Text: Daniel Böniger I Fotos: Salvatore Vinci

Keine Beulen mehr! Das Chassis schimmert in mattem Schwarz! Und alles an diesem Teil mit vier Rädern hat mehr Pfupf und ist wesentlich grösser als bei meinem letzten Modell, das am Ende schon ziemlich Beulen hatte... Die Rede ist von meinem neuen Grillgerät, das letzte Woche endlich geliefert wurde: ein Burnhard Big Fred Deluxe, «unser Verkaufsschlager», wie man sich beim Vertrieb von «Betty Bossi» zitieren lässt. Rund 900 Franken kostet er, und doch muss man sich seine erste darauf grillierte Wurst erst redlich verdienen. 

Der «IKEA-Moment». Drei grosse Kartonkisten hat der Spediteur geliefert. Es sind über 40 Kilo Material, die erst mal ausgepackt werden müssen - ob ich daran scheitern werde, wie zuvor schon an ein, zwei Einrichtungsgegenständen aus dem bekannten schwedischen Möbelhaus? Immerhin gibt es eine Bedienungsanleitung mit gefühlt 49 Schritten. Und ich finde bald schon eine Box mit verschiedenen Schrauben und einem Vierkantschraubenzieher, der zum Lieferumfang gehört. Was mich ebenfalls beruhigt: die Hauptgrillkammer und alles, was später mit der Gasflasche verbunden werden muss, scheint schon zusammengebaut zu sein. Später erlebe ich doch noch einen typischen «IKEA-Moment»: als ich realisiere, dass ich die Seitenwände verkehrt herum montiert habe und so die Türen nicht befestigen kann. Zurück zu Illustration 4... 

 

Staub-Mütze übergezogen? Nach gut drei Stunden steht der Big Fred zusammengebaut auf meinem Balkon. Am fix montierten Flaschenöffner öffne ich ein Bier, und könnte loslegen – traue mich aber nicht recht. Denn überall lese ich Warnhinweise, die mich daran zweifeln lassen, dass das Gerät ohne Schutzanzug, Staub-Mütze und Helm bedient werden kann. «Brand- und Explosionsgefahr» oder «Überprüfe die Gasanschlüsse vor jedem Gebrauch auf Risse!»...  

Die Temperaturanzeige schnellt in die Höhe! Man muss dazu wissen: Bisher war ich ein «Old-School-Griller», der nur mit Holzkohle grillierte und sogar auf einen Deckel auf dem Gerät verzichtet hat... Ich überwinde mich dann doch – und drehe an den silbern glänzenden Reglern. «Whoossh!», und schon sind die vier Brenner in Betrieb. Ich schliesse die Brennkammer und lasse die Apparatur erst mal 30 Minuten auf Volldampf laufen, weil dies in der Anleitung so empfohlen wird. Einem Sportwagen-Tacho gleich schnellt die Temperaturanzeige in die Höhe: Von null auf 300 Grad Celsius in nicht mal zehn Minuten! 

 

Betty Bossy Grill

Die erste Probe aufs Exempel: der Cervelat.

Betty Bossy Grill

Schon etwas wagemutiger: die Spiessli.

Betty Bossy Grill

Finale: Kalbskotelett auf dem Keramikbrenner.

Eine Nationalwurst zum Aufwärmen. Als ehemaliger Pfadfinder stelle ich meine neue Freundschaft zu Big Fred erst mal mit einem liebevoll eingeschnittenen Cervelat auf die Probe. Und bin verblüfft, wie schnell die Nationalwurst anmächelig gebräunt ist. Dank der Abdeckung ist sie erst noch durch und durch heiss! Ich wage einen weiteren kleinen Schritt für Big Fred, aber einen grossen für mich: Jetzt kommen zwei Spiessli, einige grüne Spargeln auf den Rost – und allmählich finde ich heraus, wo die ganz heissen Stellen auf den auffallend massiven Grillrosten sind. Mich begeistert die Tatsache, dass man auf einem erhöhten Gitter dasjenige Grillgut warmhalten kann, das bereits gar ist. 

Kalbskotelett mit knuspriger Kruste. Ich will Big Fred noch näher kennenlernen. Denn bisher fühlte sich die Handhabung an, als ob ich einen Ferrari fahre und das Tempolimit bloss 120 Stundenkilometer beträgt... Und so nehme ich den Keramikbrenner in Betrieb, dieser «Turbobrenner» ist eines der grossen Vorzüge dieses Geräts. Es darf (noch ein Warnhinweis!) nur bei offenem Deckel eingeschaltet werden darf. Und dank ihm sind Temperaturen bis zu 900 Grad möglich, was meinem Kalbskotelett die besonders knusprige Kruste verleihen soll. Sobald ich also die Kerntemperatur von 60 Grad beinahe erreicht habe, gebe ich das Fleisch über die orange glühende Platte. Die Temperatur messe ich übrigens ganz profan mit einem Fleischthermometer, weil der Grill ganz ohne digitalen Schnickschnack auskommt. Finde ich sympathisch! Und ja, ich kriege das Kotelett schön saftig hin – und muss danach nicht mal eine Pfanne putzen. 

 

 

Betty Bossy Grill

Auch ohne digitalen Schnickschnack ist das Resultat verlockend!

Möglichkeiten für den ganzen Sommer lang. Big Fred und ich, wir haben noch einen langen gemeinsamen Weg vor uns. Irgendwann werde ich daheim mal 20 Menschen mit Würsten versorgen, damit ich die vier Brenner (drei normale plus den «Keramikbooster») und die ungefähr zwei Quadratmeter Rostfläche auch wirklich ausnutzen kann. Irgendwann werde ich eine heisse Sauce zum Grillgut servieren, damit ich auch den eingebauten Gasherd auf dem einen Seitenflügel verwenden kann. Irgendwann werde ich einen Fisch räuchern, was dank der mitgelieferten Holzpallet-Metallbox möglich ist. Und irgendwann kommt sicher ein ganzes Roastbeef auf den Rost. Oder eine Pizza, die sich mit Schamottstein sicher ganz ordentlich zubereiten lässt... Der Sommer kann kommen, meine Küche bleibt kalt! Das wirklich Einzige, was mich jetzt noch stört: Dass ich abends beim Einschlafen nochmals aus dem Bett aufstehen muss - um nachzusehen, ob ich den Gashahn zugedreht habe. 

>> Burnhard Gasgrill Big FRED Deluxe Black, 4-Brenner, erhältlich für 899 Fr. bei www.bettybossi.ch. Für einen Aufpreis sind auch Montage und Verpackungsentsorgung inkl. 

 

Betty Bossy Grill

Noch schöner als grillieren: Unser Autor beim Geniessen der Grilladen.