Text: David Schnapp

Lieber länger bleiben. Ab 18 Uhr ist das «Rosi» beim Lochergut in Zürich geöffnet – ideal für einen Frühabendschoppen, eine lockere After-Work-Runde, aber auch für ein Dinner zu zweit. Chef und Mitinhaber Markus Stöckle legt Wert auf die Bezeichnung «Wirtshaus», in seinem Verständnis soll es ein Ort der Begegnung, des Gesprächs und des Wohlfühlens sein. Hölzerne Sitzbänke aus einer alten Kirche sorgen für ein rustikales Ambiente, aber auf den Tischen liegen weisse Tischdecken und sorgen für einen gezielt eingesetzten Kontrast. Wer will, kann hier nur «auf eine Halbe oder ein Glas Wein» vorbeischauen und ein zwei Klassiker an der Bar essen. Aber es empfiehlt sich natürlich etwas länger zu bleiben und herauszufinden, was das Schmankerl- oder das Wirtshaus-Maximus-Menü zu bieten haben.

Restaurant Rosi, 2023

Besonderer Ort: Wirtshaus Rosi beim Lochergut in Zürich.

Markus Stöckle, 2023

Kopf voller verrückter Ideen: Küchenchef und Mitbesitzer Markus Stöckle.

Rosi, Markus Stöckle 2021: Armer Ritter mit Zürichsee-Muscheln und Muschel-Velouté

Klassiker: Armer Ritter mit Muscheln und Schinken.

Vom Allgäu in die Welt. Markus Stöckle ist auf einem Bauernhof im Allgäu mit vier Brüdern aufgewachsen, er hat aber auch mehrere Jahre bei Heston Blumenthal im Drei-Sterne-Restaurant «The Fat Duck» in einem Vorort von London gearbeitet. Blumenthal hat die Neugierde gewissermassen zur wichtigsten Regel des Kochberufs gemacht und hat sich damit eine Alleinstellung im internationalen Konzert der Starchefs erarbeitet. Stöckle wiederum, mit 17 Punkten ausgezeichnet und einer der Aufsteiger des Jahres im GaultMillau 2024, hat die kindliche Neugierde auf ganz eigene Art zum Prinzip seiner Arbeit gemacht. Im «Rosi» vereint er sie mit seinen Wurzeln und einer höchst unterhaltsamen Spielfreude.

Rosi, Markus Stöckle 2021: Kalb im Huhn, gebratenes Mistkratzerli mit Kalbsfarce gefüllt

Küche mit Humor: das «Kalb im Huhn» aus ausgelöstem Stubenküken und Kalbsfarce-Füllung mit Kräutern.

Nitro-Nebel und UV-Licht. Auf unverwechselbare Weise kombiniert Markus Stöckle die kulinarische Geschichte Bayerns mit fortgeschrittener Küchentechnik und einem ausgeprägten Sinn für Humor. Da kommen Semmel aus dem Nitro-Nebel (Stickstoff), wird Käse mit selbstgezüchtetem Weissschimmel überzogen und Pfifferlinge erstrahlen im Lichte einer UV-Taschenlampe in geheimnisvollen Neon-Grün. Was auch als sinnlose Aneinanderreihung von Gags enden könnte, löst sich bei Stöckle aber immer in faszinierendem Wohlgeschmack auf. Hervorragende Saucen oder meisterhaft zubereiteter «Comfort Food» wie das stadtbekannte Cordon Bleu oder die vermutlichen besten Allgäuer Kässpätzle jenseits von Bayern gehören ebenso zum Küchen-Repertoire wie ein salziger «Armer Ritter» mit Flusskrebsen, Schinken und Muscheln oder ein ausgelöstes Stubenküken, gefüllt mit Kalbsfarce.

Beschwipster Zopf

«Feuchtfröhlicher Zopf»: getränktes süsses Brunch-Gebäck mit Marsala und Vanille-Sauce.

THE PLACE TO B. Das «Rosi» ist auch sonntags geöffnet, dann tischt Markus Stöckle einen Brunch auf, der ebenso einzigartig ist wie das Wochenprogramm. Zum Frühschoppen gibt es natürlich eine Weisswurst mit süssem Senf und warmen Bretzen, eine «versoffene Jungfer» mit Käse und Périgord Trüffel oder den süssen «feuchtfröhlichen» Zopf, der mit Marsala und Vanille getränkt ist, und den man nicht so schnell vergisst.

 

Created with Sketch.  | The Place to b.

Die GaultMillau-Tester stellen im Auftrag der UBS jede Woche einen «Place to b.» vor: Adressen für den gepflegten Businesslunch, für den Brunch am Wochenende, für ein Essen mit Freunden, für Trendsetter & Entdecker, für Verliebte. Bereits erschienene «Tipps der Woche» finden Sie hier

 

Fotos: Adrian Bretscher, David Biedert, Thomas Buchwalder, Pascal Grob