Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: HO

Diner im Separée. Der lange Tisch für maximal 16 kontaktfreudige Personen ist eigentlich das Markenzeichen des «Gheimtipp» im einstigen Bahnhöfli Leuzigen in der Nähe von Solothurn. Dass dieses Miteinander in Corona-Zeiten nicht mehr möglich ist, war «Bahnhofvorstand» und Inhaber This Schwendimann sehr schnell klar. «Wir irrten nächtelang mit dem Doppelmeter durchs Haus», erzählt er. Die riesigen Exportkisten für Landwirtschaftsmaschinen der Firma Heer Verpackungen lieferten die zündende Idee und das Material. Dieses Holz trennt den Raum jetzt in fünf Essabteile für je vier Personen. «Erste Klasse» mit Fenster, «Holzklasse» ohne Aussicht, dafür zehn Franken günstiger.

 

Stiller Has lässt grüssen. Die Wände zieren Sprüche wie «Disi müesst der stelle» und «Eifach la fahre». Fans von Stiller Has wissen sofort: «Aha, Znüni näh»! Das ist der Erfolgssong von Endo Anaconda. Wenn dann Gastgeber Beat «Bidu» Wyss mit seinem Servierwagen beim Abteil vorfährt - natürlich mit «Rölleli dra» - kann sich jeder Gast seinen Teller und die Getränke selber nehmen. «So ist die nötige Distanz gewahrt, und wir können ohne Plexiglas und Maske servieren und geniessen», sagt Schwendimann.

Koch Steven moy

Gediegen kochen auch mit Maske: Chef Steven Moy.

Gastgeber Beat «Bidu» Wyss schiebt den Servierwagen

Service auf Rädli: Gastgeber Beat «Bidu» Wyss.

Regionales für die Küche. An den Töpfen hinter dem einstigen Billetschalter wirkt Steven Moy. Am Mittwoch- und Donnerstagabend bereitet er ein Viergangmenü vor, am Freitag und Samstag sind es sieben Gänge. Um die Qualität auf 13-Punkte-Niveau muss man sich nicht sorgen: Eingekauft wird in der Region. Das Gemüse kommt aus Leuzigen, das Fleisch aus Grenchen und Jegenstorf, der Fisch vom Bielersee. Und weil das Take-away-Angebot während der verordneten Schliessung so eingeschlagen hat, wird es mittags weiterhin beibehalten: Täglich gibt es etwas Geschmortes zum Abholen oder als Lunch im Restaurant, mal Suure Mocke, mal Siedfleisch oder Coq au vin.

 

U när Znüni näh. Das Konzept «Corona Express» lässt schmunzeln - und beflügelt die Gäste. «Die Reservationen kommen im Stundentakt rein», freut sich This Schwendimann. Das ist dem originellen Lokal mit dem «talentierten Alleinkoch Steven Moy und dem leidenschaftlichen Gastgeber Beat Wyss» (O-Ton GaultMillau) zu gönnen. Vor Corona waren sie so gefragt wie nie zuvor, die nächsten drei Monate waren praktisch ausgebucht, was dann auch einen endlosen Absage-Telefon-Marathon bedeutete. Doch jetzt geht es wieder aufwärts, frei nach Stiller Has: «Tüet di Rölleli dra. U när löht ders la loufe. Eifach la fahre. U när Znüni näh.»

 

 

Gheimtipp - der Essbahnhof

13 Punkte

Alte Bahnhofstrasse 28

3297 Leuzigen

www.gheimtipp.ch

 

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