Palazzo Mantegazza

Ein Degustationsmenü in sechs Gängen oder nur «un piatto veloce» für den kleinen Hunger am Mittag? Der weit gereiste Sizilianer Luca Bellanca beherrscht viele Disziplinen und mixt ziemlich unerschrocken all seine Erfahrungen. Gemeinsamer Nenner: Die Gerichte sind sehr aufwendig und liebevoll zubereitet, die Jus und Saucen eine Wucht. So hohe Qualität erwartet man in einem so unkomplizierten Restaurant am Boulevard nicht – auch nicht im grandiosen Palazzo Mantegazza. Jeder Küchenstil hat seinen Namen: «Med-Fusion» heisst er im «Meta». Luca Bellanca ist GaultMillaus «Entdeckung des Jahres im Tessin».
Vieles kam uns spanisch vor – und tatsächlich: Bellanca hat sich mit der iberischen Küche intensiv auseinandergesetzt. Es fängt harmlos an. Aufgeschnitten wird beim Rohschinken der «Rolls-Royce»: Pata negra 5J, Sánchez Romero Carvajal. Auch in den Ravioli ist Pata negra drin. Die Sauce dazu ist nicht eben leicht, etwas erkaltet und trotzdem wunderbar: eine Vellutata von Parmigiano Vacche Rosse, ein paar Spritzer Aceto balsamico tradizionale di Modena und Romesco, eine Spezialität aus Tarragona. Noch mehr España im Hauptgang: Maialino, genauer ein Secreto vom Ibérico-Schwein, mit Sorgfalt und Geduld knusprig und saftig gebraten. Beim tollen Jus vom Schweinchen belässt es der Chef nicht: Zaziki bringt griechische Leichtigkeit und Sommer in den Teller.
Das «Meta» steht in Lugano auch für trendige Tatars und Ceviches. Wir kriegten ein Tatar vom Branzino «in peruanischem Stil» und staunten, wie geschickt der Chef Leche de tigre, rote Tropea-Zwiebeln und Koriander dosiert; wer mag, kriegt alle fünf Varianten (Gambero rosso inklusive) auf einem Teller. Eine Prise Asien war auch auszumachen: beim lustigen, spicy Bun mit Lammfleisch bei den Starters. Bei der Wachtel: Lemongrass in der erfrischenden Mayo, asiatische Gewürze am Schenkel. Und beim Signature Dessert: angenehm kühle Erdbeercreme, eine Glace aus Basilikum und Eis, Wasabi-Schaum.