Text: David Schnapp | Fotos: Remy Steiner
Die Paar-Wirtschaft. Die Geschichte des Gasthofs Löwen in Bubikon und des Ehepaars Miggiano ist zuallererst eine Erfolgsstory. Und dann ist dieses Restaurant in doppelter Hinsicht eine Paar-Wirtschaft. Das fängt damit an, dass Rita und Domenico Miggiano sich für ihr Geschäft von der ersten Minute an immer gemeinsam engagiert haben: «Der Weg in die Selbstständigkeit war für uns die beste Art, um Beruf und Familie zu vereinen», sagt die Gastgeberin, Sommelière und Mutter zweier Söhne. Vor 25 Jahren, im August des Jahres 2000, haben die Miggianos den «Löwen» eröffnet. Kennengelernt haben sich die Aargauerin und der Süditaliener aber bei der Arbeit im famosen Swiss Deluxe Hotel Suvretta House in St. Moritz. Grosses Bild oben: Gastgeber-Paar Rita und Domenico Miggiano; Steinbutt mit Scampo und Rouille-Beurre-Blanc.
Der Tag hat immer zu wenig Stunden: Domenico Miggiano in seiner Küche.
Ein Haus, zwei Konzepte. Ein Paar ist gewissermassen auch das kulinarische Konzept. Seit dem ersten Tag gibt es im «Löwen» einen Business Lunch und ein Dinner-Programm sowie zwei Lokale – eine Beiz und das Gourmet-Restaurant Apriori. «Die Gerichte kommen aber aus der selben Küche und werden von der selben Brigade zubereitet», sagt Domenico Miggiano. Er legt Wert auf gute Produkte der Saison. Eben hat er grosse Mengen perfekt reifer San-Marzano-Tomaten eingekauft, daraus entsteht vom Tomatenwasser über den Sugo bis zur erfrischenden Gazpacho eine Vielzahl von Zubereitungen. Auch mit 58 Jahren lasse bei ihm die Motivation nicht nach, sagt Miggiano. «Der Tag hat für alle meine Ideen immer noch zu wenig Stunden», sagt er.
Liebe zum Detail: Gastgeberin Rita Miggiano im Gourmetrestaurant Apriori.
Klassiker: Vitello Tonnato auf «Löwen»-Art mit Kalbsfilet und Kapern-Beignets.
Weltoffen mit italienischen Wurzeln. Seinen italienischen Wurzeln ist der Süditaliener, der seine Ausbildung in Deutschland gemacht hat, und seit 35 Jahren in der Schweiz lebt, kulinarisch immer treu geblieben. Auch wenn sich die «Löwen»-Karte ziemlich weltoffen – von Thailand bis Zürich gewissermassen – präsentiert. Domenico Miggiano mag die Küchenphilosophie seiner Heimat: «Die italienische Küche baut auf relativ bescheidenen Produkten auf, das liegt mir. Für mich muss bei geschlossenen Augen das Produkt erkennbar sein», sagt er. «Qualität, Handwerk, Kreativität – in dieser Reihenfolge», seien die Grundpfeiler seiner Arbeit.
«Qualität, Handwerk, Kreativität»: Hauptgang mit Kalbsfilet, Steinpilzen und Süsskartoffel-Creme.
The Place to b. Der «Löwen» ist seit 25 Jahren gleichzeitig Dorfbeiz und eine Adresse für gehobene Tischkultur, und das macht viel vom besonderen Charme des Gasthauses aus. Domenico Miggiano macht aus dem Klassiker Vitello Tonnato beispielsweise mühelos einen bodenständigen Gaststuben-Teller oder ein filigranes, hochästhetisches Tellerkunstwerk – je nach dem, in welchem Teil des Hauses das Gericht bestellt wird. Pasta, Suppen oder natürlich das Kalbsgeschnetzelte auf Zürcher Art gibt es mittags und abends in der Beiz. Das Gourmetrestaurant Apriori ist aber glücklicherweise auch von Dienstag bis Freitag für Business-Lunches geöffnet (und abends von Donnerstag bis Samstag). GaultMillau-Rating: 16 Punkte.
Die GaultMillau-Tester stellen im Auftrag der UBS jede Woche einen «Place to b.» vor: Adressen für den gepflegten Businesslunch, für den Brunch am Wochenende, für ein Essen mit Freunden, für Trendsetter & Entdecker, für Verliebte. Bereits erschienene «Tipps der Woche» finden Sie hier.