Text: Siméon Calame | Fotos: François Wavre
Seit 500 Jahren. Rund 20 Weingüter umfasst die Region Vully. Besonders schön gelegen ist die «Domaine des Marnes» in Constantine VD, einem Städtchen, das auf einem Hügel am Murtensee thront. Die Geschichte des Weinguts geht zurück aufs Jahr 1527. Sie ist eng verknüpft mit der Familie Gentizon, die seit damals hier Landwirtschaft betreibt. Zu Beginn der 1990er Jahre war es Pierre Gentizon, der voll auf die Karte Weinbau setzte und einige Neuerungen eingeführt hat. Grosses Bild oben: Pierre & Claudine Gentizon, Célia & Julien Cressier (v.l.).
Merlot am Murtensee. Zusammen mit seiner Frau Claudine diversifizierte Pierre Gentizon die Rebsorten des Weinguts - damals noch unter dem Namen «Gentizon Vins». Er pflanzte dabei einige Spezialitäten an: Merlot, Gamaret, Garanoir. «Was Rotwein betrifft, war mein Vater hier in der Region ein Pionier», sagt Célia Cressier, eine der beiden Töchter der Gentizons. «Er hat Rebflächen gekauft und Sorten ausgetauscht, so dass jede Varietät nun auf dem bestmöglichen Untergrund wächst.»
Die «Domaine des Marnes» liegt zwischen dem Neuenburger- und dem. Murtensee und gehört zu den rund 20 Produzenten der Appellation Vully AOC.
Die ausgebildete Ökonomin Célia Cressier, die Tochter von Pierre Gentizon, lässt sich zurzeit zur Kellermeisterin fortbilden.
Vierte Generation ist in den Startlöchern. Célia ist ausgebildete Ökonomin und mit Julien Cressier verheiratet, dessen Familie auch mehrere Reblagen besitzt: in Lugnorre FR, sieben Kilometer entfernt und ebenfalls am Murtensee. Sie lässt sich zurzeit zur Kellermeisterin ausbilden, um den Familienbetrieb weiterführen zu können. Seit 2016 ist aus «Gentizon Vins» die «Domaine des Marnes» geworden. «Ab einem gewissen Alter ist es vernünftig, sich langsam aus dem Geschäft zurückzuziehen», kommentiert Pierre Gentizon. Nach und nach übernehmen jetzt Célia und Julien die Zügel. Mit drei kleinen Kindern gesegnet hofft das Paar auf eine langfristige Zukunft des Familienunternehmens. «Wenn wir Glück haben, wird sich eines der drei ebenfalls für Wein begeistern», so Julien Cressier.
Mensch & Maschine. Geht es darum, sich um die gesamthaft zehn Hektar Rebfläche zu kümmern, kann die Familie auf eine äusserst treue und produktive Mitarbeiterin zählen: eine riesige Erntemaschine. «Ich bin halt ein wenig faul», äussert sich Pierre Gentizon schmunzelnd. Und wird sogleich von seiner Tochter Célia korrigiert. «Ich finde die Maschine genial – es war dafür zwar eine grosse Investition nötig, aber wir gewinnen: Zeit, Gesundheit und Qualität!» Manche Weine seien damit in einer Viertelstunde geerntet. Die Winzerfamilie ist davon überzeugt, dass Technologie und Handarbeit sich perfekt ergänzen. Und so sparen sie nicht, wenn es um gezielt eingesetzte technische Hilfsmittel im Weinberg und im Keller geht. Was nicht heissen würde, dass der Faktor Mensch nicht oberste Priorität hat. Nicht umsonst ist ihr Weingut jeden Samstagvormittag für Besucherinnen und Besucher geöffnet, an mindestens 50 von 52 Wochen pro Jahr.
Passt zu vielen Weinen den «Domaine des Marnes»: ein klassischer «Gâteau du Vully».
Coup de Coeur: Alle vier Familienmitglieder nennen im Chor den Merlot 2023.
Das liegt im Keller: Chasselas «Les Marnes», Chasselas Réserve, Chardonnay, Pinot Gris, Blanc de Merlot, Traminer, «Mon Privilège» (Assemblage aus Müller-Thurgau & Doral), Oeil-de-perdrix. «Dionysos» (Cuvée aus Gamay, Pinot Noir, Garanoir und Gamaret), Garanoir, Gamaret, Pinot Noir, Merlot barriqué, «Appollon» (Cuvée aus Gamay, Gamaret, Garanoir, Pinot Noir und Merlot), Mara Barrique. «Aphrodite» (Süsswein).
DREI GAULTMILLAU-KÖCHE MIT «Domaine des Marnes»-WEINEN: Pierrick Suter, «Table des Suter», Lucens (17 Punkte), Kaiichi Arimoto, «Les Montagnards», Broc (17 Punkte) und Philippe Bouteille, «Château Salavaux», Salavaux (14 Punkte).
DAS PASST ZUSAMMEN: «Mon Privilège» zu weissem Spargel (Julien). Chasselas «Les Marnes» zu einem Stück Gâteau du Vully (Claudine). Pinot Noir zum traditionellen «Bénichon-Menü» (Pierre). Traminer zu Blauschimmelkäse mit pochierter Birne (Célia).