Hoteliers ehren Hoteliers. Die European Hotel Managers Association (EHMA, 400 Hotels, 86’000 Zimmer) tagte und feierte im «Excelsior» Venedig. Verliehen wurde dabei der «Best Practice Award». Kandidaten waren Hotels, die besonders nachhaltig arbeiten und mit der Umwelt schonend umgehen. And the winner is? Das kleine, feine und sehr grüne «Hotel des Horlogers» in Le Brassus im Vallée de Joux. Freut auch die Besitzer: Audemars Piguet leistet sich dieses Resort, tritt aber sehr diskret auf: Von einem AP-Branding ist im ganzen Haus nichts zu sehen. Wilhelm Luxem, der Schweizer EHMA-Delegierte (früher: General Manager Baur au Lac, Zürich): «Dass ein kleines Schweizer Hotel diesen prestigereichen Preis abgeholt hat, freut mich natürlich ganz besonders.»
«Das ganze Team tickt nachhaltig.» General Manager André Cheminade sorgt dafür, dass sein ganzes Team nachhaltig tickt: «Wir müssen dafür kein Komitee und keine Arbeitsgruppe einsetzen. Das ganze Team hat Nachhaltigkeit in der DNA, und wir arbeiten ständig an Verbesserungen. Oft sind es Gäste, die uns dafür Tipps geben.» Nachhaltigkeit ist auch Verkaufsargument: «Wir kriegen einige Buchungen deswegen», sagt der engagierte Gastgeber. Natürlich gibt es noch andere gute Argumente, im «Hotel des Horlogers» einzuchecken: Das aufregende Design des dänischen Architekten Bjarke Ingels, der bereits das AP-Uhrenmuseum gleich nebenan so in die Landschaft gepflanzt hat, dass es mit ihr verschmilzt. Die berührende Natur im Tal. Und natürlich auch die ambitionierte Küche. Der erfahrene französische Dreisterne-Chef Emmanuel Renaut («Flocons d Sel», Megève) schreibt die Karte.
Barfuss zum Dreisterne-Koch. Feinschmecker werden verwöhnt: Das Zweitrestaurant «Le Gogant» ist schon länger geöffnet; Chef Alessandro Cannata hat es mit seiner liebevollen Brasserie-Küche schnell in den GaultMillau geschafft (14 Punkte). Jetzt ist das Fine Dining-Restaurant «La Table des Horlogers» am Start. Emmanuel Renaut nimmt seine Gäste mit auf einen Waldspaziergang, sammelt und kocht, was die Natur im Vallée de Joux hergibt. Auf der Karte: Käse und Fleisch aus dem Tal, Fische aus den nahen Seen. Brot und Schokolade sind hausgemacht und der Kaffee handgepresst! Zum Menü gibt es vorzugsweise Schweizer Weine. André Cheminade: «Gäste aus Übersee kennen unsere Winzer noch nicht so gut und staunen über die hohe Qualität.» Die Tische stehen auf einem Beet aus Moos. Man darf beim Dreisterne-Koch durchaus barfuss dinieren, um das Naturerlebnis noch abzurunden. Wer das nicht will und Angst um seine teuren Schuhe hat, kriegt Pantöffelchen. Der General Manager: «Die ersten Echos sind gut. La Table des Horlogers ist hervorragend gebucht.»
Fotos: Etienne Claret, Guillaume Cottancin, Anne-Emmanuelle Thion, Christophe Voisin, HO