King Crab von einem anderen Stern. Spontan einen Tisch im «Frantzén», dem vielleicht besten Restaurant der Welt, zu ergattern, ist nahezu unmöglich. Aber Björn Frantzén ist nicht der einzige Küchengott in Stockholm. Auch Mathias Dahlgren, 1997 Gewinner des Bocuse d’Or, kocht himmlisch – und hat im eleganten «Grand Hotel» gegenüber des Königsschlosses gleich zwei Restaurants: das «Seafood Gastro» und das «Matbaren». Beide sind gut gebucht, aber mit ein wenig Vorlaufzeit und Flexibilität klappt es sicher mit einem Tisch. Im «Matbaren» gibt es kleine, sehr geradlinige, aber doch raffinierte Gerichte – von Elch-Sashimi über Langustine mit Dill-Mayo bis Butter-Brioche mit Kalix-Löjrom (der sensationelle Rogen der Kleinen Meeräsche) oder Bao Buns mit Crispy Chicken. Im «Seafood Gastro» dekliniert Dahlgren den Fang aus skandinavischen Gewässern virtuos durch. Die Qualität von schwedischem Hummer oder Jakobsmuscheln und King Crab aus Norwegen stellt alles in den Schatten. Wer das nötige Kleingeld hat, checkt zum Übernachten im «Grand Hotel» ein. Königin Silvia sagt, sie habe vom Schloss aus den schönsten Blick im Land. Weil sie dieses Hoteljuwel sehe. Bild oben: Blick auf den Stadtteil Blasieholmen und das «Grand Hotel».
Frischer geht's nicht: Jakobsmuscheln im «Seafood Gastro».
Mathias Dahlgren betreibt im «Grand Hotel» zwei fabelhafte Restaurants.
Signature Dish im «Matbaren»: Bao Buns mit Crispy Chicken.
Frantzéns Brasserie im Kino. Einen kurzen Spaziergang vom «Grand Hotel» entfernt, liegt das unkomplizierte Restaurant der Frantzén Group in Stockholm. Sein Name: «Brasserie Astoria». Sein Küchenstil: französisch mit schwedischem Touch. Der grösste Trumpf ist aber die Location, ein umgebautes Kino mit riesigen Räumen und gewaltiger Freitreppe. 200 Plätze auf 1200 Quadratmetern und zwei Stockwerken. Im Obergeschoss kann man die Chefs bei der Arbeit in der offenen Küche beobachten. Der Service bereitet diverse Gerichte direkt vor den Gästen am Tisch zu. Cesar Salad, Tatar oder das mit Cognac flambierte Rindsfilet zum Beispiel. Den traditionellen Toast Skagen gibt es hier in einer Luxusvariante – mit King Crab, Kalix-Löjrom, Zitronenconfit, Wasabi-Öl und gepickelten Zwiebeln. Die «Brasserie Astoria» ist ein Erfolgskonzept, das Frantzén schon zweimal kopiert hat, in Singapur und Marbella. Apropos Frantzén: Ein Porträt des Starkochs und alles über sein Flaggschiff-Restaurant finden Sie hier.
Diese Treppe ist ein Markenzeichen der «Brasserie Astoria».
Zu Frantzéns Luxusvariante des Toast Skagen gehört auch King Crab.
Polnischer Cheesecake mit Rhabarber. Winzig klein, aber oho ist das «Schmaltz Delicatessen» in der unmittelbaren Nachbarschaft der «Brasserie Astoria». Die besten Tischchen sind die auf der Terrasse, die Klassiker des Hauses die geräucherte Makrele mit Kartoffeln, Dillgurken und Meerrettich-Dressing, das Reuben-Sandwich, das Hühnerleber-Parfait und der polnische Cheesecake mit Rhabarberkompott. Leider nur selten auf dem Menü, dafür umso beglückender: Kugel (ein jüdischer Auflauf) mit Heringsrogen, Smetana (dicker Sauerrahm) und roten Zwiebeln.
Kugel – eine Art Kartoffelauflauf – ist im «Schmaltz» unschlagbar luftig.
Wer kann bei diesem Cheesecake Nein sagen? Dazu gibt es Rhabarberkompott.
Eines der besten Crevetten-Brote gibt es im «Skroten Café och Skeppshandel».
Ganz einfach – und einfach gut. Das ikonische «Räkmacka», eine mit Crevetten, Ei, Mayonnaise und Dill bedeckte Scheibe Brot, gibt es in Stockholm an jeder Ecke. Nur an wenigen Orten schmeckt die Spezialität aber so gut wie im «Skroten Café och Skeppshandel» auf der Insel Djurgården, einem Mix aus Café und Souvenirgeschäft. Hier gibt es ausserdem sehr günstige und sorgfältig zubereitete Tagesgerichte – perfekt für einen Ausflug mit der ganzen Familie. Auch ganz vorne dabei in der «Räkmacka»-Hitliste: Das in der alten Markthalle untergebrachte Restaurant Lisa Elmqvist, das tagsüber ein Fischgeschäft ist und eine entsprechend grossartige Auswahl an Delikatessen aus dem Meer anbietet.
Tagsüber ein Geschäft, abends ein Restaurant: Im «Lisa Elmqvist» sind Fisch und Meeresfrüchte Trumpf.
Nicht ohne meine Fleischbällchen. Doch was wäre ein Ausflug nach Stockholm ohne Köttbullar? Unsere Lieblingsadresse für die berühmten Fleischbällchen: «Ulla Windbladh» in einem Park auf Djurgården. Das Restaurant ist so schwedisch wie Pippi Langstrumpf und serviert die Spezialität ganz klassisch, mit kräftiger dunkler Sauce, buttrigem Kartoffelpüree und leicht süsslich eingelegten Dillgurken. Auch Preiselbeeren dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Das Haus, in dem das Lokal untergebracht ist, wurde 1897 für die Allgemeine Kunst- und Industrieausstellung in Stockholm fertiggestellt, heute ist es ein Stück Architekturgeschichte der Stadt.
So schwedisch wie Pippi Langstrumpf: «Ulla Winbladh», das Paradies für Köttbullar-Fans.
Schlemmen bis nachts um zwei. Der «Sturehof» im eleganten Stadtteil Östermalm ist die beste Anlaufstelle für hungrige Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer in Stockholm. An 365 Tagen im Jahr geöffnet, schliesst das grosse, stimmungsvolle Lokal seine Türen erst nachts um zwei. Die schwedisch-französisch inspirierte Küche enttäuscht nie, vor allem Meeresfrüchte- und Fisch-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Unbedingt probieren: die «Assiettes assorties» mit vier verschiedenen Sorten Hering, gebeiztem Lachs und Geflügellebermousse. Berühmt sind auch die gratinierten Langustinen mit Västerbotten-Käse (würziger Hartkäse), Dill, Zitrone und Mohnbrot. Anstelle eines Wiener Schnitzels vom Kalb gibt es hier knusprig ummantelten Kohlenfisch mit Salat an Cesar-Dressing, frittierten Kapern und Pommes frites.
Der «Sturehof» ist weitherum bekannt für seine Meeresfrüchteplatten.
Late-Night-Restaurant: Im «Sturehof» kann man bis nachts um zwei essen.
Die «Lillebrors Bageri» backt die besten Kardamom-Bullar des Planeten.
Zimt oder Kardamom? Die Suche nach den besten «Bullar» (süsse Teigkringel) der Stadt führt ins unscheinbare Quartier Sabbatsberg. «Lillebror's Bageri» (die Bäckerei des kleinen Bruders) steht auf dem kleinen Laden, vor dem sich vor allem am Wochenende ziemlich lange Schlangen bilden können. Die «Bullar» mit Zimt oder Kardamom sind hier unvergleichlich weich und fluffig – und mit Absicht schön hell gebacken. Ein Traum! Und nicht nur für jene, die als Kind beim Backen immer Teig stibitzt haben. Wenn man schon vor Ort ist, sollte man gleich auch ein paar Patisserie-Varianten probieren und einen Laib vom traumhaften Sauerteigbrot mitnehmen.
Fotos: HO, Alamy, Alex Kühn