Text: Urs Heller, David Schnapp Fotos: Thomas Buchwalder, HO
Die Katari kennen keine Gnade. Und sie wollen auch von Kurzarbeit nichts wissen. Die «Neue Hotel Atlantis AG» schliesst den Betrieb im «Giardino» Zürich per Ende April. Damit steht auch einer der besten Köche der Stadt nicht mehr länger am Herd: Stefan Heilemann, GaultMillaus «Aufsteiger des Jahres», 18 Punkte, zwei Michelin-Sterne. «Heute war ich nochmals in meiner Küche. Ein sehr trauriger Moment.»
Zwei Wochen Hoffen. Vergeblich. Dass die Investoren aus Katar für das «Atlantis by Giardino» in Zürich einen neuen Käufer suchten, war ein offenes Geheimnis. «Wir sind allerdings davon ausgegangen, dass der neue Besitzer unsere Mitarbeiter übernimmt. Wir haben die letzten zwei Wochen noch gekämpft. Ohne Erfolg», sagt CEO Philippe Frutiger ernüchtert. Verwaltungsratspräsident Dr. Issa Al Kawari: «Die Mitarbeitenden haben in den letzten Jahren ausgezeichnete Arbeit geleistet und das Hotel vorteilhaft positioniert. Wir bedauern die Schliessung ausserordentlich, aber die aktuelle Wirtschaftskrise lässt uns keine andere Wahl.»
«Alles ist offen, alles ist möglich.» Starchef Stefan Heilemann hat im «Giardino» die kulinarische Aufbauarbeit geleistet und sein Restaurant «Ecco» in die Top-Liga geführt, vom ersten Tag an zusammen mir Souschef Armin Rauscher und Pâtissier André Siedl. Heilemann: «Im Moment ist alles offen und ungewiss, aber auch alles möglich. Ich habe keine Ahnung, was kommen wird, aber es gibt bestimmt neue Chancen. Ich habe sofort unsere Stammgäste angerufen und sie persönlich informiert. Viele haben geweint am Telefon. Das zeigt: Wir sind in Zürich angekommen.»
In der Form seines Lebens. Heilemann geschockt: «Ich habe eigentlich das Gefühl, wir haben alles richtig gemacht. Das Restaurant ist etabliert, die Benotungen sind ausgezeichnet, und 2019 haben wir im «Ecco» sogar schwarze Zahlen geschrieben.» Der Chef, bei Harald Wohlfahrt in der «Traube Tonbach» in Baiersbronn ausgebildet und auch in der asiatischen Küche zu Hause, war in der Form seines Lebens. Der frühere Spitzenkoch André Jaeger: «Ich habe kürzlich bei Stefan gegessen. Es war fantastisch: Gang für Gang ausserordentlich gut.»