Fotos:
David Biedert

Das grosse Staunen. «Ich habe in der Gourmet-Welt schon eine ganze Menge erlebt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Das Line-up ist einfach fantastisch», sagt Paul Grinberg, als er gegen 12.30 Uhr im Garten des Grand Resort Bad Ragaz eintrifft. Der weit gereiste Gourmet aus Lake Tahoe in Kalifornien, der gerade eine Europa-Tour macht, wollte am Sonntag eigentlich im «Magdalena» in Rickenbach SZ essen. Doch dort hiess es: «Leider geschlossen. Wir sind an der Garden Party in Bad Ragaz!» Also kontaktierte «Mister Paul» kurzerhand GaultMillau und fragte, ob es eine Chance gebe, an der eigentlich ausverkauften Party dabei zu sein. Er hatte Glück und kam so doch noch zu seinem Treffen mit «Magdalena»-Chef Dominik Hartmann. Der findet zwischen dem Anrichten kurz Zeit für einen Schwatz und bestärkt mit seinem erfrischenden Garden-Party-Gericht (Tomate mit Rapssamen und Himbeeren) Grinbergs Vorhaben, bei der nächsten Schweiz-Reise im Oktober unbedingt im einzigen rein vegetarischen 18-Punkte-Restaurant des Landes zu essen. Bild oben: Paul Grinberg (r.) mit Christian Kuchler.

Paul Grinberg und Dominik Hartmann, 2025

Treffen über Umwege: Paul Grinberg trifft dank der Vermittlung von GaultMillau «Magdalena»-Chef Dominik Hartmann.

Nach der Garden Party zum Dinner ins «Igniv». Paul Grinberg ist in der Fine-Dining-Szene eine kleine Berühmtheit. Für grössere Schlagzeilen sorgte er erstmals vor sieben Jahren, als er es schaffte, in allen hundert Restaurants zu essen, die bei «The World's 50 Best» und in der «Extended List» der inoffiziellen Restaurant-Weltrangliste aufgeführt waren. «Inzwischen habe ich über 800 Top-Lokale besucht und noch immer grossen Appetit auf Fine Dining», erklärt der US-Amerikaner beim Spaziergang zwischen den Garden-Party-Ständen. Weil er keine halben Sachen macht, hat er für den Abend gleich noch einen Tisch bei Joel Ellenberger in der Bad Ragazer «Igniv»-Filiale reserviert. «Ich mag mutige Köche», sagt «Mister Paul», dessen Lieblingschef David Muñoz aus dem «DiverXo» in Madrid ist.

Nächster Halt: Azado-Grill. Im Anschluss an den Besuch bei Vegi-König Hartmann hat Grinberg Lust auf Fleisch und steuert zielsicher auf den Stand von Christian Kuchler zu, der am Azado-Grill prächtige Steaks brutzelt. Kuchler ist für den Gast aus Amerika kein Unbekannter. Er sass auch schon bei ihm im «Schäfli» in Wigoltingen TG zu Tisch.

Daniel Amrein und Paul Grinberg, 2025

«Am liebsten mit ganz knuspriger Kruste»: Grinberg ist Brot-Liebhaber, bewundert die Arbeit von «Eigenbrötler» Daniel Amrein.

Nicht ohne mein Mäppchen. Damit er weiss, wo und wann das nächste Gourmet-Erlebnis ansteht, trägt Paul Grinberg stets ein blaues Mäppchen mit sich. «Ich bin eigentlich kein Mensch, der gerne Listen führt, aber ohne sie würde ich bei meinen häufigen Restaurantbesuchen in kürzester Zeit komplett den Überblick verlieren», erklärt er. Ganz so fleissig wie noch vor ein paar Jahren sei er trotz gleichbleibender Begeisterung aber nicht mehr. «Damals habe ich an gewissen Tagen mittags und abends in einem 3-Sterne-Restaurant gegessen und auch schon mal mehr als ein Dinner pro Abend genossen. Das will ich mir heute nicht mehr antun.» Doch wie schafft es Grinberg bei all den grossen Menüs so schlank zu bleiben? «Ich mache jeden Tag zwei Stunden Sport, achte ausserhalb der Restaurants auf gesunde Ernährung, verzichte auf rotes Fleisch, Süsses und Alkohol.»

Ein Hoch auf den «Eigenbrötler». Neben kreativen Menüs ist gutes Brot die grosse Leidenschaft von «Mister Paul». Da kommt der Stand von «Eigenbrötler» Daniel Amrein wie gerufen. «Am liebsten esse ich Brot mit ganz knuspriger Kruste», erklärt Grinberg und zeigt Amrein stolz Fotos von seiner Tochter, die auch eine passionierte Bäckerin ist. Und wie sieht es mit Käse aus? «So leid es mir tut: Den mag ich nicht», gibt Grinberg zu. «Kaffee übrigens auch nicht.»

Paul Grinberg Laurent Perrier 

Alkohol gibt es nur an Gourmet-Tagen: Paul Grinberg gönnt sich an der Garden Party ein Glas Laurent-Perrier-Champagner.

3-Sterne-Chefs in der heimischen Küche. Weil Grinberg nicht nur leidenschaftlich isst, sondern auch sehr gerne und ambitioniert kocht («asiatische Gerichte liegen mir am besten»), hat er in sein Haus in Lake Tahoe eine riesige Küche mit allem erdenklichen Luxus einbauen lassen. Unter anderem gibt es dort einen fast vier Meter langen Herd mit verschiedenen Kochfeldern und einen Holzofen. Im Rahmen eines privaten Charity-Dinners für die von der Corona-Pandemie stark getroffene Restaurant-Branche in den USA kochten die 3-Sterne-Köche Kyle Connaughton («SingleThread») und Aitor Zabala («Somni») bei ihm zu Hause. Weitere internationale Grössen sollen folgen. «Durch meine Reisen haben sich auf der ganzen Welt Freundschaften zu aussergewöhnlichen Chefs ergeben. Zum Beispiel zu Norbert Niederkofler.»