Text: Stephan Thomas I Fotos: Nik Hunger

«Belle Epoque» in Reinkultur. Das «Siemis» ist Belle Epoque in Reinkultur, auch wenn die verglaste Veranda ein Neubau im alten Stil ist. An den Wänden hängen unter anderem eine alte Gastwirtschaftsverordnung, ein Bild des Gesangs-Doppelquartetts der Männerriege aus dem Jahr 1916 und eines zur Erinnerung an die Grenzbesetzung von 1915. Vor allem aber überzeugt, was Hugo Miranda aus der Küche schickt. Seine Ausrichtung ist eher klassisch. Foie gras ist hier nicht geächtet, dafür verzichtet Miranda auf Fermentiertes. Grosses Bild oben: Hugo Miranda.

Restaurant Siemis Weinfelden, Onsen-Ei mit Röstigaletten, Spinat und Périgord-Trüffel

Schlemmen im «Siemis»: Onsen-Ei mit Rösti-Galetten, Spinat & Périgord-Trüffel.

Restaurant Siemis Weinfelden, Saku-Tuna auf Serviettenknödel mit Kalamansi, Wasabi-Mayonnaise, Radieschen und Wassermelonen-Rettich

Das Auge isst mit: Tuna mit Serviettenknödel & Wassermelonen-Rettich.

Restaurant Siemis Weinfelden, Short rib vom Rind mit karamellisierter Zwiebel, Trüffel und Jus

Hervorragender Zwischengang: Short Rib mit karamellisierter Zwiebel, Trüffel und Jus.

Wie ein bunter Frühlingsgarten. Das Produkt steht im Mittelpunkt, zu sehen etwa beim vorzüglichen Short Rib vom Rind mit karamellisierter Zwiebel, Trüffel und Jus als Zwischengang. Die Layouts sind durchwegs dekorativ, besonders bei der Entenleber-Terrine mit Mandarine, Schokolade und Joghurt, oder beim Saku-Tuna auf Serviettenknödel mit Kalamansi, Wasabi-Mayonnaise, Radieschen und Wassermelonen-Rettich, was daherkommt wie ein bunter Frühlingsgarten. Aber auch hier ist das geschmackliche entscheidend, der dünn aufgeschnittene und locker drapierte Tuna ist von tadelloser Qualität.

Restaurant Siemis Weinfelden, Chefkoch Hugo Miranda

Talent in der Küche: Chef Hugo Miranda rockt das «Siemis».

Restaurant Siemis Weinfelden, Details Gaststube

Noch eine GaultMillau-Adresse in Weinfelden: «Siemis»,14 Punkte!

Onsen-Ei mit Rösti-Galetten. Beste Klassik auch beim Hauptgang, einem Lamm als Entrecôte und Schulter mit Süsskartoffel, Harissa, Barba di Frate und Jus. Keine Modernismen also im «Siemis», eher Historisches: Zum Onsen-Ei mit Röstigaletten, Spinat und Périgord-Trüffel gibt es einen Jus, der unter anderem Garum enthält, die Fischwürze der alten Römer. 

Die «Big Four» vom Ottenberg. Auch die Desserts punkten: Das Dulce de Leche-Mousse mit Vanillle-Glace und Crumble ist ausgesprochen mehrheitsfähig, originell die Mango-Chili-Glace mit Stangensellerie-Mojito-Espuma und Rauch. Die Bekrönung ist ein durchsichtiger, hauchdünner Zuckerkegel. Da ist der Unterhaltungswert gegeben, aber auch das Geschmackliche ist ausgesprochen stimmig. Im Weinangebot sind die «Big Four» des Ottenbergs gut vertreten, aber auch weitere Thurgauer Winzer, dazu die eine oder andere schöne Flasche aus der Schweiz, Italien und Frankreich.

>> www.siemis-restaurant.ch