Le Grand Bellevue
Keine einfache Ausgangslage für Francesco De Bartolomeis: Marcus G. Lindner war sein berühmter Vorgänger, Gstaads Ikone Robert Speth schaut ihm kritisch über die Schulter. Der Mann aus den Abruzzen, zuvor in Speths Cateringteam, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, macht konzentriert und mit Begeisterung sein Ding: eine blitzsaubere, unaufgeregte, italienisch inspirierte Küche. Wir kommen wieder und andere offensichtlich auch. Bei unserem Besuch war das «Leonard’s» bis auf den letzten Platz gebucht.
Der beste Gang: Risotto cacio e pepe! Pfeffer aus dem Valle di Maggia, Käse aus Italien (Pecorino, Parmesan) und Gstaad (Hobelkäse!), Rindsbackenragout und Schüttelbrotstreusel. Der Reis selbst war ein Traum, was uns nicht verwundert: Chef Francesco hat früher mal für den Tessiner Risotto-König Dario Ranza gearbeitet. Auch der Hauptgang war eine höchst angenehme Überraschung: ein mächtiger Kapaun. Zweimal 30 Minuten im Ofen, wunderbar saftig, mit Marroni, Wirsing und ziemlich knackigen Rüebli; Nachschlag jederzeit möglich. Francesco De Bartolomeis: «Enten machen alle in Gstaad. Also versuche ich es mal mit Kapaun.»
Bereits der Start war erfreulich. Eine erfrischende Randen-Variation. Simmentaler Kalbstatar, trotz vollem Haus «all’coltello» geschnitten, mit einem Klacks Burrata und weissem Trüffel. Langustinen-Prachtexemplare (Südafrika, 8/12) mit Topinambur, Foie-gras-Splittern und grünen Spargeln. Spargeln vom anderen Ende der Welt zu Weihnachten? Geht eigentlich gar nicht. Desserts? Das Panettone-Parfait war uns zu süss – aber das prächtige Vanillesoufflé dafür Vergnügen pur.
Im «Leonard’s» gibt es zwar täglich ein Menü, aber keinen Menüzwang: Das A-la-carte-Angebot ist riesig, es kann auch mal ein schneller Zweigänger sein. Der Service ist flink und freundlich, auch in der Höchstsaison.