Drei Neue bei den Besten. In der Liste der 150 Schweizer Top-Betriebe ist einiges in Bewegung geraten. Neu aufgenommen wurden die Frères Frédéric und Grégoire Dubois aus Cully sowie Jean-Pierre und Maxime Sother von Château de Malessert in Perroy und Domaine du Manoir in Valyres-sous-Rances. Bereits sehr gut bekannt ist der dritte Neuzugang. Es handelt sich um die Familie Cruchon aus Echichens bei Morges. Inzwischen hat dort die junge Önologin Catherine Cruchon (grosses Bild oben) das Ruder in die Hand genommen. Ihr Grossvater Henri Cruchon wird von der Gault-Millau-Weinjury schon seit Jahren als Ikone der Waadtländer Weinwelt geehrt. Doch die Zeit steht nicht still, und Catherine Cruchon geht mit ihren Naturweinen einen neuen und eigenen Weg, auf dem sie eine eigene Anerkennung verdient. Neben Henri Cruchon sind zwei weitere Ikonen im Waadtland präsent. Es sind dies Louis-Philippe Bovard in Cully und Violaine und Raymond Paccot in Féchy. Bei den Paccots hat mit Tochter Laura ebenfalls die nächste Generation übernommen, Grandseigneur Bovard hält aber immer noch die Stellung.
Im Reich von König Chasselas. Dézaley, Yvorne, Saint-Saphorin. In diesen klangvollen Terroirs zeigt der traditionelle Chasselas all seine Facetten. Denn die Subregionen der Waadt unterscheiden sich in Bezug auf Bodenbeschaffenheit und Klima recht stark. Das Chablais erreicht dank des Föhns die höchsten Temperaturen, dort wachsen die Reben auf steinigem Geröll. Die als Unesco-Weltkulturerbe klassifizierten Steillagen des Lavaux profitieren vom milden Seeklima und von den steilen besonnten Hängen. Viele Rebberge sind von Mauern umgeben, die am Tag die Wärme speichern und sie nachts wieder abgeben. Im Dézaley verleihen die Nagelfluhbänke dem Wein eine spezielle mineralische Note, während die La Côte eher auf Moränenböden beruht. In den nördlichen Côtes-de-l’Orbe und Bonvillars reifen die Weine auf tonhaltigen Böden und auf rund 500 Höhenmetern.
Die ausgezeichneten Winzerinnen und Winzer:

Rodrigo Banto, Cave de La Côte, Tolochenaz.
Rodrigo Banto
Der Chefönologe Rodrigo Banto von der Cave de la Côte verkörpert den qualitativen Aufbruch im Waadtland wie kaum ein anderer. Die Cooperative vereint rund 300 Winzer auf über 450 Hektar, was einem Viertel des Weinbaugebiets der La Côte entspricht. Sie schreibt ihre Geschichte seit 1929 und ist stolz auf ihre 400 verschiedenen Weine, zu denen auch so bekannte Domaines wie Château La Bâtie und Château d’Echichens gehören.
Louis Blondel
Der Name Blondel steht seit Generationen für Chasselas-Spitzencrus aus dem Lavaux. Jean-Luc Blondel hat die Domäne in Cully auf heute 7,5 Hektar ausgebaut und den Betrieb 2022 an seinen Sohn Louis und dessen Frau Charlotte übergeben. Aus der grossen Palette: La Perle d’Epesses, Dézaley Prestige Grand Cru und l’Arpège Calamin Grand Cru
Philippe Bovet
Seit jeher sucht der Winzer aus Givrins eigene Wege, sei es mit schwarzen Etiketten für die Linie Dark Line, sei es mit Spezialitäten aus Viognier, Chenin blanc oder Malbec. Die Palette umfasst rund 30 Weine, aber seine Lieblinge bleiben Chasselas und Gamay, etwa Léman blanc und Gamay Pacifique.

Jean-Francois und Benjamin Chevalley, Domaine de la Chenalettaz, En Dézaley.
Jean-François und Benjamin Chevalley
Die Domaine de la Chenalettaz liegt ideal in den beiden Grand-Cru-Appellationen Dézaley und Calamin. Das Terroir ist steil und gut besonnt, Vater Jean-François und Sohn Benjamin Chevalley erzeugen hier in 22. und 23. Generation allerbeste Grand Crus wie die Réserve du Margis und den Chenalettaz Rouge.
Jean-Daniel Coeytaux
Auf seinem Weingut in Yens oberhalb von Morges an der La Côte verarbeitet Jean-Daniel Coeytaux einzig Trauben aus den eigenen 8 Hektaren Rebland und vermarktet sie auch selber. Die Chasselas tragen alle das Prädikat Grand Cru. Bemerkenswert aber auch der Pinot noir, der Gamay und der Schaumwein mit dem schönen Namen Vin Joyeux.

Christelle Conne, Cave Champ des Clos, Chexbres.
Christelle Conne
Die Chasselas der Familie Conne in Chexbres sind schweizweit bekannt, allen voran der auf der Hefe produzierte Le Sémillant und der Klassiker Leurs Excellences de Berne. Seit über zehn Jahren führt die Tochter Christelle Conne das Familienweingut Cave Champ des Clos und die Tradition weiter.
NEU Famille Cruchon
Auf drei starke Männer - Henri, Raoul und Michel Cruchon - folgen vier starke Frauen und tragen heute die Geschichte des biodynamischen Familienweinguts in Echichens bei Morges weiter. Die Önologin Catherine Cruchon kann sich auf ihre Cousinen Yaëlle und Laura sowie ihre Ehefrau Margaret stützen. Ihr Altesse gilt als der beste Schweizer Naturwein, Aushängeschilder sind auch der Chardonnay Noblesse und der Pinot noir Raissennaz.
Serge Diserens
Bei den Diserens wurde das Know-how stets vom Vater an den Sohn weitergegeben. Heute führt Serge als in Changins ausgebildeter HES-Ingenieur die Domaine Des Moines in Villeneuve sowie das in Aigle ansässige Gut La Baudelière seiner Frau Stéphanie. Auf 5,5 ha in der Appellation Villeneuve werden Spezialitäten wie Chasselas, Pinot gris, Pinot noir und Malbec auf unterschiedlichen Terroirs und Höhenlagen kultiviert.
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NEU Frédéric und Grégoire Dubois
Drei Generationen, drei verschiedene Weingüter: Die Frères Dubois in Cully setzen auf Tradition und auf ihre Grand Crus. Die Weine der Domänen von Dézaley-Marsens, Baussan im Epesses-Gebiet und Château de Glérolles in Saint-Saphorin werden alle im Keller Le petit Versailles gekeltert. Dabei entstehen Spitzenweine wie Maison Blanche/Epesses, Planète und die Réserve noire von Saint-Saphorin.

Blaise Duboux , Domaine Blaise Duboux, Epesses.
Blaise Duboux
Auf diesem herrlich gelegenen Gut in Epesses gehen Tradition und Fortschritt Hand in Hand. Der Önologe Blaise Duboux arbeitet aus tiefer Überzeugung biodynamisch und bleibt damit der Natur möglichst nahe. Die Grand Crus Dézaley Haut de Pierre und Dézaley rouge Le Treillant punkten mit hoher Mineralität.
Christian Dugon
Christian Dugon ist der Botschafter der Côtes de l’Orbe. Ihm ist zu verdanken, dass die Appellation Nord Vaudois heute zur Spitze zählt. Seine Palette von 20 Sorten ist verblüffend: Neben traditionellen sind auch neue Sorten wie Divico, Mara und Doral sowie ein Pinot gris vin orange dabei.

Christian Dupuis, Cave Dupuis, Féchy.
Christian Dupuis
Der Tüftler in Féchy zieht seine Rebschösslinge selber auf und erfand dabei eine eigene Rebsorte: Violier als Hommage an den verstorbenen Spitzenkoch, gekreuzt aus weissem Viognier und rotem Gamaret. Seine Hauptsorte ist und bleibt jedoch der Chasselas, den er in vier Spielarten vinifiziert.
Les Frères Dutruy
Les Frères Dutruy sind beide gut ausgebildet und weitgereist: Christian, der Rebmeister, und Julien, der Önologe und Kellermeister, führen in Founex das über 100-jährige Gut nach Bio-Leitlinien. Vinifiziert werden die Spitzen-Chasselas und die Prestige-Linie Les Romaines im modernen Keller. Mit Spitzenköchen kreieren sie auch eigene Cuvées.
Noémie Graff
Die Winzerin hat Geschichte, Latein und Önologie studiert und danach die Familiendomaine du Satyre in Begnins übernommen. Maximale Sorgfalt im Rebberg, minimale Eingriffe im Keller, so lautet ihre Philosophie. Mit ihren roten Gamay, Carminoir und Pinot noir Le Satyre feiert sie grosse Erfolge, interessant ist auch die alte Sorte Mondeuse. Auffallend: die Künstler-Etiketten.
Marco & François Grognuz
Vater und Sohn Grognuz von der Cave des Rois in Villeneuve tanzen sozusagen auf drei Hochzeiten sprich AOC-Regionen. Ihre 17 Hektaren liegen im Lavaux, im Chablais und im Wallis. Das Flaggschiff heisst Syrah St-Saphorin, gut auch die Cuvée Anthology aus Diolinoir, Merlot und Pinot noir.

Fabien Coucet, Domaine Kursner, Féchy.
Domaine Kursner
Das prestigeträchtige Weingut in Féchy wurde von der Familie Kursner unter die Obhut der Cave de la Côte gestellt. Unterstützt von Rodrigo Banto leitet es seither Fabien Coucet als Kellermeister und Geschäftsführer. Die Flaggschiffe: Chasselas Premier Grand Cru au Brez, der intensive Viognier und der Rouge Absolu.

Pierre-Luc Leyvraz und André Bélard, Domaine Pierre-Luc Leyvraz Sàrl by Famille Jomini, Chexbres.
Pierre-Luc Leyvraz by Famille Jomini
Der grosse Meister des Chasselas, Pierre-Luc Leyvraz, hat das AHV-Alter erreicht und suchte eine Nachfolge. Er fand sie bei seinen Nachbarn, der Familie Jomini. Sie übernehmen das Gut, aber streben vorerst keine Veränderungen an, auch nicht beim Saint-Saphorin Les Blassinges Grand Cru, der zu den Top Weinen der Schweiz zählt.
Pierre & Basile Monachon
In Rivaz, dem kleinsten Winzerdorf der Schweiz, bearbeiten Vater und Sohn Monachon eine kleine Domäne von nur 3 Hektaren. Gross sind allerdings die Weine aus den terrassierten Steillagen. Allen voran ihre Chasselas Grand Crus mit eleganter Finesse dank langem Ausbau auf der Hefe.

Jean-Francois, Jonas und Basile Neyroud-Fonjallaz, Domaine Neyroud-Fonjallaz, Chardonne.
Domaine Neyroud-Fonjallaz
Der Ausblick von diesem Weingut in Chardonne ist magisch. Er beflügelt die Familie Neyroud zu hervorragenden Chasselas wie Les Berneyses Grand Cru aus Chardonne und den Calamin Grand Cru Epesses. 2024 hat die nächste Generation mit Basile (Önologie) und Jonas (Rebbau) übernommen, Vater Jean-François wirkt im Hintergrund noch mit.

Laura Paccot, Domaine la Colombe, Féchy.
Laura Paccot
Sie ist eine der jungen Schweizer Winzerinnen, von denen man spricht. Laura Paccot übernahm in vierter Generation das renommierte Gut La Colombe in Féchy von ihren Eltern Raymond und Violaine Paccot, den Pionieren der Biodynamie. Ihre Grand Crus Bayel und Brez zählen zu den allerbesten Chasselas, die Colombe Rouge ist ebenfalls top. Interessant ist das grosse Alterungs-potenzial ihrer Chasselas.
Alain Pelichet
Auf dem Weingut Mon Pichet in Féchy ist die Chasselastraube Königin, sie besetzt 70 Prozent der Anbaufläche. Der Grand Cru Crêt de Bayel von Alain Pelichet gefällt mit Aromen von Linden-blüten und Akazien, bei den Rotweinen brillieren Merlot, Syrah und Gamaret/Garanoir barrique.
Solange, Lucie und Tristan Perey
Mit grossem Einsatz und Erfolg bewirtschaften die drei Geschwister die Reben beim Schloss Vufflens-le-Château sowie die Domaine des Abesses in Echandens. Insgesamt sind fünf verschiedene Chasselas im Angebot. Topweine liefert der Clos Bellevue la Balle.

Charles Rolaz, Hammel - Terres de Vins, Rolle.
Charles Rolaz
Charles Rolaz verantwortet als Önologe des Hauses Hammel eine eindrückliche Reihe von Spitzenweinen. 35 Rebsorten und eine ganze Liste von Vorzeigegütern wie Clos de la George in Yvorne und Clos du Chatelard in Villeneuve verarbeitet er meisterlich. Die Liste seiner Grand Crus ist lang und eindrücklich.
NEU Jean-Pierre und Maxime Sother
Die Elsässer Unternehmerfamilie erwarb 2020 zwei alteingesessene Weingüter in der Waadt. Auf Château de Malessert in Perroy wachsen auf 15 Hektaren ausschliesslich Chasselastrauben, die zu einem Grand Cru und einem 1er Grand Cru vinifiziert werden. Die Domaine du Manoir in den Côtes de l’Orbe dagegen bringt auf 24 Hektaren einzig Rote wie Gamay, Pinot noir, Gamaret, Garanoir und Merlot hervor. Beide Güter sind zurzeit in Umstellung auf Bio, im Manoir wurde auch eine eigene Küferei eingerichtet.
Maude Vogel
In der Domaine Croix Duplex in Grandvaux, mit 26 Hektar eines der grössten Weingüter im Lavaux, hat Maude Vogel nach zehn Jahren gemeinsamen Tuns mit ihrem Bruder jetzt allein die Leitung übernommen. Ihre Palette umfasst 31 Weine. Neben schönen Roten sind dies allein zehn Chasselas, darunter der Spitzenwein Argile Dézaley Grand Cru.
Fotos: David Birri, Nik Hunger, Hans-Peter Siffert, Monika Flückiger
