Lehre bei Anne-Claire Schott. Manuel Schneiter und Roman Thürig, zwei junge Männer aus Luzern, sitzen beim Bier. Es graut ihnen bei der Vorstellung, möglicherweise bis zur Pensionierung in 35 Jahren als Angestellte vor sich herzudümpeln. Hier kommt die Idee eines gemeinsamen Weinguts zur Welt. Manuel geht bei Anne-Claire Schott in Twann in die Lehre. Danach können die beiden Freunde ein altes Familienweingut im historischen Kern von Twann übernehmen. Grosses Bild oben: Roman Thürig (l.) und Manuel Schneiter

(v.l.n.r) Roman Thürig und Manuel Schneiter Domaine Bonnet du Fou, Twann, BE

Wollten nicht bis zur Pensionierung Angestellte sein: Roman Thürig (l.) und Manuel Schneiter.

«Der Narr hat uns fasziniert.» Der Name des Guts: «Bonnet du Fou», zu deutsch «Die Narrenkappe». Roman Thürig dazu: «Die Findung eines Namens war ein langer Prozess. Der Narr hat uns fasziniert, die Narrenfreiheit, das Ausbrechen. Das ist unser Leben. Als uns die Grafikerin die Tarot-Karte mit dem Narren gezeigt hat, wussten wir: Das ist es! Neubeginn, am Anfang stehen, sorglos, unbefangen und unbekümmert sein, Vertrauen in die Welt haben, Neugier, Experimentierfreude - das ist die Bedeutung dieser Karte. Dass wir uns einen französischen Namen gegeben haben, ist eine Hommage an die Bilingue-Kultur der Region. Auch auf unseren Etiketten sind die Sprachen gemischt.»

(v.l.n.r) Roman Thürig und Manuel Schneiter Domaine Bonnet du Fou, Twann, BE

In Twann konnten die beiden Winzer ein altes Weingut übernehmen – mit Sicht auf den Bielersee.

Vom «Gaucheten» wird man noch hören. Das Terroir- und Lagendenken ist bei «Bonnet du Fou» besonders ausgeprägt. So gibt es bei der Paradesorte Pinot Noir neben dem Basiswein die beiden Lagenabfüllungen «Léchez» und «Gaucheten», die deutlich verschiedene Profile zeigen. Gerade der dichte und tiefe «Gaucheten», der gar nicht dem Klischee des zurückhaltenden Bielerseeweins entspricht, wird von sich reden machen. Natürlich spielt in Twann auch der Chasselas eine grosse Rolle. Ihn gibt es dreifach: Als Basiswein, als Lagenwein «Marnin Vieilles Vignes» und als Vin orange. Dazu kommen Chardonnay, Pinot Gris und etwas Diolinoir, der in einer Cuvée aufgeht. Dazwischen auch immer mal wieder, wie es sich für Rookies gehört, Experimente, die dann nicht im Sortiment bleiben müssen. Beispielsweise einen Schiller.

Bonnet du Fou, Gaucheten Pinot Noir, Twann

Vom «Gaucheten» wird man noch hören. Ein Pinot Noir mit Narrenkappe auf der Etikette.

«Eine gesunde Naivität.» Was soll die Zukunft bringen? Expansion ist nicht angedacht. 2,3 Hektaren Reben sind das Äusserste, was zu bewältigen ist, wenn man wie die beiden ganz auf Handarbeit setzt - besonders bei einem Bio-Weingut wie dem «Bonnet du Fou». Denkbar wäre eine gewisse Verlagerung der Sorten hin zu mehr Pinot Noir. Die beiden «Rookie des Jahres»: «Wir denken nicht allzu viel über die Zukunft nach. Sonst hätten wir wohl gar nicht erst begonnen. Manchmal braucht es eine gesunde Naivität.»

bonnetdufou.ch