Text: GaultMillau Schweiz

Drang nach draussen. In Bern sind wir kürzlich auf einen ausgezeichneten Espresso in die «Rösterei» mitten in der Altstadt eingekehrt. Trotz des durchzogenen Wetters war das sympathische Café innen und aussen voll besetzt, Abstandsregeln scheinen in der Bundesstadt ohnehin eher Empfehlungen als strenge Gesetze zu sein. Keine Missverständnisse: Das ist ein gutes Zeichen. Die Leute drängt es nach draussen, und das freut insbesondere die kleineren, aber feinen Lokale.

 

Herzblut statt Punkte. Beim GaultMillau werden diese Lifestyle-Adressen im vorwiegend urbanen Umfeld unter dem Label «POP» geführt: Beizen, Bars und Kaffees, die ohne Punkte auskommen, aber nicht ohne Herzblut. Wer ein «POP»-Lokal führt, hat sich meistens einer bestimmten Sache verschrieben, die er oder sie richtig gut macht. Wie den Espresso in der «Rösterei», der spannenden Bio-Weinauswahl im «Tallala» oder die gelungene Mischung aus Kunst und Kulinarik im «Marzer». Alle drei Lokale sind neu auf der Liste der empfehlenswerten «POP»-Adressen, im Laufe der kommenden Wochen, werden wir sie hier nach und nach vorstellen.

Nenad, Elif & Co. Während in der Berner Foodszene seit einiger Zeit erfreuliche Anstrengungen für eine neue, urbane und weltläufige Gastronomie festzustellen sind, ist Zürich schon einen halben Schritt weiter. Hier führen Top-Chefs wie Nenad Mlinarevic, Elif Oskan oder Marius Frehner Restaurants mit der Coolness eines «POP»-Lokals, aber gleichzeitig der kulinarischen Qualität einer mit Punkten ausgezeichneten GaultMillau-Adresse.

Sandwich vom Spitzenkoch. In diesem inspirierenden Umfeld fallen uns immer wieder neue Orte auf, wo einfach, aber ausserordentlich gut gekocht wird. Das «Al Paso» im Niederdorf etwa ist zwar bloss ein Take-Away mit Sandwiches, Salaten oder Suppen (grosses Bild oben). Hinter dem Tresen stehen aber Verena und Gregor Kern, er hat unter anderem bei legendären Chefs wie Seppi Hunkeler vom «Adler» in Nebikon oder bei Horst Petermann in den «Kunststuben» gearbeitet. Und im schmucken Niederdorf betreibt Stefan Wieser zwar die älteste Weinstube der Stadt. Sein 130 Jahre altes Lokal führt er aber mit jugendlichem Elan und bereitet die vielleicht besten Hacktätschli der Stadt zu.

Neu in Basel. Von Zürich nach Basel dauert es nur eine Zugstunde und auch wenn die gastronomische Innovation am Rhein nicht gerade überschiesst, sind wir auch hier auf empfehlenswerte, neue Lokale gestossen. Neu auf der «POP»-Liste steht etwa die Pastamanufaktur «Pasta Ines» von Dominic Lambelet, «Silo Soulfood» im ehemaligen Getreidelager der Stadt oder «Ufer 7». Die Beiz an bester Rhein-Lage hat einen neuen Küchenchef, der es etwas lockerer angeht. Eine gute Idee, die perfekt in die «POP»-Welt passt, weshalb wir das frühere 13-Punkte-Lokal als Trend-Adresse empfehlen.

Kaiserliche Wiener Küche. Luzern und die Naturschönheit Vierwaldstättersee sind längst kulinarische Hotspots. Eine neue Konzeptidee belebt beispielsweise die denkmalgeschützten Räume des Grandhotel National. Das «Franz» hat eröffnet, und – passend zum Namen – werden kaiserliche Wienerspezialitäten angeboten: Tafelspitz, Wiener Schnitzel, Kaiserschmarrn und Co. Hinter dem Projekt stehen drei stadtbekannte Namen: Samuel Vörös (u.a. «Bodu») führt Regie), Peter Winter (ex «Schiff») ist der Gastgeber, und in der Küche steht Benno Jud, den die Foodies aus dem Wirtshaus Galliker und dem Gasthaus Badhof in Meggen kennen. Zweite Neuheit aus dem Vörös-Imperium: Der «Storchen»! In den historischen Mauern beim Rathaus werden Drinks, Weine und Tapas aufgetragen. «Behalte alt, schreibe neu!» – das ist ein ziemlich gutes Rezept für einen POP-Betrieb. Gutes wird bewahrt und mit neuen Ideen noch besser gemacht.

 

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