Text: Stephan Thomas Fotos: Hans-Peter Siffert

Baden und mehr. Michael Meyer führt uns in die uralten Gewölbe des Bads Osterfingen. «Bis 1925 hat man an dieser Stelle noch in geheiztem Thermalwasser gebadet - in alten Holzbottichen. Seit dem ausgehenden Mittelalter war hier Wellnessbetrieb. Mit allem, was damals eben zum Baden gehörte, auch nicht Jugendfreies ...». Gebechert dürfte man dabei auch tapfer haben. Vor allem mit dem Wein von den Rebbergen gleich hinter dem Haus.

 

Tausendsassa. Michael ist vieles in einem. In vierter Generation Besitzer und Patron des Bads Osterfingen, das er zusammen mit seiner Frau Ariane führt. Chef de Cuisine eines 13 Punkte-Lokals. Winzer und Önologe. Kaufmännischer Kapitän eines Betriebs, der nicht weniger als 28 Personen beschäftigt. Entsprechend gut gepackt ist sein Schulsack: Eine Kochlehre, eine Ausbildung als Weinküfer (heute würde man Önologe sagen), obendrauf eine Hotelfach-Ausbildung im Belvoirpark Zürich. Sein Bad Osterfingen ist ein Paradies für Denkmalpfleger, Romantiker und Nostalgiker. An guten Tagen gehen hier locker 150 Teller über den Pass. Auch viele Prominente lassen es sich schmecken.

 

Hochdekoriert. Gekommen sind wir aber hauptsächlich wegen dem Wein. Bad Osterfingen ist eines der angesehensten Weingüter der Schweiz. Es ist bei den 150 Besten von GaultMillau dabei, dazu Mitglied der renommierten «Mémoire des Vins Suisses». Was man im Blauburgunderland natürlich besonders gut kann, ist Pinot Noir. Vorzüglich gerät auch der Pinot Blanc, der Schatzkammerwein der Mémoire. Nicht zu vergessen der Merlot, der voll ausreift, ohne dafür seine Eleganz zu opfern.

 

Aus zwei mach eins. Ein Wurf war die Lancierung des «Zwaa», ein Gemeinschaftswerk mit Ruedi Baumann in Oberhallau. Seit einem Vierteljahrhundert geben die beiden ihre besten Pinots in dieses Gemeinschaftswerk. «Das war damals ein cleverer Marketing-Schachzug», bemerkt Michael Meyer augenzwinkernd. «Das haben uns später einige abgekupfert.» Der 2009er zeigt sich im Glas topfit. Er beweist einmal mehr, welch grosses Reifepotential Schweizer Gewächse haben können.

 

Das liegt im Keller: Merlot AOC Schaffhausen 2018. Pinot Noir ZWAA Osterfingen/Oberhallau AOC Schaffhausen 2017. Pinot Blanc Gässli 2019 AOC Schaffhausen

 

«Coup de coeur»: Blauburgunder Badreben Abt 2018

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Meyer-Weinen: Fabrice Bischoff in der «Wirtschaft zum Frieden» Schaffhausen (13 Punkte). Erich Meier und Andreas Schmid im «Gasthof Schiff» Mammern (14 Punkte). Walter Klose im «Gasthaus zum Gupf» Rehetobel (18 Punkte)

 

Das passt zusammen: Rosé AOC Schaffhausen 2018 zu Ceviche vom Zander an Limette, Thai-Chili und Akazienhonig (Rezept von Junior Lukas Meyer)

 

>> badosterfingen.ch