Sendungsbewusst. Da haben sich Zwei gefunden! Auf der einen Seite Tristan Brandt, deutscher Punktekoch und derzeit verantwortlich für das «Epoca» im Zürcher «Sonnenberg». Auf der anderen Seite David Geisser, der sich als kochender Schweizergardist («The Vatican Cookbook») international einen Namen gemacht hat. Die beiden sendungsbewussten Küchenchefs haben sich vor gut zwei Jahren zusammengetan, um gemeinsam ein Kochbuch zu schreiben. Nun ist das doch sehr aussergewöhnliche Werk mit dem selbstbewusst gesetzten Titel «Das Kochbuch» erschienen. 

Zwei Köche, zwei Stile. Auf den ersten Blick sieht das rund 30 mal 30 Zentimeter grosse Druckerzeugnis aus wie jede andere Rezeptsammlung. Man findet gesamthaft 80 Zubereitungen wie Wienerschnitzel mit Rahmgurken oder Brasato mit Peperonata und Ofenkartoffeln darin. Originell daran ist vor allem, dass die beiden Köche je ein Gericht mit den gleichen Zutaten zubereiten. Aus Fisch, Safran und Zitrusfrüchten entsteht bei Tristan Brandt Safranrisotto mit Rotbarbe und Grapefruit; bei David Geisser eine «Bouillabaisse Suisse». 

 

Von Tristan Brandt: Entrecôte mit Panzanella und Rucolapesto.

Von Tristan Brandt: Entrecôte mit Panzanella und Rucolapesto.

Tristan Brandt (l.) und David Geisser

Zwei Jahre haben sie am Buch gearbeitet: Tristan Brandt (l.) und David Geisser.

Von David Geisser: Dorade mit flambierten Shitake & Brunnenkressespinat.

Von David Geisser: Dorade mit flambierten Shitake & Brunnenkressespinat.

150 Filme inklusive. Damit sich das Kochbuch der Leserschaft ganz erschliesst, braucht es aber mehr als bloss Messer, Kochlöffel und Pfannen: Erst wer das Smartphone zückt und die zugehörige App herunterlädt, bekommt Zugang in die «Augmented Reality», die man so zumindest in Europa noch nicht gesehen hat. Jedes einzelne Rezept kann mit der Kamera des Telefons angewählt werden, und es erscheinen auf dem Bildschirm Kommentare und praktische Tipps zu den Gerichten. Sprich: kleine Filmchen, in denen Tristan Brandt und David Geisser auftreten. Insgesamt rund 150 solche Extrasequenzen gehören zum Buch und werden beim Kauf erworben. 

Geisser spricht Schweizerdeutsch. Ein gutes Beispiel ist etwa das Flanksteak vom Holzkohlegrill mit Kräuterpesto und marinierten Tomaten. In einer Sequenz erklärt David Geisser, dass dieses Gericht für ihn die Verkörperung eines heissen Sommerabends sei. Eine zweite Sequenz zeigt die Zubereitung des aussergewöhnlichen, wohl nicht allen Geniessern geläufigen Fleischstücks. Eine dritte Sequenz, wie man es schneidet. Achtung, liebe Hobbyköchinnen und Hobbyköche aus dem deutschen Nachbarland! Der Küchenchef, der bei Antonio Colaianni gelernt hat, hat seine Kommentare auf Schweizerdeutsch aufgenommen – und schreckt auch vor Helvetismen wie «grillieren» nicht zurück. 

 

Das Kochbuch

David Geisser Verlag

Zürich, 2024

202 S., ca. 54 Fr.
 

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Das Kochbuch

KI beantwortet Kochfragen. Beim ersten Blättern und Filmchen-Gucken wackelt alles noch ein bisschen. Gut möglich, dass manche den zeitgleichen Umgang mit Buch, Handy und Herd wohl erst ein wenig üben müssen. Und falls dann doch was schiefgeht? Zur App gehört (neben Einkaufslisten zum Downloaden) auch eine künstliche Intelligenz, die viele auftauchende Fragen beantworten könne, wie Brandt und Geisser bei der Buchpräsentation hoch und heilig versprochen haben. Machen wir doch einen Versuch und fragen: «Was bedeutet Grillieren?» Einen Augenblick später kommt tatsächlich die richtige Antwort: «Grillieren ist ein Begriff aus der Schweiz und bedeutet so viel wie grillen oder auf dem Grill zubereiten…» Doch, sowas hat man mit einem Kochbuch noch nie erlebt.