Text: Urs Heller I Fotos: Thomas Buchwalder

GlouGlou wird Pop des Jahres 2023

Die Stars des Abends: Glou Glou-Chef Christian Gujan und sein junger Koch Leo Tobler.

Leo, Gian & ein Ragù der Extraklasse. Die stillen Helden des Abends kennt (noch) niemand: Die Chefs Leo Tobler und Gian Thierstein, kaum zwanzig Jahre alt, rührten in der beängstigend kleinen Küche stundenlang gelassen in den grossen Töpfen, servierten 400 Mal Bestseller aus ihrer Karte: Poulet im Chörbli, Erbsli & Burrata, Balchen & Kartoffelsalat, Orecchiette al Ragù. Und was für ein Ragù: Kalbszüngli und Rindsbäggli sind drin, und wer so kräftig würzt, benötigt demnächst einen Waffenschein! GaultMillau-Chef Urs Heller: «So stellen wir uns gute POP-Adressen vor. Unkomplizierte Konzepte, leidenschaftliche Gastgeber und hervorragende Küche!» Der im Piemont aufgewachsene Enrico Salvadori von Titelsponsor American Express bestand auf einer Erinnerungsfoto mit den beiden jungen Köchen: « Bravi Ragazzi! GaultMillau hat die richtigen POP-Könige gewählt.» Chic: Amex erlässt dem «Glou Glou» für ein Jahr alle Gebühren. Grosses Bild oben: Nicolas Joss (Swiss Wine) zeichnet Jungsommelière Katharina Sarrot (Dolder) aus. Eigenbrötler Daniel Amrein und seine Frau Yasmina fahren in einer Morgan Replica vor.

Der König chrampft. Christian Gujan (früher «Lucide» Luzern, «Mesa» und «Maison Manesse» in Zürich) schrieb das «Glou Glou»-Erfolgskonzept, wurde von GaultMillau als «POP-König 2024» ausgezeichnet. Ein König, der an der Party nicht einfach nur Hof hielt, sondern wie immer «chrampfte» für zwei. Gujan ist beliebt in der Szene: 140 Gäste reisten an, um mit ihm zu feiern, unter anderem seine früheren Chefs Lucia und Felix Eppisser, die heute das beste Restaurant in Myanmar führen: «Bewundernswert, was Christian aus dem «Glou Glou» gemacht hat.» Oscar de Matos, «Aufsteiger des Jahres 2022», reiste aus Deutschland an, auch 18-Punktestars wie Silvio Germann oder Patrick Mahler mischten sich unters Party-Volk. Mahler und sein Vize Raul Garcia hatten einen harten Tag hinter sich: Hauptprobe für Rauls Auftritt am S. Pellegrino Young Chef-Finale in Mailand! Die einzige Sorge des jungen Chefs: «Hoffentlich fangen mir die Fischer für Mailand die richtigen Zander. Genau zweieinhalb Kilo schwer müssen sie sein!»

GlouGlou wird Pop des Jahres 2023

Zwei begabte Köche am See: Noemi Bernard (Walchwil ZG), Joshua Lüscher (Bauen UR). 

GlouGlou wird Pop des Jahres 2023

An der Swiss Mountain Bar: Mike Wehrle, Culinary Director auf dem Bürgenstock.

GlouGlou wird Pop des Jahres 2023

Die zwei Jungs der «Villa Hundert»: John Jezewski (l.) und Christian Brangenfeldt.

Zurich calling! Zürich ist das Epizentrum der Schweizer Pop-Szene, und die pulsierende Stadt war im Gärtli gut vertreten. «Züri isst»-Blogger Pascal Grob hielt die Laudatio fürs «Glou Glou». Sebastian Rösch («Lindenhofkeller») plant ein ganz besonderes Wildmenü: Zerlegt und zubereitet wird ein Reh, das ihm Jung-Jäger und Food-Fotograf Lukas Lienhard schiessen soll. Die Vorjahres-Sieger Claudio Sacchi, Patrick Schindler und Armin Azadpour fuhren ebenfalls nach Luzern, unterhielten sich angeregt mit «Magdalena»-Vegi-Starchef Dominik Hartmann. Geheimplan für den nächsten Sommer: Ein «Magdalena-Pop up» in der angesagten «Bar Lupo». Der Erfolg wäre garantiert.

Ein Pyjama für Zuhälter. Natürlich waren die «local heroes» beim «Klassentreffen» im Helvetiagärtli besonders gut vertreten. «Eigenbrötler» Dani Amrein rollte mit einer dreirädrigen Morgan V2-Replica vor. An Bord seine Frau Yasmina und zehn Kilo Brot. Der Kult-Bäcker mit dem Zwirbel-Bärtchen verabschiedete sich früh: «Ich muss zurück in die Backstube!». Moritz Stiefel hätte für seinen frechen «Pyjama-Look» die «Best Dressed»-Auszeichnung verdient. «Habe ich in einem Shop für Zuhälter in New York gekauft», sagt der unerschrockene Koch vergnügt. Stiefels Vertrag im «Hopfenkranz» läuft in zwei Jahren aus; erste Angebote liegen auf seinem Tisch.

Patrick Adank & die fünf Rookies. «Das ist unsere Zukunft!», sagte Nicolas Joss, der Chef von Swiss Wine, und stiess an der Party mit seinen Winzern an. Die stehen vor einem harten Einsatz. Patrick Adank, der Jungstar aus der Bündner Herrschaft: « Es geht los! In den nächsten zwanzig Tagen wird geerntet. Zuerst für unseren Schaumwein, dann für die Pinot Noirs». Fünf seiner Kollegen fuhren bereits eine erste Ernte ein: Geny Hess, der Präsident der GaultMillau-Weinjury, zeichnete Camille Cretigny (Satigny GE), Michel Reynolds (Vaux-sur-Morges VD), Clément Luisier (Saillon VS), Adrien Stevens (Monteggio TI) und Gianmarco Ofner (Eglisau ZH) als «Rookies 2024» aus.

Applaus & Jeroboam für Katharina. Katharina Sarrot, die erst 29jährige Sommelière des «Dolder Grand» in Zürich, surft von Sieg zu Sieg. Erst wurde ihr Luxusresort als «Hotel des Jahres» ausgezeichnet, diesmal stand sie selbst im Rampenlicht: Jungsommelière des Jahres! «Wir wollen den Nachwuchs fördern», sagt Nicolas Joss von Swiss Wine und überreichte ihr eine Riesenflasche: Château d’Auvernier 2022, drei Liter, nicht filtriert. Preisgewinner leben besser: «Seit wir «Hotel des Jahres» geworden sind, hagelt es Bewerbungen», verrät Katharina, die mit Restaurantleiterin Evelyn Igl nach Luzern gekommen ist.