Älplermagronen, 320 Kilo Pulled Pork – 2800 Kilo Lebensmittel insgesamt, ausreichend für 13'500 Portionen. «Wir wollten sichergehen, dass von allem für alle genug da ist. Ein «Sold out» war keine Option», meinte der Chef der Chefs. Begehrt beim Publikum waren die grünen Currys mit Jasminreis und Riesenkrevetten oder Tofu aus der «Spice»-Küche der Zwillinge Virat und Vilai Kanjan, der Pulled Pork Burger aus Säulifleisch von Nachbar Holzen, die Oriental Bulgur Bowl von «Parisa», der persischen Bürgenstock-Küche. Vor allem Deftiges, wie es sonst in der rustikalen «Taverne» serviert wird, fand reissenden Absatz. Etwa der Obbürger Bratkäse von Josef Bode-Sepp Bircher von nebenan, die Älplermagronen mit Apfelmus und Röstzwiebeln oder die Nidwaldner Alpkäsewurst mit Sauerteigbürli und Zwiebelsenf. Weil der Käse gar heftig auf den Grill tropfte, kam es am Wurststand zu Feuer und Rauch, der einzigen kleinen Panne am Feiertag. Der defekte Grill wurde flugs mit einem Big Green Egg ersetzt, Wurstliebhaber mussten sich keine zwanzig Minuten gedulden.

Oriental Bulgur Bowl

Fruchtig und vegi: Oriental Bulgur Bowl vom «Parisa».

Damian Carini

Damian Carini machte Nutella-Crêpes à gogo.

Empanadas

Die Portion Empanadas für kundenfreundliche acht Franken!

CRÊPE CARINI. Am meisten Andrang allerdings herrschte am Crêpe-Stand, pausenlos von elf bis sechs Uhr. Gefüllt waren die Teigtaschen mit kommunem Nutella. «Wir haben im Team diskutiert, ob wir eine eigene, feine Haselnuss-Schoggi-Crème machen wollen, aber alle haben für Nutella gestimmt. Weil die einfach zur süssen Crêpe gehöre. Ich habe mich der Mehrheit gebeugt», erzählt Mike Wehrle schmunzelnd. Auch Chef-Patissier Damian Carini, ein Zauberer in Sachen Süsses, musste nachgeben, «auch wenn es mich im Herzen ein bisschen schmerzt, so ein Industrieprodukt zu verwenden». Die 80 Liter Teig waren kurz nach Mittag «vercrêpt», die Küche lieferte dieselbe Menge für weitere 1100 Portionen nochmals nach. Abends war auch davon nicht mehr viel übrig.

80 SONNENSCHIRME & DURSTIGES WETTER. Nicht nur das Kulinarische, sondern die ganze Infrastruktur der Jubiläumsparty war für das Bürgenstock-Team eine immense logistische Herausforderung. Bühne, Festgarnituren, Stehtische, Kühlschränke, Blumenschmuck, Foodtrucks, Stromkabel – alles musste für den langen Sonntag pünktlich am richtigen Platz sein. Haus-Stromer Adrian Stettler verlegte allein rund 2,5 Kilometer Kabel. Thomas Goval, Acting General Manager, lobte am Abend alle Mitarbeitenden des Resorts für die tadellose Organisation und Durchführung des Festes. Dominik Stalder, Event-Verantwortlicher, koordinierte 200 Helferinnen und Helfer plus 25 Security-Männer – die einzigen übrigens, die berufsbedingt nicht ein breites Smile im Gesicht trugen am Festtag. Aufgrund der Wetterprognosen sah sich die Direktion veranlasst, kurzfristig zusätzliche 80 Sonnenschirme zu organisieren. Zwar war der Sonntag nicht so brutal heiss wie der Vortag, morgens war es gar neblig und frisch, aber am Nachmittag waren die Besucher doch froh um Schatten. Durstiges Wetter wars trotzdem, wie die fleissigen Mixerinnen und Zapfer an den Getränkeständen einstimmig berichteten. Auch Willi Schmutz von Nobile, der hochdekorierte Glacé-Lieferant aus dem Baselbiet, reichte den Grossteil der 350 Liter Glacé (2500 Portionen) über die Tresen seiner beiden Stände. Abends um sechs machten sich die Tagesbesucher auf ihren Weg nidsi vom Nobelhügel, pappsatt und viele auch versöhnt mit dem Bürgenstock, diesem Spielfeld der Reichen und Schönen. Seit die Hotelpioniere Franz Bucher-Durrer und Josef Durrer anno 1873 das erste Grand Hotel auf dem Bürgenstock eröffnet hatten, sahen viele im Tal unten ihren Hausberg an die grosse Welt verloren. Das Geburtstagsfest für die Öffentlichkeit zeigte, dass alle willkommen sind. Ein Effekt, vom dem sich Stefan Leser, Executive Manager der Katara Hospitality Schweiz, nachhaltige Wirkung erhofft.

 

www.burgenstockresort.com