Text: Urs Heller I Fotos: Thomas Buchwalder, Fabrice Rambert

Drei gute Gründe für die Wahl. Das Swiss Deluxe Hotel Beau-Rivage Palace in Lausanne ist GaultMillaus «Hotel des Jahres». Zum zweiten Mal seit 2007. Dafür gibt es mindestens drei gute Gründe. Erstens: Die besondere Lage: Der Fünfsterne-Palast, im Besitz der «Sandoz Foundation», liegt direkt am Lac Léman in einem vier Hektar grossen Park. Traumsicht, alte Bäumen, riesiger Pool. Raum und Ruhe sind der neue Luxus. Zweitens: Die starken Frauen: Nathalie Seiler-Hayez und Anne-Sophie Pic. Nathalie ist ein General Manager aus der ersten Liga, hat soeben den Hotelflügel «Beau-Rivage» beeindruckend umgebaut und eröffnet. Anne-Sophie Pic hat in Frankreich Ikonen-Status, garantiert internationales Prestige und eine Prise Glamour. Drittens: Die fünf Restaurants im Haus, alle gelistet im GaultMillau. 72 Punkte total.

Beau Rivage Palace Lausanne, GM Hotel des Jahres 2023: Kevin Gurty, Filippo Tawil, Larry Andina, Nassaki Nagago, Raphael Breton, Nathalie seiler-Hayer, Thierry Buffetau, Kevin Vaubourg, Laurent Grignard, Gilberto Ferrinka

Die Chefin und ihre Chefs: v.l. Kevin Gurty, Filippo Tawil, Larry Andino, Nassaki Nagago, Raphael Breton, Nathalie Seiler-Hayez, Thierry Buffeteau, Kévin Vaubourg, Laurent Grignard, Gilberto Ferrinka.

«A dream come true». Nathalie Seiler-Hayez führte mit grossem Erfolg «The Connaught» in Mayfair, eines der berühmtesten Luxushotels in London, mit Dreisterne-Küche und weltberühmter Bar. Dann klingelte der Headhunter, mit einem spektakulären Jobangebot aus der Schweiz: General Manager im «Beau-Rivage Palace» in Lausanne! Nathalie zögerte keine Sekunde: «A dream come true», sagte sie und sagte zu. Der Traum? «Ich habe im Beau-Rivage eine «pré stage absolviert», ehe ich mein Studium an der Ecole Hotelière de Lausanne begann, und ich wusste sofort: Hier will ich mal arbeiten.» Sie kam zurück als Boss. Für sieben Jahre. Die Auszeichnung «GaultMillau Hotel des Jahres 2023» ist auch Hommage an sie. Nathalie Seiler-Hayez hat den Palast am Lac Léman in eine neue Epoche geführt. So gut wie jetzt war das Resort in seiner 161jährigen Geschichte noch nie.

Anne-Sophie Pic

Weltklasse-Köchin: Anne-Sophie Pic ist stolz auf ihre «Filiale» in Lausanne.

Ausblick auf den See

Lage, Lage, Lage: Die Sicht auf Lac Léman und in die Berge ist atemberaubend.

Beau Rivage Palace Lausanne, GM Hotel des Jahres 2023: GM Nathalie Seiler-Hayez

Weltklasse-Hoteldirektorin: Nathalie Seiler-Hayez führte das «Beau-Rivage Palace» sieben Jahre lang.

Alles erreicht! Die Chefin geht. Die Ernte werden andere einfahren. Nathalie Seiler-Hayez verlässt das «Beau-Rivage Palace» Ende Jahr, will sich mal ein paar Monate Ruhe gönnen. Allzu lange wird das «Time out» kaum dauern. Powerfrauen wie sie sind gefragt, erste Angebote liegen auf dem Tisch. «Masterpiece» der Chefin: Der alte «Beau-Rivage»-Flügel wurde ausgehöhlt, umgebaut, erstrahlt im neuen Glanz. Nathalie Seiler-Hayez und der Pariser Pierre-Yves Rochon, Stararchitekt für ziemlich viele Fünfsterne-Paläste (u.a. «Baur au Lac» Zürich, «Kulm» St. Moritz, «Kronenhof» Pontresina) sind dabei sehr behutsam umgegangen: Respekt vor der Geschichte des Hauses. Viel Kunst. Sanfte Farben. Grandiose Badezimmer. Modernste Technik. Die 63 Zimmer (ab 600 Franken) und sieben beeindruckenden Suiten (bis 15 000 Franken) gehören zum Besten, was die Schweizer Luxushotellerie zu bieten hat. Nathalie Seiler-Hayez’ Nachfolge ist geregelt: Der Franzose Benjamin Chemoul, bisher die Nummer 2 im Haus, rückt als General Manager nach.

«Ein magischer Ort.» Hausbesuch im «Beau-Rivage Palace». An der freundlichen Frau hinter der Theke mit den feurig roten Haaren führt kein Weg dabei: Sylvie Gonin, «Cheffe Concièrge» seit 30 Jahren. Sie findet immer eine Lösung. Wünscht sich ein Gast abends einen kleinen Hund als Geschenk für seine Frau, so kriegt er ihn. Von Sylvies Desk sind es noch ein paar Schritte bis ins Paradies: Lobbyterrasse, davor ein vier Hektar grosser Park mit Loungemöbeln, viel Kunst im Garten und einem riesigen Pool. «Ein magischer Ort», sagt Nathalie Seiler-Hayez, «ich bin jedes Mal ergriffen, wenn ich die paar Treppenstufen runter gehe zum Park, auch heute noch, nach sieben Jahren. Diese Weite, diese Ruhe, diese Sicht auf See und Berge!» «Lage, Lage, Lage» heisst im Immobilien-Business die Regel Nummer 1. Gilt auch für den Palast in Ouchy. Aussicht und Ambiente sind auf den Beau-Rivage-Terrassen immer fantastisch: Beim opulenten Frühstück, bei Lunch und Diner chez Madame Anne-Sophie Pic, für den ersten Espresso auf dem Zimmerbalkon und für den letzten Drink an den Tischchen draussen vor der Bar.

Beau Rivage Palace Lausanne, GM Hotel des Jahres 2023: Kevin Vaubourg, AS-Pic: Berlingoli Vegetal

Ein Klassiker auf der Karte von Madame Anne-Sopie: Die Berlingots. 

Beau Rivage Palace Lausanne, GM Hotel des Jahres 2023: Kevin Vaoubourg

Anne-Sopie Pic's Statthalter in Lausanne: Kévin Vaubourg.

Bar de ligne

Hommage an Vater Jacques Pic: Bar de ligne, 30 Gramm Kaviar. 

Das beste Gericht hat Jahrgang 1971! Anne-Sophie Pic, Frankreichs einzige Dreisterne-Köchin, ist nur selten vor Ort, aber immerhin schickt sie ihre besten Chefs als Statthalter in die Schweiz. Kévin Vaubourg hat im Moment das Sagen am riesigen Herd im «Bauch» des Hotels. Er schickt über eine Rolltreppe hoch, was mit 18 GaultMillau-Punkten und zwei Michelin-Sternen belohnt wird: Präzise, hervorragende französische Küche. Das beste Gericht auf der Karte hat Jahrgang 1971: «Jacques Pic Sea Bass with Caviar». Anne-Sophies berühmter Vater Jacques hat dieses Rezept 1971 (!) geschrieben. Dass der Wolfsbarsch heute noch täglich serviert wird, ist sympathische Hommage an den berühmten Chef. Sympathisch auch die Kaviar-Dosierung: Klotzen statt kleckern, 30 Gramm Kaviari Kristal! General Manager Nathalie Seiler-Hayez über Anne-Sophie Pic: «Wir sehen uns selten, aber wir telefonieren häufig. Anne-Sophie ist sehr inspirierend. Ich kann aus jedem Gespräch etwas mitnehmen für meine Arbeit.» Die Ikone aus Valence mit Filialen in der ganzen Welt bleibt noch etwas länger in Lausanne: Ihr Restaurant wird im Winter umgebaut.

Monsieur Guidoux und seine Filets de perches. Das «Beau-Rivage Palace» ist ein Gourmethotel, der weitgereiste Franzose Thierry Buffeteau ist der Executive Chef, wacht über fünf Restaurants, verteidigt 72 GaultMillau-Punkte! «Tout Lausanne» trifft sich im «Beau-Rivage Café» (14 Punkte). Unkomplizierte Bistro-Küche, mit einem klaren Highlight auf der Karte: «Filets de perche du lac meunières, selon arrivage». Serge Guidoux («Pêcherie d’Ouchy») ist Berufsfischer vor Ort. Nur wenige Egli gehen ihm momentan ins Netz, aber die liefert er pünktlich vor dem Mittagsservice im «Beau-Rivage» ab. Beliebt auch das Restaurant gleich nebenan, das «Miyako»: Sushi, Sashimi & noch viel mehr aus dem Meer (13 Punkte).

Lausannes bester «Italiener». Zum Resort gehören auch «Château d’Ouchy» mit seinem klassischen «Grill 57°» (13 Punkte) und das Hotel «Angleterre & Résidence». Das «Accademia» ist «Lausannes bester Italiener». Chef Filippo Tawil stammt aus der Pasta-Hochburg Bologna und gibt auch den Klassikern auf der Karte den kleinen, raffinierten Kick. Best of? Insalata Panzanella. Elicoidali (Pasta) Cacio e Pepe. Lasagna aperta mit «weisser» Bolo. Risotto mit Steinpilzen und geräuchertem Speck. La Dolce Vita in Ouchy.
 

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