Text: GaultMillau Schweiz 

Testen, testen, testen. «Ein toller Anlass, einzigartig in seiner Art.» Geny Hess jun., neuer Präsident der GaultMillau-Weinjury, mischte sich unter die Party-Gäste. Sein Auftrag: Testen, testen, testen, und zwar alle Weine, die an der Garden Party 2021 ausgeschenkt wurden. Er suchte sich bei den Topchefs routiniert zu jedem Wein das passende Häppchen aus. Pairing de luxe im Park des Grand Resorts! Das Protokoll seines Rundgangs.
Grosses Bild oben: Martha & Dani Gantenbein (l.) im Gespräch mit Eva Fricke & Peter Keller.

Gantenbeins & Geny Hess

Ihre genialen Weine waren heiss begehrt: Dani & Martha Gantenbein, mit Geny Hess jun., Präsident der GaultMillau-Weinjury.

# 1: MARTHA UND DANIEL GANTENBEIN, FLÄSCH. «Die Gantis aus der Bündner Herrschaft sind zwei der besten Botschafter der Schweizer Weinszene. Sie verwöhnen uns Party-Gäste, denn sie schenken grosszügig äusserst rare und gesuchte Weine aus: Chardonnay 2016 und Pinot Noir 2015! Beim Chardonnay 2016 geht schon der Duft unter die Haut. Was für ein tiefgründiges edles Parfüm strömt hier aus dem Glas! Ich notiere: Ein Gaumenschmeichler und monumentales finessenreiches Kraftbündel, elegant und rassig. Das passende Gericht zu diesem Chardonnay-Meisterwerk ist schnell gefunden: Lachs Ceviche von Stefan Heilemann. Pinot Noir 2015? Der Prototyp eines perfekten Pinot Noirs! Enorm komplexes Bukett mit unglaublicher Tiefe, offen und zugänglich. Der Wein ist perfekt strukturiert und ausgewogen und gleitet samtig über den Gaumen bis ins langanhaltende Finale. Darf gerne noch Jahre im Keller reifen! Die asiatischen Shortribs von Heiko Nieder passen prima dazu.»
 

15.08.2021; Bad Ragaz: GaultMillau Garden Party; Martin Donatsch mit Virgine und Nicolas Joss. © Valeriano Di Domenico

Ein Chardonnay von Martin Donatsch für Virginie und Nicolas Joss, Swiss Wine.

# 2: MARTIN DONATSCH, MALANS. «Die Weine vom Weingut Donatsch geniessen Kultstatus. Martin Donatsch führt den Familienbetrieb in der fünften Generation. Seine ganze Passion gilt daher auch den Burgunder Trauben wie Pinot Noir und Chardonnay. Auch die uralte Sorte Completer fasziniert ihn. Er arbeitet mit viel Energie an der Weiterentwicklung dieser alten Malanser Ur-Rebe. Ich degustiere den Chardonnay Passion 2019. Der Duft reicht von Kernobstaromen wie Aprikose und reifer Zitrusfrucht mit einem feinen Touch von Nüssen bis zu leicht floralen Aromen und einem mineralischen Anstrich. Der Wein ist geprägt von enormer Tiefe und Komplexität. Das lange Finale wird begleitet von einer schönen würzigen mineralischen Note und feinem Salzgeschmack. Tanja Grandits serviert mir ihren Zander mit Gurke und Basilikum dazu. Passt! Und der Pinot Noir Passion 2019? Der Gaumen ist voller Frucht. Ein Wein mit Tiefe und enormer Eleganz, mit auserlesenem Fruchtspiel bis ins lange noble Finale! Das perfekte «Pairing» finde ich bei den Ravets: Lammschulter!»

Garden Party

Waadtländer Winzer an der Garden Party v.l. Sylvie Mayland, Anne Rotzetter, Caroline Jouniaux und Yves Moreillon.

Gault Millau Garden Party 2021, OVV Winzer, Philibert Frick

Früher Unternehmer, jetzt Winzer! Philibert Frick: «Ich bin durch und durch ein Handwerker.»

# 3: DOMAINE BLONDEL & CHÂTEAU D’ECLEPENS. «Die Waadtländer Szene war mit vier Winzern vertreten. Ich degustierte zuerst Weine der Familie Blondel: La Perle Epesses 2020, ein sehr ausgeglichener, eleganter und feingliedriger Chasselas. Der Dézaley Prestige 2019 ist feinfruchtig und elegant. Beim «Le Virtuose 2017» notierte ich: Reife, reichhaltige Frucht, saftige Frucht. Feine Tannine. Das Weingut Château d’Eclépens ist seit 2019 bei GaultMillaus Top-Winzern gelistet. Am besten hat mir der Garanoir 2018 gefallen: 22 Monate in der Barrique, reiches Duftbukett voller roter Beerenfrucht mit leicht würziger Note. Bereits recht ausgewogen, bleibt bis ins Finale auf der intensiven Frucht. Die Waadtländer Weine kombinierte ich mal mit den feinen Amuse-bouches der Grandes Tables-Köche, mal mit Rohmilchkäse aus dem riesigen Angebot von Rolf Beeler.»

15.08.2021; Bad Ragaz: GaultMillau Garden Party; Boucherville (CH) Michele Conceprio - Boucherville Weinhandlung und Christophe Bürki (CEO Casa del Vino) . © Valeriano Di Domenico

Auf ein Glas Vinattieri: Önologe Michele Conceprio, Christoph Bürki (CEO Casa del Vino).

# 4: VINATTIERI TICINESI. «Michele Conceprio (ehemals Castello Morcote) ist der neue Önologe. Er brachte drei Weine mit an die Party. Der Vinattieri Bianco 2020 ist erst seit wenigen Wochen auf dem Markt. Meine Notizen: Im Auftakt eine offene Frucht, reifer Apfel, Zitrusschalen, ätherische Bergkräutern und eine feine weisse Pfeffernote. Am Gaumen tieffruchtig mit Noten von Limetten, Aprikosen. Sehr saftig mit feinmineralischem Touch über den gesamten Gaumenbogen und würzigem Wesen. Der Ligornetto 2018 ist sehr harmonisch und ausgewogen, mit intensiven Aromen und saftiger Säure zu den eingebundenen Tanninen. Der Körper ist kompakt und vielschichtig strukturiert, zeigt, dass dieser Wein noch ein langes Leben vor sich hat. Beim Vinattieri Ticino DOC 2016 von 60jährigen Reben und kleinster Lese pro Rebstock zeigt sich die Kraft des Tessins. Ein mächtiger und konzentrierter Merlot mit intensiver reifer Frucht, Pflaumen, Kirschen, Brombeeren, feinem Mokka und Tabak im Duft. Ein Merlot für den Weinkeller. Ich hole mir bei den Ravets beeindruckt eine zweite Portion Lamm.»
 

Eva Fricke Weingut

Frauenpower bei Mondovino: Weinexpertinnen Sylvia Berger (l.), Miriam Lemke (r.) mit Erfolgswinzerin Eva Fricke (m.).

# 5: Eva Fricke, Rheingau. «Eva Frickes Weinphilosophie: puristisch, rein, dabei das Maximum an Ausdruck und Eleganz im Blickfeld. Dies widerspiegelt sich eindrücklich in ihren mineralischen Rieslingen. Sie hat das Winzerhandwerk von Grund auf gelernt, gründete vor zehn Jahren ihr eigenes Weingut im Rheingau und exportiert heute in 20 Länder! Ihre Riesling Trockenbeerenauslesen wurden bereits zweimal vom Parker’s Weinadvocate mit der maximal Note 100 belohnt. Ich probierte den Rheingau Riesling QBA Trocken 2020. Ein sehr filigraner, feingliedriger Riesling mit feinfruchtigen Aromen, saftigem Apfel, gelber Pfirsich im Aroma und delikater mineralischer Würze im Extrakt. Sehr elegant und gradlinig! Die passende Begleitung zu Evas Weinen fand ich wenige Meter neben ihrem Stand: Oona-Kaviar!»

15.08.2021; Bad Ragaz: GaultMillau Garden Party; Eduardo Ferrin (Aatto) und Coop CEO Philipp Wyss. © Valeriano Di Domenico

Den Aalto gibt es auch als «Blanco»: CEO Eduardo Ferrin (l.) und Coop-Chef Philipp Wyss. 

# 6: AALTO – Ribera del Duero. «Ein Hoch auf den Tempranillo, auf Weine die das Terroir und die Lebensfreude Spaniens einfangen. Der Aalto PS hat in der Schweiz eine grosse Fangemeinde. Degustationsnotizen: Ein beinahe undurchdringliches komplexes Bukett. In der Nase ein Potpurri von dunkeln Beeren, reifen Pflaumen, Brombeeren und feinen Röstaromen von Kaffee und Tabak. Am Gaumen formen die tieffruchtigen vollmundigen Aromen mit eleganter frischer Säure und präsenter feiner Tannine einen dichten vielschichtig komplex aufgebauten Körper. Er bleibt durchgehend elegant und finessenreich, mit seidiger Textur. Enorm langes Finale mit ätherischen Gewürzen im Abgang. CEO Eduardo Ferrin reiste persönlich nach Bad Ragaz, um seine Weine vorzustellen und hatte noch eine Überraschung im Gepäck: Einen weissen Aalto! Der Aalto Bianco de Parcela 2017, ein Verdejo, wird erst in kleinen Mengen produziert: Reife gelbe Frucht mit feiner Zitrusnote, Bergamotte und ätherischem Kräuterduft, kraftvoll und feinwürzig. Am Gaumen ein Hauch von konfierten Zitrusschalen, sehr cremig im Mund mit einem würzigen Touch und kraftvollem Volumen. Erstaunlich die langgezogene frische Säure die dem Wein frische und Spannung verleihen. Und was passt zu einem Aalto? Ich spazierte an die Kochstation von Elif Oskan: Chicken Kebab, Gül Style!»
 

 

Fotos: Valeriano di Domenico, Fabienne Bühler, Pascal Wasinger