Text: Urs Heller Fotos: Raja Läubli

Stammgast im GaultMillau. Zum Glück kennen wir uns schon länger. So konnten wir auf Anhieb erkennen, wer sich hinter den riesigen Schutzmasken versteckt: Qiulin und Humai Luo. Die beiden führen in Dietikon, leicht versteckt im «Ochsen»-Gebäude, ein unscheinbares Restaurant. Unscheinbar ist nur das Interieur. Die Küche ist dank ihrer Einfachheit und Gradlinigkeit Genuss pur. «Luo» gehört in Zürich zu den wenigen «Chinesen», die es seit Jahren in den GaultMillau schaffen (13 Punkte). Mister Luo stammt aus einem Land, in dem Anweisungen der Regierung immer Befehl und nicht Empfehlung sind. Also werden die Corona-Spielregeln eingehalten. Kochen und Servieren mit Maske, nur jeder zweite Tisch wird bedient. Die Familie Luo kennt sich aus im Hygiene-Business: Die beiden Kids studieren Medizin.

 

Kochen im «Luo» ist eine Einmann-Show. Mister Luo (sprich: «Lu») scheut die Arbeit nicht. Er nimmt am Tisch akkurat die Bestellungen auf – und bereitet dann draussen in der winzigen Küche eigenhändig alles zu. Nur seine Frau darf mithelfen; sie ist eine zurückhaltende, aber sehr freundliche Gastgeberin. Die Karte kennen wir nach so vielen Jahren auswendig. Also müssen wir nicht reinschauen – was in Corona-Zeiten ja eh eine gute Idee ist.

Dim Sum ist Pflicht. Welche Ravioli und Dim Sum dürfen es denn sein? Mister Luo kennt unseren Wunsch. Möglichst alle! Also kriegen wir die Teigtaschen mal gedämpft, mal gebacken, mal mit Schwein, mal mit Rund oder mit Shrimps. Es gibt andernorts einen dünneren Teig. Aber wir tunken Dim Sum & Co. lustvoll in die vielen Saucen; vor allem die leichte Säure ist dabei hochwillkommen. Frühlingsrollen gibt es hier auch, zwei tadellose Exemplare.

 

Hausspezialität: Spare Ribs! Tipp für alle, die erstmals im «Luo» essen? «Luo’s Speciality»! Dort entdeckt man die feinen Rippchen, die etwas chirurgisches Geschick oder unerschrockene Handarbeit voraussetzen, dann aber wunderbar schmecken: «Yichao-Paigu» mit Salz und Pfeffer, «Zuipaigu» mit wichtigen Spices-Attacken. Auch «Crispy Beef» gehört zu den Klassikern des Hauses, knusprige Rindfleischstreifen von ordentlicher Schärfe. Beim Crevetten-«Plättli» wird der Gast fürsorglich gewarnt: «Achtung scharf, Achtung Knoblauch».

 

Ente: Szechuan oder Shanghai. Wie üblich in China-Restaurants, ist (fast) alles zu haben, was der Markt hergibt. Petersfisch, Schollen und Crevetten, aber auch Geflügel: Den Güggel mögen wir mit Zitronensauce am liebsten; die Variante Ingwer/Lauch ist auch sehr beliebt. Die Ente kommt schlicht und etwas bleich daher, aber der erste Eindruck täuscht: Sein ist wunderbar saftig. Mister Luo bereitet sie nach Shanghai-Rezept zu oder «Szechuan-Style». Die zweite Variante ist auf eine angenehme Art recht «spicy». Der passende Wein zum China-Essen? Diese Frage klammern wir mal aus. Ein Tsingtao-Bier aus der Volksrepublik passt besser.

 

Der GaultMillau meint. Die Tester warnen im aktuellen Guide: «Steht «hot» auf der Karte, ist es wirklich teuflisch scharf. Mister Luo denkt auch nach dreissig Jahren im Land nicht daran, seine Küche unnötig dem helvetischen Gaumen anzupassen.» Gut so, denn es finden auf Empfehlung der Botschaft auch viele chinesische Gäste den Weg nach Dietikon: Banker auf Dienstreise, Weltstars wie Lang Lang nach ihren Auftritten.

 

Restaurant Ochsen

Chinaküche Luo

13 Punkte

Oberdorfstrasse 36

8953 Dietikon 

 

 

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