Rückzugsort? Kein Ort beruhigt mich so wie die Sauna im Seebad Enge. Ein Ort, den ich oft besuche, manchmal auch mehrmals pro Woche: nach dem Training oder einer grossen Reise – hilft mir auch gegen Jetlag. Zuerst geht es in die Sauna, danach folgt der Sprung in den kalten Zürichsee. Und zum Schluss liest du in Bademantel und Slippers noch ein Buch an einem Plätzchen um die Feuerschale. Oder bestellst eine der Suppen, die täglich wechseln – gibt ein schön fotografiertes Kochbuch dazu mit einer Auswahl der besten Rezepte, quasi ein Sauna-Suppen-Best-of. In Kombination mit der Seesicht: einfach nur schön! Bin immer ein bisschen traurig, wenn der Mai kommt und die Badesaison beginnt, da die Sauna dann bis Herbst schliessen muss.

 

Freizeittipp? Der Skatepark in der Allmend Brunau hat für mich Mekka-Status und ist die Spiellandschaft, nach der ich mich während meiner ganzen Kindheit gesehnt habe. Ich stieg mit zehn Jahren zum ersten Mal auf ein Skateboard und musste früher weit reisen, um solche grosse «Bowls» skaten zu können. Am Wochenende treffe ich dort immer eine meine Freunde an, die unter der Woche arbeiten und auch abends meist kaum Zeit hätten. Unglaublich schön, einen Ort zu haben, wo du bestimmte Leute einfach antreffen kannst – je älter du wirst, desto rarer werden solche Orte.

 

Lieblingsrestaurant? Das Volkshaus fühlt sich total nach Zürich an und ist eines der schönsten Restaurants der Stadt – bodenständiger als andere Zürcher Institutionen. Mein Ort für grosse Entscheide und Interviews. Ausserdem mag ich das Essen, da ich generell ein grosser Fan der klassischen Schweizer Küche bin – bestelle oft das Mittagsmenü, das täglich wechselt. Ein weiteres Plus: Im benachbarten Shop «Zero Zero Rare Grove» habe ich schon viele Schallplatten gesucht und gefunden.

 

Lieblingsbäckerei? Manchmal mache ich einen Umweg, um von der Bäckerei Jung am Bahnhof Enge einen Kaffee und ein Gipfeli zu holen – einer meiner Lieblinge für einen «Pitstop» in der Stadt. Die Bäckerei liegt aber meistens auf meiner Durchfahrt – zum Beispiel vor oder nach dem Training in Chur oder Laax. Ausserdem öffnet sie unter der Woche bereits um 6 Uhr, am Wochenende nur wenige Stunden später – genau richtig, falls mich der Jetlag plagt und ich unterwegs bin, während andere noch schlafen.

 

Lieblingsshop? Ars-imago ist ein Paradies für analoge Fotografie. Der Shop an der Badenerstrasse im ehemaligen «Foto Ernst»-Gebäude am Lochergut verkauft alles, was ich zwar nicht täglich brauche, aber zumindest jeden Monat. Von der Chemie, um Foto-Negative zu entwickeln, bis hin zum Fotopapier für die anschliessende Belichtung. Ausserdem befindet sich auf der Rückseite des Hauses ein Briefkasten aus Metall, wo du belichtete Filme einwerfen kannst. Jemand vom Fotolabor Tricolor holt sie ab und schickt die entwickelten Negative danach geschnitten per Post zu dir nach Hause – inklusive Scans, falls erwünscht. Ich bin kein Gegner der digitalen Fotografie, konnte mich aber bisher nicht richtig mit ihr anfreunden.

 

>> Iouri Podladtchikov holte 2014 Olympia-Gold in Sotschi in der Halfpipe. Der Zürcher Snowboarder und Fotograf absolviert momentan ein «One-year Certificate» im Fach «Creative Practices» am «International Center of Photography» in New York. Ausserdem hat er soeben sein drittes Fotobuch lanciert: «Suddenly Last Summer» zeigt 21 Porträts von Besuchern des Verlags «Simonett & Baer» während der letztjährigen Art Basel, die Podladtchikov direkt auf Fotopapier belichtet hat. Die Ausstellung zum Buch läuft noch bis zum 11. Juli.