Text: David Schnapp

Mega-Projekt im Hauptbahnhof. «Es war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte», sagt Mitja Birlo über seinen überraschenden neuen Job in Zürich. Ende Jahr soll das Gourmetrestaurant mit bloss 20 Sitzplätzen – die meisten davon an einem Marmor-Tresen – eröffnen. Der «Counter», wie er intern genannt wird, ist Teil des bisher ambitioniertesten Projekts, das die beiden Zürcher Gastronomen Nenad Mlinarevic und Valentin Diem bisher in Angriff genommen haben. Im neu renovierten Südtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs eröffnen sie eine grosse Brasserie, eine Bar sowie eben das kleine Fine-Dining-Lokal.

Nenad Mlinarevic

Ambitioniertes Projekt am Bahnhof: Nenad Mlinarevic in Zürich.

Südtrakt HB Zürich

Hotspot für Gastronomie: der Südtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs.

Einmalige Chance. Früher als gedacht. Mitja Birlo (37) hat die letzten acht Jahre als Sous-Chef und Küchenchef im «7132 Silver» (18 Punkte, zwei Sterne) im 7132 Hotel in Vals gearbeitet, 2022 war er Koch des Jahres. Ende des letzten Jahres hatte er beschlossen, sich in einer Auszeit beruflich neu orientieren zu wollen. Nach acht Jahren im Bergdorf sei es der Moment für etwas Neues, er wolle auf Reisen gehen und Dinge nachholen, sagte Birlo damals. Nun kam die Entscheidung für eine neue Aufgabe früher als gedacht: «Die Möglichkeit, mit Nenad und Valentin zusammen in Zürich ein Restaurant von Grund auf neu entwickeln zu können, ist einmalig. Da konnte ich nicht nein sagen», sagt Birlo.

Starkes Team. «Das wird Mitjas Restaurant, wir geben bloss den Rahmen vor», erklärt Nenad Mlinarevic die Arbeitsteilung. Der 41-Jährige hat in seiner Karriere selbst bereits fast alles erreicht, mit seiner regionalen Küche im «Focus» im Park Hotel Vitznau hat er Pionierarbeit geleistet, war Koch des Jahres und mit 18 Punkten und zwei Sternen ausgezeichnet, führt mittlerweile erfolgreich Restaurants («Neumarkt», «Bauernschänke», «Neue Taverne») im mittleren Preissegment und mit hoher Auslastung. «Nenad weiss, was es für ein erfolgreiches Fine-Dining-Restaurant braucht und zusammen mit Valentin Diem ist das ein starkes Team, das mir den Rücken freihalten kann. Ich freue mich darauf, wieder mehr zu kochen und mich eher kreativen als administrativen Aufgaben zuwenden zu können», sagt Mitja Birlo. «Mitja ist als Koch, aber vor allem auch als Mensch die perfekte Besetzung für diese Aufgabe», findet Mlinarevic.

Mitja Birlo Florentina Shenari

Frisch verheiratet: Mitja Birlo und seine Frau Florentina in Vals.

Viele offene Fragen. Gedanken über das zukünftige Konzept des Restaurants, das er zusammen mit seiner Frau Florentina führen wird, hat sich der gebürtige Bielefelder erst in Ansätzen gemacht: «Ich bin zurzeit immer noch voll als Küchenchef im 7132 Silver engagiert, daneben bleibt kaum Zeit. Aber es gibt vieles, über das ich mir Gedanken machen muss: Wer kommt ins Team, welches Geschirr brauchen wir, wie wird das Menü aussehen, was koche ich überhaupt und vieles mehr. Ich habe mich jetzt zwar früher als geplant für einen neuen Job entschieden. Aber an meinem Plan hat sich grundsätzlich nichts geändert. Florentina und ich gehen im Frühling und Sommer auf Reisen, ich schaue mir andere Restaurants an und überlege in Ruhe, wie mein Konzept für Zürich aussehen soll.»

 

 

>> Fotos: Thomas Buchwalder, Lukas Lienhard, HO