Fotos: Remy Steiner

«Safe Space für Profis.» Als «Champagne Spy» ist der hauptberufliche Art Director Dan Roznov in der Welt der Scheizer Champagner-Freunde eine Grösse, seine Tasting-Partys unter dem Titel «Champagne & Friends» in Zürich und St. Moritz sind Pflichttermine für Liebhaber prickelnder Weine. Erstmals aber lud Roznov diese Woche Profis zu einer Masterclass ins Restaurant The Counter im Zürcher Hauptbahnhof – mit einem beeindruckenden Line-up von Sommeliers und Anbietern. Zur Übungsanlage für dieses «Speed Dating» mit Champagner gehören 18 Wein-Experten aus einigen der besten Restaurants des Landes – von den beiden Baslern Christoph Kokemoor («Cheval Blanc», Hotel Les Trois Rois) und Grégory Rohmer («Stucki»), über «Champagner Queen» Ines Triebenbacher («Igniv», Zürich) bis zu GaultMillaus Jungsommelière des Jahres 2024, Katharina Sarrot, aus Heiko Nieders The Restaurant. Als «Safe Space von Profis für Profis», bezeichnet Gastgeber Roznov das Format. Es gehe ums Probieren, aber auch um den Austausch und die Diskussion. 30 Champagner werden verkostet, zehn weitere werden zum Apero ausgeschenkt.

Lucie Pereyre de Nonancourt.

Für die Grand-Siècle-Präsentation angereist: Laurent-Perrier-Erbin Lucie Pereyre de Nonancourt.

Prominente Besetzung. Während knapp dreieinhalb Stunden bekommen die Sommeliers in relativ schneller Abfolge zehn mal drei Vintage-Champagner zur Degustation präsentiert. Wobei auch die Seite der Anbieter prominent besetzt ist – etwa mit Laurent-Perrier-Erbin Lucie Pereyre de Nonancourt, die eigens nach Zürich gereist ist, um den neuesten Grand Siècle No. 27 vorzustellen. Bloggerin und Weinhändlerin Madelyne Meyer (Edvin) ist mit drei verschiedenen Magnum-Flaschen Bollinger da, und den früheren Sommelier-Weltmeister Marc Almert (Baur au Lac Vins) macht der Auftritt vor Kollegen nach seinem Wechsel auf die Verkaufsseite ein wenig nervös, wie er zugibt.

Katharina Sarrot.

«Das ist schon sportlich: Katharina Sarrot («The Restaurant»).

03.11.2025, Zürich, The Counter, Champagner Tasting (photo by Remy Steiner for Gault Millau) Champagner Tasting, The Counter, 3.11.2025

Konzentration und Ausdauer: der nächste «Flight» wird eingeschenkt.

03.11.2025, Zürich, The Counter, Champagner Tasting, Christoph Kokemoor (photo by Remy Steiner for Gault Millau) Champagner Tasting, The Counter, 3.11.2025

Das Gericht kommt zuerst: Christoph Kokemoor («Cheval Blanc»).

Sportliche Übung. Weinproben wie diese sind keine lockeren Nachmittagsvergnügen, bei der man bloss etwas Champagner trinkt. Auch in der entspannten Atmosphäre dieser Masterclass an der Theke des «Counters» braucht es ein grosses Mass an Disziplin, Ausdauer und Konzentration, wenn es darum geht, im Schnelldurchlauf 30 Weine zu analysieren (und wieder auszuspucken), ihre Feinheiten zu unterscheiden und alles möglichst noch in Worte zu fassen. «Das ist schon sportlich», gibt Katharina Sarrot zu. So unterschiedlich wie die Champagner sind allerdings auch die Sommeliers. Für Christoph Kokemoor zum Beispiel darf der Wein oder Schaumwein niemals im Vordergrund stehen: «Ich ordne dem Gericht alles andere unter», sagt er im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen.

03.11.2025, Zürich, The Counter, Champagner Tasting, Hannah van den Nieuwenhuizen und Ines Triebenbach (photo by Remy Steiner for Gault Millau) Champagner Tasting, The Counter, 3.11.2025

Begeistertes Fazit: Hannah van den Nieuwenhuizen und Ines Triebenbach («Igniv», Andermatt und Zürich).

03.11.2025, Zürich, The Counter, Champagner Tasting, Grégory Rohmer (photo by Remy Steiner for Gault Millau) Champagner Tasting, The Counter, 3.11.2025

Konzentriert und leidenschaftlich: Grégory Rohmer («Stucki»).

Bitternoten und Zitrusfrüchte. Während des Nachmittags geht es um verschiedene Themen und Degustations-Eindrücke. Es ist immer wieder von «Briochenoten» die Rede, es wird über Zitrusfrüchte, Frische und Komplexität gesprochen, die Herausforderungen des Klimawandels sind ein wiederkehrendes Thema, ebenso wie der Begriff «Jahrhundertjahrgang». Und Grégory Rohmer hält ein flammendes Plädoyer für «les amères», die Bitternoten sind dem «Stucki»-Sommelier ein grosses Anliegen.

The Counter, Champagner Tasting, Dan Roznov.

Prickeln für Profis: Gastgeber Dan Roznov und die Wein-Profis am «Counter»

Individuelle Highlights. Lanson, Charles Heidsieck, Billecart-Salmon, der exklusive Rare Champagne, aber auch eine Reihe von Winzerchampagnern – die Profis bekommen viele Weine grosser Häuser vorgesetzt. Und auch wenn am Ende fast jede und jeder sein ganz individuelles Highlight für sich festlegt, wird eine Flasche besonders heiss diskutiert. Die Verantwortlichen von Laurent-Perrier haben Salon Cuvée «S» 2013 mitgebracht. Das kleine Haus mit einer Jahresproduktion von lediglich 60'000 Flaschen gehört ebenfalls zum Unternehmen der Familie de Nonancourt. Mit einem Verkaufspreis von rund 1600 Franken pro Flasche ist Salon eine kostspielige Rarität. «Das ist für mich schon sehr besonders», sagt Katharina Sarrot. Und Christoph Kokemoor ist überrascht, wie der verhältnismässig junge Wein sich nach einiger Zeit im Glas enorm entwickelt. «Zuerst war er fast langweilig, jetzt ist er hochinteressant», findet er. «Jede und jeder von uns hat heute etwas dazugelernt», fasst Ines Triebenbacher den prickelnden Nachmittag zum Schluss zusammen, und ihre Kollegin Hannah van den Nieuwenhuizen vom «Igniv» in Andermatt ist schlicht «begeistert» von der Auswahl und Vielfalt.

>> www.champagnefriends.ch