Fotos: Adrian Bretscher

Luxusuhren am Sonntag? Da wird Ihnen geholfen! Luc Frieseisen, 38, ist im Dolder Grand der Mann mit den goldenen Schlüsselchen am Revers. Der Concierge reserviert für die Gäste des Zürcher Fünfsternehotels die Restaurants, bucht Museumsbesuche und Sightseeing-Touren durch die ganze Schweiz. Und macht es auch am Sonntag möglich, dass eine bestimmte Luxusuhr in der Boutique an der Bahnhofstrasse am Montagmorgen schon um 8 Uhr parat liegt, wenn der frühe Abflug eines Gastes dies verlangt. 

Rosenkavaliere und Hochzeitsanträge. Wer oft reist, kontaktiert Frieseisen schon vor der Ankunft. Dann organisiert er für die Spritztour falls gewünscht auch einen Bentley (die Kollegen vom Baur au Lac in der City haben einen!). Oder den Personal Trainer fürs Joggen. Allenfalls ein ganzes Hotelzimmer voller Rosen, sollte da jemand so richtig fest verliebt sein oder einfach nur ein schlechtes Gewissen haben. Was er jüngst nicht eingefädelt hat: Als ein Gast heimlich einen Profifotografen im Hotelzimmer verstecken wollte, damit dieser den anstehenden Hochzeitsantrag festhält. «Das Wort ‹Nein› habe ich natürlich nicht verwendet – schlug aber für den Anlass eine schönere Location im Garten vor, gleich beim Golfplatz.» Die Fotos im Grünen seien am Ende viel besser gewesen, als sie es im Zimmer je hätten sein können, so Luc Frieseisen. 

 

 The Dolder Grand, ConciA"rge Luc Frieseisen, ZA 1/4rich, ZH

Das wichtigste Arbeitsgerät neben den Beziehungen ist für Luc Frieseisen das Telefon.

 The Dolder Grand, ConciA"rge Luc Frieseisen, ZA 1/4rich, ZH

Nur wer den Job mindestens zwei Jahre macht, bekommt die goldenen Schlüsselchen ans Revers.

Limousine zum Bürgenstock. Das A und O für Frieseisens Job ist das Netzwerk. Er hat beste Beziehung in die Luxuswaren-Branche, kennt die kundigsten Tourguides, verkehrt selbst in besten Hotels – und kann nicht zuletzt in der Kronenhalle sogar eher kurzfristig mal einen Platz buchen: «An einem Samstag wird es dann halt eher 21 Uhr, wenn der Gast unbedingt in der beliebten Brasserie sitzen möchte.» Und natürlich tauscht er sich oft mit den Kollegen von anderen Spitzenhotels aus. Etwa dem Bürgenstock, wo er gern anmeldet, dass Herr XY mit der grünen Limousine gerade am Zürichberg losgefahren ist: «Unsere Gäste schätzen es, wenn sie dort rund eine Stunde später mit Namen begrüsst werden.» 

WhatsApp-Gruppe mit internationalen Kollegen. Luc Frieseisen, einer von gesamthaft sechs Concierges im Dolder, ist auch international bestens verbandelt. Nicht zuletzt, weil er die Berufsvereinigung Les Clefs d’Or Suisse präsidiert und so mit weiteren Verbänden im Ausland zu tun hat: Die Chefs aus 40 Ländern treffen sich nicht nur regelmässig, sondern haben auch eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. «Wir gratulieren uns zu Geburtstagen oder informieren uns über neue Einreisebestimmung in den verschiedenen Ländern.» Was hilft: Der Dolder-Concierge spricht Englisch, Deutsch, Französisch und aufgrund seiner ursprünglichen Herkunft Luxemburgisch: «Nur mein Italienisch reicht fürs Telefonieren leider nicht ganz.» 

 

 The Dolder Grand, ConciA"rge Luc Frieseisen, ZA 1/4rich, ZH

Vom Dolder Grand aus blickt Luc Frieseisen auf Zürich - die Stadt kennt er besser als viele andere.

Trinkgeld, Drogen, Jogginghosen. Wo er grad so offenherzig berichtet: Gibt es für Concierges auch manchmal Trinkgelder? «Es kommt bis heute vor, dass eine Note ganz diskret bei einem Händedruck überreicht wird», so Frieseisen. Und wenn die Kundschaft nach illegalen Substanzen fragt? «Wir haben in der Vereinigung ganz klare Statuten, dass wir nur legale Serviceleistungen vermitteln.» Wegen des Internets seien solche Anfragen in den letzten Jahren sowieso hinfällig geworden. Schätzt er denn Gäste aufgrund von Äusserlichkeiten ein? Eine Uhr verrate da vielleicht etwas mehr als die Schuhe – aber den Fehler sollte man in seinem Beruf trotzdem nicht machen, sagt Frieseisen. Und nennt als Beispiel Jogginghosen, die inzwischen ja auch gern 1000 Franken kosten können.  

Seine Tipps für Zürich. Hat er ein paar ganz konkrete Tipps für Zürich? Er schicke seine Gäste manchmal in andere Hotelrestaurants, etwa ins «La Muña», wo peruanisch-japanische Küche serviert wird. Italienische Küche sei bei vielen beliebt, weshalb bei ihm der «Hönggerhof», das «Klingler's» oder die «Cantinetta Antinori» hoch im Kurs seien. «Inzwischen gibt es in Zürich ja sogar gute Steakhäuser wie das Butcher’s Table und das Simon’s im Niederdorf!» Nicht ganz einfach sei es aber nach wie vor, einen guten Chinesen zu finden, «Zürich ist halt nicht Wien oder München». Nun ja, das neu eröffnete «An» sei zwar nicht allzu klassisch, aber momentan sicher eine gute Adresse. Sogar da kann Frieseisen helfen. 

 

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