Hof Weissbad

Das war mal eine Begrüssung! Zitronen-Frischkäse-Macaron mit Essiggurke, Rindfleischtatar mit Senfschaum und süss-saurem Rettich, Champignon-Praline alias Spanische Krokette – klein, fein und geschmacklich faszinierend gut ausbalanciert. Absender? Käthi Fässler, seit über zwanzig Jahren die Chefin in der «Weissbad»-Küche und offensichtlich zu 100 Prozent stressresistent. Sie kocht jeden Abend für meist deutlich über 100 Gäste ein erstklassiges Halbpensionsmenü, das den guten Ruf des Hauses zementiert. Punkt 20 Uhr stürmen dann die Geniesser, die nicht im Hotel wohnen, das Restaurant Flickflauder und surfen durch die beiden Gourmetmenüs; mal «Fleisch», mal vegetarisch und zur Not auch mal vegan. Käthi Fässler ist auch eine erstklassige Ausbildnerin: Jan Schmid, an «Nachwuchs-Olympiaden» erfolgreich, ist ein Beispiel dafür.
Käthi ist unüberhörbar «Appezöllerin», also wird vorzugsweise in der Region eingekauft. Kurze Wege, grosse Arbeit! Die Wachteln aus dem Nachbardorf beispielsweise werden ziemlich eindrücklich veredelt: Brüstchen sautiert, Schenkel gezupft und als rassige Praline serviert, dazu ein konfierter Kartoffeltaler, Morcheln und eine weisse Schmorsauce. Das (Frühlings-)Lamm wurde in Gonten aufgezogen. Die Chefin drapierte eine Haselnuss-Cipollotti-Haube drüber, gab eine Polenta-Käse-Kugel mit Dörraprikosengel, Rüeblipüree und Grünspargelspitzen dazu. Wir notierten: Lamm und Thymiansauce überragend gut. Aber braucht es wirklich so viele Komponenten in einem Teller? Rüeblipüree ist eher etwas für die Kita als fürs Gourmetrestaurant.
Auch vier andere Gänge waren höchst vergnüglich: Die Zitronengrassuppe mit einer Nocke Jakobsmuschel-Kapern-Tatar. Das wunderschön präsentierte Kräuterseitling-Morchel-Türmchen mit Hummus auf Basilikumpesto. Die gebackenen (Bodensee-)Hecht-Streifen auf Wiesenblättern und Rettich mit Erdbeeressigvinaigrette. Und der Frühlingsklassiker: offener Raviolo (wunderbarer Teig), Spargeln aus Diepoldsau, Morcheln.
Eine Prise Fässler gibt’s übrigens auch beim Frühstück: eine knusprige Rösti. Kriegt man nicht überall. Freundlicher und sachkundiger Service, tolle Weinkarte mit überraschenden Empfehlungen (Chardonnay von Christian Herzog, Thal SG) und vielen Dreiachtelfläschli, fantastischer Kräutergarten!