Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: HO / Swiss Wine Tasting

Swiss Wine Tasting! Es ist und bleibt die grösste Schau zum Thema Schweizer Wein. Mit 150 Ausstellern aus allen sechs Weinbauregionen des Landes wurde dieses Jahr ein neuer Rekord erreicht. Besonders gut vertreten waren die Bündner Herrschaft, Waadt und Wallis. Einen eigentlichen Hotspot bildete die aufstrebende, kantonsübergreifende Weinbauregion Zürichsee. Einträchtig schenkten zwölf Zürcher, Schwyzer und St. Galler-Spitzenwinzer nebeneinander ihre Weine aus. Zu verkosten gab es eine riesige Palette: vom berühmten Schwarzenbach-Räuschling über den Sauvignon blanc von Erich Meier aus Uetikon, den Cabernet Cubin von Lüthi Männedorf, Merlot vom Höcklistein Rapperswil bis Zweigelt von Schmidheiny im Rheintal.

 

Die Premiers Crus aus dem Waadtland. Zu welchen Höhenflügen der Chasselas als wichtigste Weissweinsorte der Schweiz fähig ist, bewies das Office des Vins Vaudois mit einer Selektion von Grands Crus aus dem Lavaux, der Côte und dem Chablais. Als besonders würzig und mineralisch fiel der Château de la Bâtie 2017 von der Cave de la Côte auf, gehaltvoll und ausgewogen auch der Dézaley La Gueniettaz 2017 von Chappuis aus Rivaz. Fein diskutieren liess sich auch über die besten Chasselas, die heuer an der «Mondial» obenaus schwangen. Hat der doch etwas einfach gestrickte «Chasslie» aus dem deutschen Badischen wirklich den ersten Platz verdient, vor so frischen, schön spritzigen und mineralischen Weinen wie dem Château d’Echichens Grand Cru, dem Cure d’Attalens und dem Non filtré Cave des Lauriers aus Neuchâtel? Probieren geht über Studieren, und probieren kann man am Swiss Tasting ohne Ende.

Vintage! Der Blick zehn Jahre zurück. Wie hält sich ein zehnjähriger Schweizer Wein? Die Antwort nach einer Marathon-Degustation am Stand des Swiss Wine Vintage Award 2019 mit 57 prämierten Weinen des Jahrgangs 2009: Unterschiedlich, von super-gut bis naja-ziemlich flach. Bei den Chasselas eroberten der Dézaley-Marsens De la Tour der Brüder Dubois sowie der Dézaley Médinette von Bovard, beide aus Cully, mühelos das Prädikat «super-gut». Jetzt erst auf dem Höhepunkt der Reifung angelangt scheinen die Räuschlinge von Lüthi und von Schwarzenbach wie auch der Traminer vom Vully der Cave Cru de l’Hôpital. Und ein begeistertes «Wow, da lohnen sich zehn Jahre des Wartens» entlockte der weisse Completer Malanserrebe 2009 von Donatsch - ein Gedicht von einem Wein!

 

Die Highlights bei den Rotweinen. Bei den Roten gab es einiges Enttäuschend-Flaches, aber auch Highlights, die sich eine überraschende Frische und Lebendigkeit bewahrt haben. Zum Beispiel der Blauburgunder Gian-Battista (von Tscharner), der No 3 der Andere (Bachtobel), der Fläscher Pinot Noir Barrique (Adank), der Merlot Balin (Kopp von der Crone Visini), der Gamaret von Château de Praz und der Grand’Cour Cabernet Franc & Sauvignon von Pellegrin aus Satigny. «Swiss Wine Tasting» ist ein Erfolg. Wo sonst lässt sich eine solche Weinvielfalt im Direktvergleich verkosten?