Tränen und Herz. 600 Köche und Mitarbeiter von Schweizer Top-Restaurants waren am Montagabend an die Hotelfachschule EHL nach Lausanne gereist, um die Michelin Awards 2025 zu erleben. Die grösste Überraschung: Es gibt gleich drei neue Zwei-Sterne-Restaurants: Für den blutjungen Valentin Sträuli im «Igniv by Andreas Caminada» in Andermatt, Reto Brändli im «Ecco» in Ascona und Gilles Varone in Savièse oberhalb von Sion. Varone war so überwältigt von der Nachricht, dass er seine Michelin-Kochjacke unter Tränen anziehen musste und sein halbes Team mit auf die Bühne nahm. «Wir betreiben dieses Restaurant mit vollem Herzen und ohne ein Hotel im Rücken», so der sympathische Romand.

Ecco Ascona by Reto Brändli:

Zeit zum Feiern: Reto Brändli im «Ecco» im Hotel Giardino in Ascona.

Savièse, le 24 septembre 2022, Gilles Varone au restaurant Gilles Varone    © Sedrik Nemeth

Von Emotionen überwältigt: Gilles Varone in seinem gleichnamigen Restaurant.

Sechs Liter Champagner. Dass Reto Brändli, der zuvor schon im Restaurant Esszimmer im Hotel Adlon in Berlin mit zwei Sternen ausgezeichnet werden würde, war nicht die grösste Überraschung des Abends. Der 34-jährige ist vom GaultMillau vor kurzem mit dem Titel «Aufsteiger des Jahres» und 18 Punkten belohnt worden, nach den zwei Sternen darf sein Team jetzt eine Sechs-Liter-Flasche Champagner aufmachen, wie er auf der Bühne verkündete. Die grösste Überraschung aber erlebte der erst 29-jährige Valentin Sträuli, der seit dem Dezember 2024 das «Igniv by Andreas Caminada» in Andermatt führt und durch die zwei Sternen einen Senkrechtstart hinlegt. «Der Abend war eine Folter, ich hatte damit gerechnet, bei den Ein-Stern-Restaurants genannt zu werden», sagt er direkt nach der Show.

Hannah van den Nieuwenhuizen und Valentin Sträuli - IGNIV Andermatt - Mai 2025 - Copyright Olivia Pulver

Grosse Überraschung: Gastgeberin Hannah van den Nieuwenhuizen mit Partner und Küchenchef Valentin Sträuli im «Igniv», Andermatt.

Fussballer unter Druck. Valentin Sträuli ist ohne Zweifel eines der grössten Koch-Talente des Landes. Auch er wurde kürzlich vom GaultMillau ausgezeichnet – als «Entdeckung des Jahres». Er habe sich im «Igniv» schnell gefunden, sagt er einigermassen bescheiden. Der frühere Fussballer freut sich bereits «auf den ersten Tag, an dem ich mit den Jungs wieder in der Küche stehen, die sind sicher ausgerastet vor dem Bildschirm». Mit dem gestiegenen Druck könne er umgehen, davon ist auch sein Mentor Andreas Caminada überzeugt: «Valentin hat im Schloss gelernt, mit anspruchsvollen Situationen umzugehen.» Er werde jetzt sicher noch mehr hinterfragen, was er auf die Teller bringe, sagt Sträuli selbst und wirkt dabei hochmotiviert.

18 neue Ein-Stern-Restaurants. Während es kein neues Drei-Sterne-Restaurant in der Schweiz gibt, liess der Guide Michelin dafür Sterne wie Konfetti regnen: Gleich 18 (!) Adressen werden neu mit einem Stern ausgezeichnet, darunter so unterschiedliche Restaurants wie das Oscar de Matos in Luzern, Dave Wältis «Verena» in Olten, das «Rosmarin» von Philipp Audolensky in Lenzburg oder das «Soleil d’Or by David Geisser» in St. Gallen. Die weiteren Ein-Stern-Neulinge: La Croix d'Or, Balleigues VD, Restaurant LA, Basel, Du Bourg, Biel, Le Pont de Brent, Brent VD, Apollo, Davos GR, Fiescherblick, Grindelwald, Sonnenberg, Le Soir, Kriens LU, Felix Lo Basso Restaurant, Lugano, Minamo im Mandarin Oriental, Luzern, Le Trianon, Mont Pèlerin VD, Corso, St. Gallen, Talvo, St. Moritz-Champfèr, Centric Dining, Thun. Pech hatte der Michelin mit einem Stern fürs Artis in Arosa: Tristan Brandt kocht nicht mehr im Prätschli. 

Fotos: Veronique Hoegger, Thomas Buchwalder, Sedrik Nemeth, Olivia Pulver