Text: Stephan Thomas I Foto: Esther Michel

Ausrufezeichen. «Erich Meier? Das ist doch der Winzer mit dem originellen Flaschendesign!» Es mag Weinfreunde geben, die (noch) nicht von seinen Weinen probiert haben. Das Logo mit der nach unten zeigenden Flasche über dem Namenszug kennen hingegen die meisten. Manche denken dabei an ein Ausrufezeichen. «Die Etikette bin ich», sagt Erich. «Ich bin manchmal auch ein wenig ein Ausrufezeichen. Ich sage gerne meine Meinung. In meinem Beruf, besonders auf dem Markt, braucht es das.»

 

Räuschling vom Besten. Erich Meier brilliert aber nicht nur mit seinem Auftritt, sondern auch mit seinen Weinen. Fast alle Lagen befinden sich in Uetikon. Hier stehen auch das Betriebsgebäude und das Wohnhaus aus dem Jahr 1793. Von Beginn an eingeschlagen hat Erichs Lagen-Pinot Noir «Kirche». Überzeugt hat uns in der Degustation auch der generöse Räuschling. Er ist zweifellos einer der besten seiner Art. Neben Pinot Gris, Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Merlot sind auch Raritäten wie Rheinriesling und Viognier im Sortiment. Beim Pinot Noir ist das Burgund Vorbild. «Ich suche weniger den Schmelz, eher das Krautige. Es darf sogar eine leicht grüne Komponente haben.»

 

Outdoor. «Ich bin gerne draussen.» Das glaubt man Erich aufs Wort. Seine Figur ist sportlich, er war Feuerwehrkommandant und Mitglied der Seerettung. Zuerst hat er Schreiner gelernt. «Ich bin Perfektionist. Das kommt wohl vom Schreinern. Auch sonst haben Schreiner und Winzer Gemeinsames. Man erschafft etwas von Grund auf bis zum fertigen Produkt. Dann bringt man es zur Kundschaft. Man darf kreativ sein, die eigene Handschrift einbringen.»

 

Arbeiten im Sonnenschein. Erich Meiers Weinberge in Uetikon sind umgeben von allerbesten Wohnlagen. Das kann herausfordernd sein, wenn es etwa ums Spritzen geht. «Man muss Rücksichten nehmen, muss den Leuten gewisse Dinge erklären. Schliesslich ist es ein Miteinander. Aber wir schaffen es.» Auch sonst ist Erich mit seiner Familie hier glücklich, obschon viel Arbeit anfällt. «Wir haben einen Wahnsinnsjob. Der Blick auf den See, auf die Berge ... wir stehen in den Reben, haben die Sonnenbrille auf. Andere würden dafür einen Tag Ferien nehmen.»

 

«Coup de coeur»: Chardonnay 2020

 

Das liegt im Keller: «Ich bin ausverkauft ...» Normalerweise Sauvignon Blanc, Räuschling, Pinot Noir «Kirche»

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Erich Meier-Weinen: Jeroen Achtien im «Vitznauer Hof/Restaurant Sens» Vitznau (18 Punkte). Domenico Miggiano-Köferli im «Löwen» Bubikon (15 Punkte). Didi Bruna und Markus Furtner im «Didi's Frieden» Zürich (15 Punkte)

 

Das passt zusammen: Pinot Noir «Kirche» 2018 zu Kalbsrollbraten, gefüllt mit Rohschinken, Senf und frischen Kräutern. Dazu Polenta und saisonales Gemüse