Text: Stephan Thomas

Haus des Weins in der Altstadt. Gegen eine Million Besucherinnen und Besucher wollen Jahr für Jahr das schmucke historische Städtchen Stein am Rhein sehen. Nicht wenige von ihnen verpflegen sich in den örtlichen Restaurants. Dort werden sie hoffentlich auch einen lokalen Wein bestellen. Dann ist die Chance gross, dass sie ein Gewächs des Weinguts Florin ins Glas bekommen. Die Florins sind zwar nicht die einzigen hier - namentlich bringen auch die Schaffhauser Grossen GVS und Thomas Stamm Weine aus Steiner Trauben auf die Flasche - doch sind sie die einzigen ortsansässigen Selbstkelterer. Mit einem vor kurzem stilvoll erneuerten Verkaufslokal in einem historischen Haus zeigen sie in der Altstadt Präsenz.

Ein Bündner in Schaffhausen. Dabei ist Andreas Florin (grosses Bild oben) gar kein Einheimischer. Er stammt aus dem Weinort Maienfeld/GR. Während er im Weinhandel tätig war, wuchs der Wunsch, selbst Wein zu machen. In seiner Bündner Heimat, wo die Rebflächen äusserst gesucht sind, ein schwieriges Unterfangen. Fündig wurde der Winzer und Önologe in Stein, wo spektakuläre Rebberge den Abhang der Burg Hohenklingen überziehen. Hier bewirtschaftet er 3,5 ha Rebland, besonders in den Toplagen Chäferstäi und Blaurock.

Vielfalt. Breit ist die Palette an Weinen aus dem Familienbetrieb. Andreas keltert sie kompromisslos trocken, eine Wohltat besonders bei den Weissen, wo man anderswo oft das Gegenteil trifft. Besonders gut tut das dem Riesling-Silvaner, aber auch der Chardonnay und der im Schaffhausischen eher seltene Pinot Gris gefallen. Den Schiller gibt es in zwei Varianten, die eine aus Pinot Noir und Riesling-Silvaner, die andere fassvergoren aus Pinot Noir und Pinot Gris. Natürlich spielt auch der Pinot Noir hier im Blauburgunderland eine grosse Rolle. Ihn keltert Andreas als Auslese und als «Blaurock» in Amarone-Manier aus teilweise angetrockneten Trauben. An Rande baut er auch pilzwiderstandsfähige Sorten an. In Stein machen sie insgesamt schon 25% der Rebfläche aus.

Naturparadies. «Der Weinbau würde mich nicht interessieren, wenn ich nicht selbst keltern könnte», sagt Andreas. Aber auch die Arbeit in seinen schönen Rebbergen gefällt ihm. «Im Gegensatz zur Bündner Herrschaft hört man hier nicht permanent die Autobahn. Wenn es Lärm gibt, kommt er von den Vögeln. Ein Fuchs hat hier seinen Bau, und wir mussten auch schon Rehkitze evakuieren.»

Coup de Coeur: Chardonnay
 

Das liegt im Keller: Schiller «Hohestäi» 2023. Chardonnay 2022. Pinot Noir «Blaurock» 2021.
 

Zwei GaultMillau-Köche mit Florin-Weinen: Jan Schmidlin in der «Chuchi», Schaffhausen (15 Punkte). Fabrice Bischoff in der «Wirtschaft zum Frieden», Schaffhausen (13 Punkte). 
 

Das passt zusammen: Weisse Spargeln aus Ramsen an Hollandaise mit Salzkartoffeln zu Rheinriesling.


>> www.weingutflorin.ch


Fotos: HO