Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Roy Matter
928 Liter, 92 Oechsle. Vor zwei Jahren besichtigten die Mitglieder der Jeunes Restaurateurs JRE den neu angepflanzten Rebberg in Schernelz oberhalb dem Bielersee. Jetzt konnten sie den ersten Schluck ihres künftigen JRE-Weins kosten. Das Winzerpaar Sabine Steiner und Andreas Krebs (Bild oben) schenkten eine Vorab-Probe aus. Und hielt eine schöne Überraschung bereit: Eine persönliche Magnum-Flasche für jedes Mitglied, mit dem neugestalteten Etikett und dem Namenszug des Restaurants, im Siebdruck direkt auf die Flasche geprintet. Sauvignon Blanc 2024, und auf dem Zapfen prangt das JRE-Logo. «Die erste Ernte fiel in ein schwieriges Jahr mit Frost, viel Regen und eher kühler Witterung», erklärte Winzer Andy Krebs.
Der Rebberg am Bielersee und das JRE-Logo zieren die Magnumflasche mit Sauvignon Blanc 2024.
Denis Schmitt vom «Le Murenberg» in Bubendorf ist als JRE-Präsident sehr zufrieden mit «seinem» Wein.
Unübersehbar: Auch auf dem Korken prangt das Logo.
«Ech ha e huere Fröid.» Am 30. September konnte trotzdem eine gute Ernte von 928 Kilo und 92 Oechslegraden eingebracht werden. Bis jetzt reifte der Wein im Stahltank, in den nächsten Wochen wird er auf die Flasche gefüllt und kann dann nach einem weiteren Jahr der Lagerung an die interessierten JRE-Betriebe abgegeben werden. Das wurde vom Vorstand und den Winzern gemeinsam entschieden. «Es wäre schade, ihn allzu jung zu trinken», war man sich einig. «Jetzt braucht es halt nochmals ein Jahr Geduld», sagte Daniel Lehmann von der Emmentaler Moosegg, der Vater des Gedankens eines eigenen JRE-Weins. «Aber ich habe «e huere Fröid» am Wein und an der schönen Flasche».
Sie sind die «Trois Amis»: Cynthia Lauper und Marc Joshua Engel vor ihrem Lokal in Schernelz.
Alles Magnum? Schon beim Weintaufe-Apéro im Weinkeller von Krebs & Steiner und dann später beim Lunch im benachbarten Restaurant Aux Trois Amis wurde eifrig diskutiert. Soll man alle Flaschen mit dem schönen und auffälligen direkten Aufdruck etikettieren? Oder wäre eine konventionelle Papieretikette konformer? Und wie steht es mit den Flaschengrössen? Man könnte doch eigentlich die ganze Ernte in Magnum zu 1,5 Liter abfüllen. Das würde auffallen, das wäre ideal auch für den Offenausschank. Und: die Magnumgrösse liegt im Trend! Sicher ist: Der Wein soll einzig in JRE-Betrieben ausgeschenkt werden. Vom ersten Jahrgang 2024 wird es rund 900 Flaschen geben, wenn die Reben etwas älter sind, dürfen gegen 2000 Flaschen erwartet werden. Bei der ersten Kostprobe zeigte er sich von schöner Frische und Mineralität, mit einer guten Säure und den typischen Sauvignon-Aromen von Johannis- und Stachelbeeren. «Unser Ziel war ein gastroaffiner Wein, aber kein austauschbarer Mainstream, ein frischer schöner Sauvignon, der Trinkspass macht», sagte das Winzerpaar, das gemäss GaultMillau-Weinjury zu den 150 besten der Schweiz zählt.
Der JRE-Wein regt die Fantasie an. Dass er den Wein in seiner Auberge de la Croix d’Or in Yens-sur-Morges (15 Punkte) haben will, war für Olivier Hiernard bereits nach dem ersten Schluck klar: «Als ideale Begleitung zu einem Fisch aus dem Lac Léman. Oder zu einer geräucherten Felche mit Agrumen. Ein sehr guter Essensbegleiter!» JRE-Präsident Denis Schmitt vom «Le Murenberg» in Bubendorf (16 Punkte): «Ich kann mir unseren Wein auch als Apéro vorstellen. Ich könnte ihn auch mit einem Fischtatar oder mit einem marinierten Ceviche kombinieren.». Was plant Daniel Lehmann vom Boutique Hotel Moosegg in Emmenmatt (16 Punkte)? «Zurzeit habe ich eine Lachsforelle auf der Karte. Zu diesem Wein würde ich sie mit einer etwas herberen Sauce servieren, eventuell mit etwas Senf und Röstaromen drin». Er möchte den JRE Sauvignon Blanc gerne auch glasweise ausschenken und sicher von jedem Jahrgang «ein Kistli» zur Seite legen, «für einen späteren Vergleich».
Daniel Lehmann, Vater des Wein-Gedankens, im Barriquekeller: «Passt ideal zu meiner Lachsforelle».
Coq, Polenta & Morcheln. Zum gepflegten Lunch unter Freunden ging’s ins nahe Restaurant Aux Trois Amis in Schernelz (16 Punkte). Gastgeberin Cynthia Lauper schenkte Chasselas, Chardonnay und den edlen Pinot noir Tribolettes vom Weingut Krebs & Steiner ein. Küchenchef Marc Joshua Engel und seine Crew hatte ein fein mariniertes Carpaccio von Gambero rosso mit Brunnenkresse, Kerbel und Fenchelkraut als Entrée vorbereitet. Zum Hauptgang gab es die Engel-Spezialität Coq au Chasselas auf einer groben Polenta, begleitet von Morcheln und Spargel. Der Chef: «Nichts allzu Kompliziertes, eher ein wenig Nostalgie.»