Text: Stephan Thomas I Fotos: Rahel Zuber
Slang. «Ich labere anders, schreie anders in den Wald.» Das sagt Heinz Kunz auf die Frage, wie er sich seinen Erfolg bei der jungen Generation erkläre. In der Tat, Kunz beherrscht den Slang der Youngsters in Perfektion. Vielleicht kommt es auch von den rauschenden Parties auf dem Weingut «Gatluzi», die keine Polizeistunde kennen - und wo sich Kunz auch gerne mal ans Schlagzeug-Set setzt. «Ich versuche, vom Elitarismus wegzukommen. Es geht um das Glas, das ich in der Hand habe.» Natürlich meistert Kunz auch die Kanäle der modernen Kommunikation virtuos. «Wenn ich meine Sachen nur im Amtsblatt droppen würde, käme das bei allem Respekt nicht so gut heraus.»
Keine Moden. Was es aber auf «Gatluzi» nicht gibt, ist Anbiederung jeder Art. Die Weine sind fadengerade. Kein Gramm Zucker, um die Generation Coca-Cola zu ködern. Auch ist der Sortenspiegel durchaus traditionell: Viel Pinot Noir, Pinot Blanc, Riesling-Silvaner. Einzig ein wenig Merlot und Cabernet Dorsa für die einzige Cuvée des Hauses. Kunz setzt nicht auf Moden. Den Zeitgeschmack bedient er allein mit einer Kleinstmenge PetNat. Orange? «Nein. Das ist eine andere Baustelle.» Unser Favorit im Sortiment: Der Basis-Pinot Noir mit seiner einnehmenden Frucht, Eleganz und Struktur.
Die Weine von Heinz Kunz sind authentisch und schnörkellos, bis zum Design der Etiketten.
Umwege. Auch wenn Heinz Kunz sein Gut bereits in vierter Generation führt, war der Weg dahin nicht frei von Kurven. Trotz Winzerlehre studierte er zunächst Geschichte und Kulturwissenschaft, jobbte in der Luzerner Gastronomie und hinter dem Bartresen. Als im elterlichen Betrieb die Nachfolge anstand, entschied er sich dann doch, die Herausforderung anzunehmen. «Man sagte sich, man wolle lieber die Sache von den eigenen Leuten verhunzen lassen als von fremden», sagt er mit dem für ihn typischen Humor.
Nur Bio. Heute ist Heinz Kunz' Betrieb Knospe-zertifiziert, eine für ihn alternativlose Sache. Die Herkunft des eigenwilligen Namens «Gatluzi» ist nicht restlos geklärt, vielleicht ist es eine Verballhornung von «Sankt Luzi», denn das Gut liegt an der Strasse, die auf die St. Luzisteig führt. Kunz' Begeisterung für sein Metier ist spürbar. Dennoch: «Ich mag nicht mit Begriffen wie 'Leidenschaft' operieren. Es gibt noch andere Dinge im Leben.»
Coup de Coeur: Fläscher Blauburgunder Barrique 2022
Das liegt im Keller: Cuvée «Fläscher Scholle Rot» 2021 (Magnum); Blanc de Noir 2024; Fläscher Weissburgunder 2024
Drei GaultMillau-Köche mit Gatluzi-Weinen: Angela Schnetzler im «Rubina» Zürich (13 Punkte). Bernadette Lisibach in der «Neuen Blumenau» Lömmenschwil (17 Punkte). David Esser im «Alten Torkel» Jenins (14 Punkte)
Das passt zusammen: Vegetarisches Tantanmen von «Mori Ramen» Zürich mit extra Nori, zu leicht gekühltem Pinot Noir