Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert

Eigener Keller mit 19 Jahren. Vater Nicolas Bagnoud lieferte jahrelang die Trauben an Provins, bis er 1999 beschloss, seinen eigenen Wein zu machen. Heute hilft er zwar noch hier und dort mit, aber das Unternehmen führen bereits seine zwei Söhne, die soeben 30-jährig geworden sind. Auf die Frage, ob sie denn beide immer schon Winzer werden wollten, erzählt Régis eine nette Anekdote: Mit 15 habe er seinem Vater eröffnet, er wolle dann möglichst bald das Ganze übernehmen. «Geht nicht», habe dieser geantwortet, «dein Bruder Simon hat sich bereits beworben.» Streit gab es deswegen nicht. Aber weil sie nicht so lange warten wollten, gründeten die Zwillinge bereits im zarten Alter von 19 ihren eigenen Keller, den sie inzwischen mit dem väterlichen Betrieb zusammengeführt haben.

 

«Heisse Diskussionen, nie Streit». Vor vier Jahren wurde auf dem Gut in Flanthey VS ein neues Gebäude errichtet; Keller, die Vinifikation und auch der Verkauf finden jetzt unter einem Dach statt. Elf Hektar Rebland gehören dazu, lauter kleine Parzellen zwischen Sierre und Saint-Léonard. «Unsere Hänge sind steil, was viel Handarbeit bedingt», erklärt Simon, der in Changins Rebbau studiert hat. «Wir möchten mehr Lagenweine machen und sie mit dem Namen der einzelnen Parzellen benennen», sagt Régis, der sich neben dem Rebbau auch noch als Kellermeister ausgebildet hat. Manchmal gebe es zwar heisse Diskussionen zwischen ihnen, aber nie Streit, «wir machen alles zusammen und können uns immer einigen».     

 

Verliebt in den Chenin blanc. So waren sich Régis und Simon Bagnoud auch bald einig, als es darum ging, mehr Chenin blanc anzupflanzen. Beide lieben diese weisse Traube, die vor allem an der Loire und in Südafrika heimisch ist. Genauso verbunden sind sie jedoch auch dem Cornalin, diesem urchigen Walliser, der so gut zu Wild passt. Auch diese Rebe soll in ihrem nicht gerade kleinen Sortiment einen bedeutenderen Platz erhalten. Soeben haben sie eine besonders geeignete Parzelle ausgewählt, die demnächst mit Cornalin bepflanzt wird. Wenn es dann soweit ist, wird er unter dem Lagennamen «Lieu-dit» vinifiziert. Die beiden Twins stehen mit beiden Beinen fest auf ihrem Walliser Boden, ausgestattet mit einer riesigen Passion und beflügelt vom Terroir.

 

Das liegt im Keller: Weiss: Fendant, Humagne blanche, Johannisberg, Pinot gris, Petite Arvine, Chenin Blanc, Pinot blanc, Chardonnay, Paien, Marsanne, Cuvée or barrique, Pinots clairs barrique: Rot: Gamay, 4 verschiedene Pinot noirs, Humagne rouge, Merlot, Cuvée Carmin, Syrah, Cuvée Santal. Süsswein: Ermitage barrique.    

 

«Coup de Coeur»: Régis hat Mühe, sich zwischen Chenin blanc («super zu einem Apéro riche» und der Cuvée Carmin aus Gamaret, Diolinoir und Cabernet Sauvignon («der ideale Gipfelwein für jede Wanderung und perfekt zu einer Grillade») zu entscheiden. Simon dagegen ist sicher: «Ich liebe den Paien, der auch unter Heida bekannt ist - ein echter Walliser, wunderbar zu Raclette und Fondue».

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Bagnoud-Weinen: Marco Ferraris im Hôtel Art de Vivre in Crans-Montana (13 Punkte); Martin Göschel im Restaurant Sommet, The Alpina Gstaad (18 Punkte); Marcel Strehle im Restaurant 1903, Hotel Schönegg Wengen (14 Punkte).

 

>> www.bagnoudvins.ch