Text: Kathia Baltisberger Fotos: Pascal Grob/Olivia Pulver

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie sehr fehlt euch das Kochen für eure Gäste?

Elif Oskan: Es ist noch schwierig, das zu skalieren. Es ist wie ein Intervall. Ich war jetzt während des Lockdowns zwischendurch im «Gül» und da denkt man schon, es wäre jetzt schön, für die Gäste aufzudecken. Dieser gesunde Stress, die Vorfreude auf 18 Uhr fehlen mir. Und mir fehlt die Lautstärke.

Markus Stöckle: Es tut aber schon auch gut, mal rausgerissen zu werden und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, die man sonst nicht machen kann. Aber die täglichen Spaziergänge hat man ja auch irgendwann gesehen. 

Elif Oskan: Wir vermissen allgemein die Gastronomie in der Stadt, die Nähe zu den Leuten, die Gespräche. Es ist eine Kombination aus allem.

Markus Stöckle: Aber jetzt haben wir gar keine Zahl gesagt.
Elif Oskan: Stimmt.

Markus Stöckle: Wir sagen 14.

 

Ihr arbeitet beide enorm viel, jetzt hat man plötzlich viel gemeinsame Zeit. Geht man sich da auch mal auf die Nerven? 

Elif Oskan: Im Gegenteil. Wir geniessen das extrem. Wir funktionieren zu zweit am besten. Wir haben Zeit zu reden oder auch mal etwas zu planen. Die Umstände sind vielleicht nicht so schön. Aber diese Zeit zu haben, ist sicher ein positiver Nebeneffekt.

Markus Stöckle: Das hatten wir bisher noch nie.

Kartoffelpuffer mit Crevetten, Apfel und Frischkäse - Restaurant Rosi, Chefkoch Markus Stöckle, Zürich - Dezember 2019 - Copyright Olivia Pulver

Was darfs denn sein? Bayrisches Fine Dining nach Markus Stöckle?

Gül Elif Oskan

Oder türkischer Comfort Food? Elif Oskan und Markus Stöckle spielen Wunschkonzert. 

Und was macht ihr den lieben langen Tag?

Elif Oskan: Das frage ich mich manchmal auch. Ich gehe viel raus, mache Sport. Markus setzt sich mit neuen Materialien auseinander.

Markus Stöckle: Es gibt so viele Sachen, von denen ich keine Ahnung habe. Ich mache einfach, ohne Plan, ohne Druck. Im Alltag muss ja immer alles schnell gehen, man muss ständig ein Resultat erzielen. Aktuell muss ich nichts aus einer Notwendigkeit heraus machen. 

Elif Oskan: Am Anfang haben wir uns zurückgezogen. Wir hören Podcasts oder lesen etwas. Man muss ja auch mal runterfahren. Wir konnten jetzt immer ausschlafen. Das ist der Wahnsinn! Wir hatten noch nie so viel Schlaf. 

 

Was kocht ihr für euch zu Hause? 

Elif Oskan: Also ich mache jetzt keine dreistündigen Koch-Sessions. Höchstens wenn ich wirklich Lust darauf habe. 

Markus Stöckle: Ich geniesse es, zu Hause zu kochen. Ich mache einfach, worauf ich Lust habe: Wet Burger, Siedfleisch oder mal eine Hendlsuppe – am nächsten Tag mache ich aus dem Fleisch ein Sandwich. 

Elif Oskan: Wir gehen noch häufig in Spezialitäten-Geschäfte und probieren neue Sachen aus. Mal gibt es Japanisch, mal Mexikanisch oder mal etwas aus Osteuropa. 

Markus Stöckle: Ab und zu kochen wir genau nach Rezept und kaufen spezifisch dafür ein. Dann machen wir wieder freestyle und kochen, was der Kühlschrank hergibt. 

Elif Oskan: Und zwischendurch gibt’s Home Delivery von meiner Mutter.

 

Wenn ihr zusammen kocht, ist die Aufgabenteilung dann immer klar? Markus salzig, Elif süss?

Elif Oskan: Zu Hause kocht meistens nur einer. Der andere hilft dann noch beim Finish. In der professionellen Küche macht man meist ein Gericht von A bis Z alleine. Aber es ist nicht so, dass nur ich fürs Süsse zuständig bin. Markus ist ein toller Pâtissier.

Markus Stöckle: Ich liebe es, Desserts zu machen.

 

Zwei Personen ziehen das grosse Los und gewinnen euch als «Private Chefs» für zu Hause. Wird es Bayrisch oder Türkisch?

Markus Stöckle: Wie wärs mit Russisch? Und ich wollte schon immer mal eine Zitronentarte mit Trüffel machen...

Elif Oskan: Wir sind total offen. Die Gewinner dürfen sich gerne etwas wünschen. Das können Gerichte aus dem «Rosi» oder dem «Gül» sein. Das können aber auch Kartoffeln mit Quark sein. Und wir mixen auch gerne ein paar Frozen Margaritas. Es soll ja vor allem Spass machen und etwas Abwechslung bringen. 

 

Wer übernimmt den Lead?

Markus Stöckle: Das ist noch nicht klar, aber da muss man die Aufgaben schon klar verteilen. Jemand muss sich ja auch um die Gäste kümmern. 

 

Eine fremde Küche – was könnte zu einer ungeahnten Herausforderung werden?

Elif Oskan: Wir können überall kochen. Natürlich kommt es auf das Niveau des Menüs an. Wenn es etwas Kompliziertes ist, müssen wir uns entsprechend vorbereiten. Aber jeder hat sicherlich ein Messer und ein Schneidebrett zu Hause. Nur einen Schwingbesen finde ich noch wichtig. Wenn der fehlt, ist schwierig. 

Markus Stöckle: Wenn wir wissen, was wir kochen und wo wir hin dürfen, stellen wir uns aufs Schlimmste ein und hoffen aufs Beste!