Zuerst eine Prise Nostalgie. Wann hatten Sie Ihr erstes Date mit Betty Bossi?
Ich bin in einem Betty Bossi Haushalt aufgewachsen. Meine Mutter hatte Dutzende von Betty Bossi-Büchern.
Dann gab’s zu Hause bestimmt auch ein Betty Bossi-Rezept, das Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist?
Klar. Schinken in Portwein. Ein einfacher Auflauf, Nudeln dazu. Damit konnte man mir eine riesige Freude machen.
Ich weiss, dass Sie selbst ein ausgezeichneter Koch sind. Sie brauchen keine Betty Bossi Rezepte mehr.
Halt! Wenn es schnell gehen muss und der Aufwand nicht zu gross sein darf, sind Rezepte von Betty Bossi sehr willkommen. Ich lasse mich von Köchen gerne inspirieren, lade auch mal ein Rezept aus dem Internet runter. Aber ich liebe es, Rezepte weiterzuentwickeln, Gerichte selbst zu kreieren. Am liebsten koche ich, wenn ich genügend Zeit habe, auch für eine richtig schöne Sauce.

Hier kocht der Chef: Philipp Wyss auf dem Dach des Hotels «Märthof» mitten in Basel.

Liebevoll zubereitet: Philipp Wyss legt Hohrücken-Steak auf den Grill.
Sie sind auch Grillmeister. Und ich nehme mal an, dass in Ihrem Garten der neue Betty Bossi-Grill steht.
Natürlich, und in unserem Ferienhaus in Valbella steht noch einer. Ich kann den Betty Bossi-Grill empfehlen. Der ist ausgezeichnet, und der Service ist perfekt. Man kriegt ihn nach Hause geliefert, er wird fertig montiert, und der alte Grill wird umgehend entsorgt.
Sind Sie ein Schönwetter-Griller?
Ich grilliere bei jedem Wetter, auch im Winter draussen im Schnee.
Grosse Chefs haben einen Signature Dish. Was haben Sie für einen?
Ich mag grosse Fische. Am liebsten grilliere ich einen fünf Kilo schweren Steinbutt. Auch Ceviche kann ich gut, in Dutzenden von Varianten, etwa mit Egli aus Frutigen.

Keine Angst vor Meergetier: Pulpo vom Grill mit Gemüse.
Sie sind gelernter Metzger. Dann haben Sie uns bestimmt den ultimativen Fleisch-Tipp. Muss ja nicht immer Filet sein.
Ich empfehle Second Cuts! Ein Nierenzapfen, also ein Onglet ist top auf dem Grill oder eine Kalbsbrust oder eine ganze Kalbshaxe, zuerst sous-vide gegart, dann auf dem Grill vollendet. Macht man das richtig, löst sich das Fleisch von selbst vom Knochen!
Sie haben drei Kinder. Wetten, dass sich diese auch Vegi-Gerichte wünschen?
Kein Problem. Ich bereite dann gerne ein Wassermelonen-Steak, Auberginen oder ein Blumenkohl-Steak zu. Im Garten haben wir auch alle Kräuter, die es dazu braucht.
Sie sind Mitglied in zwei Kochklubs.
Richtig, und die sechs Termine pro Jahr sind mir heilig. Wir kochen seit 1997 zusammen. An unser erstes Gericht kann ich mich noch erinnern: Spaghetti Cinque Pi! In der Zwischenzeit haben wir uns gesteigert. Aber jetzt geht’s mehr um die Geselligkeit.
Jetzt wird gerade Betty Bossi-Nostalgie zelebriert, mit dem Kinofilm «Hello Betty». Haben Sie ihn schon gesehen?
Den haben ja nicht wir initiiert, freuen uns aber natürlich darüber, dass es Betty Bossi bald auch auf der grossen Leinwand zu sehen gibt. Ich habe den Trailer gesehen und der macht Lust auf mehr. Ich freue mich sehr auf die Premiere.
Betty Bossi ist seit 70 Jahren die Freundin aller, die gerne kochen, und die Gelinggarantie ist auch heute noch ein starkes Argument. Aber Betty Bossi ist längst mehr: Das kulinarische Herz des ganzen Coop-Sortiments!
Betty Bossi ist unser kulinarisches Gewissen! Das Team entwickelt alle Produkte unserer Eigenmarken, schreibt alle Rezepte, liefert Tipps & Tricks, die wir auf die Verpackung drucken können und nimmt die neuen Produkte auch ab. Betty Bossi drückt bei uns den Gütestempel drauf, in allen Preisklassen, von Prix Garantie bis zu Fine Food.
Eigentlich verdienen die Betty Bossi-Mitarbeiter ein dickes Kompliment. Sie treffen den Zeitgeist, haben trotz Millionen von Influencern und Rezept-Fritzen noch immer die Nase vorn.
Betty Bossi ist in unserer Gruppe meine Lieblingstochter. Die Mitarbeitenden machen einen Superjob. 400’000 zahlende Zeitungsabonnenten hat heute keiner mehr, und das liegt zu einem grossen Teil an ihnen. Wir sind die Firma, die kochen und Kulinarik liebt!
Nehmen Sie uns mit auf eine Einkaufsrunde. Was laden Sie in einem grossen Coop ins Einkaufswägeli?
Früchte, Gemüse, unsere eigenen Würste, ganze Fische, Crevetten, unser Pulpo, unser Brot. Wir setzen auf Vielfalt, nicht auf Einfalt. Deshalb bieten wir gegen 40’000 verschiedene Artikel an.
Sie haben bestimmt einen Geheimtipp auf Lager.
Ich empfehle unsere hausgemachten Würste, nur mit Kalb und Rind. Unsere Metzger sind zurecht richtig stolz drauf.
Für Ihre Thai-Produkte haben Sie eine berühmte Partnerin, die Starköchin Nooror Somany Steppé vom «Blue Elephant» in Bangkok. Vor allem die Curry-Pasten sind gut.
Eine schöne Linie für Liebhaber. Wir waren die ersten, die Thai-Produkte ohne Konservierungsmittel in die Schweiz gebracht haben. Nooror kommt immer wieder mal vorbei und schult unsere Köche.

Coop-Eigenmarke: Radiatori von Sapori d'Italia.

Sapori d'Italia: Welcher Pesto darf's denn sein?
Italienisch kann Coop auch. Die Radiatori al bronzo aus Ihrer Sapori-Linie kaufe ich öfter, weil diese Pasta die Sauce so gut aufsaugt.
Die Schweizer mögen alles, was aus Italien kommt. Deshalb haben wir mit Sapori d’Italia eine Eigenmarke aufgebaut und schreiben damit eine Erfolgsgeschichte.
Mir imponiert auch Ihr Mondovino-Weinangebot.
Wir haben ein stolzes Sortiment, in allen Preisklassen. Vor allem Weine aus der Schweiz sind gut vertreten.
Die Sache hat nur einen Haken: Die jungen Menschen trinken weniger!
Das ist so. Dafür steigt der Umsatz beim alkoholfreien Bier, und wir bauen unser alkoholfreies Sortiment laufend aus. Ich persönlich hoffe, dass sich wieder mehr an Wein erfreuen. Öffne ich zu Hause eine Flasche Ligornetto, trinken immer alle mit.
In Eure Tiefkühltruhe greife ich nie. Ich kann nicht verstehen, wie man eine tiefgefrorene Pizza kaufen kann. Man kann doch einen Pizzateig kaufen und den Rest selbst machen.
Ich kaufe schon mal eine TK-Pizza, eine Brewbee-Margherita, hergestellt aus Nebenprodukten der Appenzeller Brauerei Locher, aus Mehl, Bierhefe und Treber. Das macht wirklich viel Sinn. Aber natürlich bleibt es nicht bei der Margherita. Ich lasse mir schon noch einige zusätzlichen Komponenten einfallen, meistens Gemüse und Sardellen.
Apropos Gemüse. Hat Coop den Bedarf nach veganen Gerichten überschätzt?
Der Absatz von einigen Fleischersatz-Produkten stagniert, aber die Marke Green Mountain von Hilcona wächst weiterhin und hat wirklich tolle und gute Produkte. Ich glaube aber: Gutes Gemüse ist auf die Dauer die beste Fleisch-Alternative.
Wo endet Ihre Einkaufstour? An der Kasse oder beim Self-Check out?
Wenn immer möglich an der Kasse. Ich suche gerne das Gespräch mit unseren Mitarbeiterinnen. Ich bin auch mindestens einen Tag pro Woche unterwegs in unseren Verkaufsstellen.
Muss der CEO auch bezahlen oder kriegt er alles gratis?
Ich zahle selbstverständlich sämtliche Einkäufe.
Sie bilden Tausende von Lernenden aus. Eine Aktion gegen den Fachkräftemangel?
Wir haben 3500 Lernende in 35 Berufen. Dieses Jahr sind 1270 neu bei uns gestartet, ein neuer Höchststand. Wir geben ihnen die Möglichkeit, sich in der Firma weiterzuentwickeln. Das hilft uns für die Zukunft. Metzger und Köche findet man heute kaum mehr, da hat unsere eigene Ausbildung noch mehr Bedeutung.
Coop wächst schneller als die Konkurrenz. Das Erfolgsgeheimnis?
Unser breites Sortiment und unsere Standorte, die nahe bei unseren Kundinnen und Kunden sind, selbst ganz hinten im Verzascatal. Dazu ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, sowie die angenehmen Ladeneinrichtungen. Die Kunden sollen sich wohl fühlen bei uns.
Weihnachten kommt bestimmt. Wissen Sie bereits heute, wie das Weihnachtsessen bei Familie Wyss aussehen wird?
Am 24. Dezember laden wir die ganze Verwandtschaft ein, sitzen zu zwölft an einem grossen Tisch. Erst gibt es jede Menge Vorspeisen, auch Bio-Lachs und Pasteten, dann mal Fondue Chinoise, mal Fondue Bourguignon.
Und der Küchenchef heisst immer Philipp Wyss?
Fällt Weihnachten auf ein Wochenende, koche ich. Ist Weihnachten unter der Woche, übernimmt meine Frau, ich bin ja dann noch am Arbeiten. Aber natürlich helfe ich am Abend mit.
Fotos: Adrian Bretscher, Paul Seewer

