Hirschen

Ein Virus bringt einen Albi von Felten noch lange nicht aus dem Konzept. Im Erlinsbacher «Hirschen» wurde schon im späten Frühling wieder Grosses geboten. Eine kleine Konzession an die Umstände aber machte der Chef: Im Gourmetmenü gab’s nicht ganz so elaborierte, sondern eher bodenständige Hauptgänge.
Schon das hübsch im Gartentöpfchen servierte «Schnöiggerli», Auberginenkaviar mit Olivenpulver und Frühlingsblüten, schmeckte wunderbar. Rustikaler, aber nicht weniger köstlich und dem «Nose to tail»-Gedanken verpflichtet, die erste Vorspeise: ein Ochsenmaulcarpaccio an Kräutervinaigrette mit fein geschnittenen Zungenstückchen und einem Salat von Schwarzem Rettich. Auch die sämige Spargelsuppe mit Stücken vom Wollschwein-Cordon-bleu überzeugte. Beim kross gebratenen Zander hatte das mit Grüner Fee parfümierte Fenchelgemüse gar wenig Aroma, dafür war der Fisch von einsamer Klasse. Das leider nur lauwarm aufgetragene rosa Lammrack an Basilikumjus im Hauptgang war trotzdem intensiv im Geschmack, das Ratatouille dazu etwas peperonilastig.
Käse von Rolf Beeler oder ein ausgezeichnetes Süppchen von mariniertem Rhabarber mit Savarin und Lavendelglace gab’s zum Schluss. Oder fast: Der Service brachte noch das Vordessert – eine geeiste Variation von Apfelsaft mit Limette – das vergessen gegangen war. Albis Weinkeller gehört mit rund 600 Positionen zu den bestbestückten der Schweiz. Nur schade, dass die Liste der offenen Weine nicht grösser ist und mit einigen Top-Weinen ergänzt wird.
PS: Jan Mannchen verlässt den «Hirschen». Nur ein Küchenchefwechsel oder auch ein Konzeptwechsel? Wir setzen die Bewertung für dieses Jahr aus.