Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Sedrik Nemeth

Innovation ist alles. Zu unserem Empfang waren gleich zwei der Rohs da: Serge, der Vater, und Vincent, der Sohn. Denn hier bedeutet Wein gleich Familiengeschichte. Serge übernahm die Verantwortung für das Familiengut im Jahr 1999 von seinem Vater, der es in den Fünfzigerjahren gegründet hatte. Mit der Verantwortung kamen auch die Ideen zur Weiterentwicklung. «Ich musste noch etwas warten, bis ich meine neuen Wunsch-Rebsorten pflanzen konnte», schaut Serge Roh zurück, «mit neu gekauften oder zugemieteten Parzellen gelang es mir dann, die Palette auszubauen, so dass wir heute rund zwanzig Sorten haben.»

 

Die Welthauptstadt des Amigne. In dieser Palette spielen die einheimischen Sorten eine grosse Rolle. Dazu gehört auch die Amigne-Traube, die in Vétroz besonders gut gedeiht, so dass der Ort als Amigne-Welthauptstadt gilt. Er habe eine besondere Beziehung zu diesen alten Walliser Sorten, erklärt Serge Roh, aber sie seien auch herausfordernd: «Man muss wissen, auf welchem Boden sie am besten gedeihen, muss die Pflanzen dann einige Jahre genau beobachten - das alles braucht viel Zeit.» Zeit braucht auch die Umstellung auf die biologische Bearbeitung, welche Vater und Sohn in den nächsten Jahren anstreben. Denn ihre Parzellen, die sich zwischen Conthey und Chamoson erstrecken, sind nicht die einfachsten, die beiden wissen: «Das Terroir macht den Wein.» 

 

«Testen, wo wir stehen». Es sind Weine, die weit herum ein gutes Echo geniessen - vor einigen Jahren zeigte sich sogar ein Importeur in New York derart angetan vom Amigne de Vétroz, dass seither jedes Jahr einige hundert Flaschen jährlich den Atlantik überqueren. Und für den Pinot noir 2015 gab es eine Goldmedaille der Mondial du Pinot noir. «Wir wollen gerne testen, wo unsere Weine im Vergleich mit den anderen stehen», erklärt Vincent Roh, «dabei helfen diese Wettbewerbe, wo wir oft gut abschneiden». Dafür sprechen auch die vier Medaillen für Roh-Weine, die am letzten Grand Prix du Vin Suisse 2020 verliehen wurden. Der prämierte Pinot noir ist elegant und strukturiert und begleitet aufs Schönste ein gutes Stück Fleisch. Die gleiche Traube findet sich auch in der würzigen Assemblage 1963, vereint mit Diolinoir und Carminoir. Dem Vernehmen nach soll es heuer wieder eine neue Traubensorte geben.

 

Das liegt im Keller: Weiss: Fendant de Vétroz, Johannisberg, Amigne de Vétroz, Petite Arvine de Vétroz, Humagne blanc de Vétroz, Ruinettes Blanc Réserve (Petite Arvine, Humagne blanc, Johannisberg und Amigne), Chardonnay Réserve, Ermitage de Vétroz flétri, Amigne Grain Noble.

Rot: Gamay de Vétroz, Dôle de Vétroz, Gamaret de Vétroz, Cornalin de Vétroz, Pinot noir, Syrah, Cabernet franc, Assemblage 1963 (Diolinoir, Carminoir und Pinot noir), Ruinettes Noir (Syrah, Diolinoir, Gamaret und Cornalin). Rosé: Dôle blanche. Grands Crus de Vétroz: Vétroz Grand Cru (Fendant) , Amigne de Vétroz Grand Cru, Pinot noir de Vétroz Grand Cru.

 

Coup de Coeur: «Unsere Petite Arvine», sagen Vincent und Serge Roh wie aus einem Munde.

 

Das passt zusammen: Ein Glas Amigne mit einem gut gewürzten asiatischen Gericht.

 

Drei Chefs mit Weinen von Serge Roh: Franck Giovannini im Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier (19 Punkte), Didier de Courten im l’Atelier Gourmand in Sierre (15 Punkte) und Grégoire Antonin im Nouvo Bourg in Saillon (16 Punkte).