Fotos: Lorena Widmer
Mit dem Auto in der City. Martin Göschels Mission? Den «Gstaader Winter iilüüte» und bei den Zürcherinnen und Zürchern einen bleibenden Eindruck hinterlassen! Darum kochte der Starchef aus Gstaad («The Alpina», 18 Punkte) zusammen mit seinem Zürcher Kollegen Stefan Jäckel in der «Rôtisserie» im Hotel Storchen (17 Punkte). Die Anreise sei einfach gewesen, kommentierte Göschel, «bis auf die letzten paar Meter.» Tja, in der Zürcher Innenstadt kommt man mit dem Auto tatsächlich nicht ganz einfach voran – auch wenn man zu einer Top-Adresse von «The Living Circle» mit fünf Sternen möchte.
Kristalle mit Kaviar. Die Strapazen der Anreise waren, auch bei den Gästen, schnell vergessen. Als erstes ging’s auf die Dachterrasse, im «The Nest» wurde der Apéro kredenzt. Für einen Blick auf die Alpen war es fast schon zu dunkel – doch das grösste Zifferblatt Europas auf dem Turm der Kirche St. Peter leuchtete mystisch. Und dazu gab’s ein Gläschen Champagner und Snacks. Bemerkenswert: die Knusper-Kristalle, die erst im letzten Moment vor dem Servieren mit Sauerrahm-Mousse gefüllt und mit N25-Kaviar getoppt wurden.

Dashi-Royale mit Kaviar, Kerbel, Edamame & ultrafrischem Wandersaibling.

Stand an diesem Abend für die Tourismus-Destination Gstaad im Einsatz: Starchef Martin Göschel.

Langustinen mit perfektem Biss versteckten sich in den roten Ravioli mit Rande & Bisque.
Aroma statt Säurekick. Wussten Sie, dass die Fahrzeit von Zürich nach St. Moritz oder nach Gstaad fast auf die Minute genau gleich lange dauert? Dies erfuhr man bei einer kurzen Begrüssung durch den Tourismus-CEO von Gstaad, Flurin Riedi. Danach startete das Menü mit zwei Gängen von Martin Göschel. Zuerst eine Dashi-Royale mit Edamame, Kaviar und ultrafrischem, rohem (!) Wandersaibling aus dem Genfersee – welch Wohltat, dass für einmal beim Einstieg nicht auf den sonst allzu verbreiteten Säurekick, sondern auf aromatische Tiefe gesetzt wurde. Danach tiefrote Ravioli, gefüllt mit Langustine, die den perfektem Biss hatten, begleitet von Rande und Bisque. Göschel als kochender Botschafter Gstaads hatte damit seine Pflicht getan. Und hätte eigentlich die Beine hochlagern können. Doch viel lieber griff er seinem Grandes-Tables-Kollegen Jäckel unter die Arme.

Rehrücken mit Trüffeljus, Schupfnudeln und Blumenkohl-Mousse.

Punktete beim Fourhander für die «Rôtisserie»: Starchef Stefan Jäckel.

Nicht allzu süss, aber elegant: Dessert mit Quitte, Joghurt und Kardamom.
Wild-Dealer Alfred von Escher. «Der Hauptgang ist immer Sache des Hausherrn», heisst offenbar eine Regel für solche Vierhänder. Und so war es an Stefan Jäckel, seine Hauptspeise anzurichten: ein geschmackvolles Stück Rehrücken, geliefert von Zürichs wohl exklusivsten Wild-Dealer Alfred von Escher. Begleitet wurde das butterzarte, nur zurückhaltend gesalzene Fleisch mit samtenen Schupfnudeln, geduldig reduziertem Trüffeljus und einer verspielten Blumenkohl-Mousse. Beste Werbung bei den mitgereisten staadern für die «Rôtisserie»!
Den Apéro gab's im «The Nest» mit Blick auf die Altstadtkirchen.
«Gstaad ist cool!» «Meine Dessert-Ladys haben heute frei», meinte Jäckel lächelnd. Und machte sich anschliessend (wiederum unterstützt von Göschel) an die Zubereitung des finalen Ganges: Kardamom-Quitten-Sorbet mit Joghurt-Semifreddo und Quitten-Haselnuss-Kompott. Zurückhaltend süss, dieses Dessert, aber ungeheuer elegant. Zuletzt noch die Frage an Göschel, wieso man denn seiner Meinung nach in der kalten Jahreszeit nach Gstaad kommen solle? Die einfache Antwort: «Gstaad ist cool!» Damit ist die Wintersaison eingeläutet.


